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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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wem?«
    »Angefangen hat es als Schwulentreff. Es gibt da eine Drag Queen mit dem treffenden Namen Miss Tonguelash. Heutzutage gehen alle möglichen Leute dorthin, um zu hören, wen die Lästerzunge aufs Korn nimmt.«
    Jon sah Rick an. Er wollte ihn fragen, woher er so gut über ein Lokal in Manchesters Schwulenviertel Bescheid wusste. Doch Ricks Blick klebte an den Auszügen, und Röte überzog seinen Nacken. Jon erstarben die Worte auf den Lippen.
    Mrs. Dean trat durch den Türbogen. Als sie ihnen die Porzellantassen hinhielt, begannen sie, auf ihren Untertassen zu klirren. Tee schwappte über. »Er kommt nicht zurück. Dieses Aas.«
    Aus ihrem Mund klang dieses Wort fremdartig. Sie fing zu weinen an. Rasch stand Jon auf und nahm ihr die Tassen aus den zitternden Händen. Rick zog einen Stuhl unter dem Tisch heraus, sie ließ sich darauffallen und schlug die Hände vors Gesicht.
    Jon stand verlegen daneben, doch Rick holte ihre Teetasse und setzte sich neben sie. Er nahm ihre Hand und sagte leise: »Warum sagen Sie das, Mrs. Dean?«
    Sie sah hoch, Tränen in den Augen. »Darum.« Sie zeigte anklagend auf die Kreditkartenauszüge. »Er verheimlicht mir schon die ganze Zeit etwas. Er hatte schon immer etwas Distanziertes, aber in letzter Zeit hat er sich verändert. Er hat jemand anderes kennengelernt, ich weiß es.«
    »Inwiefern hat er sich verändert?«, fragte Rick.
    Sie entzog ihm die Hand und holte ein Taschentuch aus dem Ärmel ihrer Strickjacke. »Sein Benehmen. Als hätte er eine Midlife Crisis. Stellen Sie sich vor, er hat davon geredet, sich ein Motorrad zu kaufen. Und er hat sich tätowieren lassen. Ausgerechnet.«
    Jon setzte sich. »Was hat er sich tätowieren lassen?«
    »Einen Marienkäfer. Auf der Schulter. Was ist denn in ihn gefahren? Er ist neununddreißig.«
    Jon betrachtete die gerahmte Fotografie an der Wand:
    Mrs. Dean stand steif neben einem dünnen Mann mit dürftigem Oberlippenbart und schwungvoll zur Seite gekämmtem Haar. Hinter ihnen ragte der Eiffelturm in den Himmel. Sie waren in der Stadt der Liebe, doch gut zwanzig Zentimeter voneinander getrennt.
    Jon suchte die Wand nach Fotos von Kindern ab. Es gab keine. »Mrs. Dean, gibt es jemanden, zu dem Gordon gegangen sein könnte? Einen engen Freund, einen Sohn, eine Tochter?«
    »Wir haben keine Kinder«, antwortete sie, und ihr linker Augenwinkel begann zu zucken. »Ich habe schon alle Leute angerufen, die mir eingefallen sind. Niemand hat etwas von ihm gehört.«
    Jons Blick wanderte zurück zu der Aufnahme in Paris.
    »Mrs. Dean, es würde uns sehr helfen, wenn wir ein Foto neueren Datums von Ihrem Mann haben könnten.«
     
    Im letzten Licht des Tages fuhren sie auf der M6 zurück. Jons Gedanken hüpften zwischen Gordon Deans Verschwinden und Ricks intimen Kenntnissen über eine Bar im Gay Village hin und her. War der Typ vielleicht homosexuell? Auf jeden Fall war da etwas komisch.
    Als sie ungefähr zwei Drittel der Strecke nach Manchester hinter sich hatten, verdüsterte sich der Himmel, und ein paar Minuten später fielen die ersten Regentropfen auf die Windschutzscheibe.
    »Willkommen in Manchester«, sagte Jon mit ironischem Beifall.
    Die Rezeptionistin des Novotel war eine Frau um die vierzig, mit widerspenstigem rotem Haar, das sich selbst von einem Großaufgebot an Haarklammern nur schwer bändigen ließ. »Wie kann ich Ihnen helfen?« Ein osteuropäischer Akzent verlieh ihrer Begrüßung etwas Brüskes.
    Jon warf einen Blick auf ihr Namensschild. »Hallo, Kristina. Ich bin DI Spicer, das ist DS Saville.« Die enthusiastische Reaktion beim Anblick ihrer Dienstausweise überraschte ihn. Vielleicht hatte sie etwas mit der Einstellung der Menschen gegenüber Behörden in ihrem Herkunftsland zu tun. Sie hörte sich ihr Anliegen an, sah im Computer nach und bestätigte schließlich, dass Gordon Dean sich am Vortag angemeldet hatte. »Jetzt ist aber schon ein anderer Gast im Zimmer.«
    »Dann hat Mr. Dean sich also wieder abgemeldet. Können Sie mir sagen, um welche Uhrzeit?«
    »Das ist nicht möglich. Viele Gäste lassen den Schlüssel stecken, andere werfen ihn in den Briefkasten am Ende des Tresens. Das Zimmer wird bei der Anmeldung bezahlt und sollte am nächsten Tag bis elf Uhr am Vormittag geräumt werden.«
    »Können Sie mir sagen, ob in diesem Zimmer etwas zurückgelassen wurde? Taschen, ein Laptop, etwas in der Art?«, fragte Rick.
    »Ich frage mal nach, ob etwas gefunden wurde.« Sie verschwand in das Zimmer hinter

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