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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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schlimmer, als sich die Höhle vergrößerte. Es dauerte nicht lange und er konnte wieder au f recht stehen. Der Blick seiner Augen durchdrang die Dunke l heit.
    Der Boden war eine schlammige Masse aus Grundwasser, fauligen Fleischresten und Blut. In der Mitte des Raums stand eine mannsh o he Skulptur aus Lehm. Sie hatte die Form eines menschlichen Schädels, besonders auffällig waren jedoch die langen spitzen Eckzähne, die bedrohlich aus einem halbgeöf f neten Maul herausragten.
    Wenngleich die Skulptur nicht mehr als ein primitives Machwerk war, erkannte Larkyen das Antlitz Strygars darin wieder. Strygar war der Schöpfer der Strygarer gewesen, ihr Gott, und sie verehrten ihn. Einer Opfergabe gleich, war ein menschl i ches Herz in sein Maul hineingepresst worden.
    Von der Erinnerung an Strygars Vernichtung erfüllt, ze r schmetterte Larkyen die Lehmskulptur mit seiner Faust. Und er wünschte sich so sehr, dass die Welt diesen Namen niemals kennenlernen musste, wenngleich er selbst ihn in tausenden von Jahren nicht vergessen würde.
    Larkyen untersuchte die Höhle genau, er tastete selbst die Wände auf mögliche Hohlräume ab. Zu seiner Beruhigung stieß er auf keine Strygarer mehr.
     
    Das bolwarische Hochland glich mit seinen vielen Hügeln und kleinen engen Tälern einem von Nebelschleiern beherrschten Irrgarten. Wie Wothar gesagt hatte, würde ein Reisender ohne fundierte Ortskenntnis schnell Gefahr laufen, sich hier zu veri r ren. Aufgrund des begrenzten Sichtfeldes waren Entfernungen nur schwer abzuschä t zen.
    Sie hatten beschlossen, zu Fuß zu gehen und die Pferde an den Zügeln zu führen. Solange sie auch wanderten, die Lan d schaft schien sich nicht im Geringsten zu verändern. Kräftige Win d stöße, die manchmal die höheren Ebenen heimsuchten, ließen inmitten der Nebelschleier Trugbilder von sich hastig bewegenden Gestalten entstehen, und nur zu oft geschah es, dass Larkyen und Wothar in aufkommender Nervosität zum Schwert griffen. Zu frisch noch waren die Erinnerungen an die Begegnung mit den Strygarern, so dass sie lieber Vorsicht wa l ten ließen.
    Beide waren froh, als das Hochland in einer flachen, von Gräsern bewachsenen Gegend endete, wo der Himmel klar war und der Nebel fern.
    „Seitdem ich weiß, wer und was die Strygarer sind, freue ich mich über jeden Sonnenstrahl“, sagte Wothar sichtlich erleic h tert. Larkyen erging es nicht anders.
     
    Als sie eine Seenlandschaft durchquerten, war der ewige Wald b e reits als grünlicher Wall am Horizont zu erkennen. Durch ihr rasches Näherkommen zu Pferd schreckten die Reisenden an einem Ufer eine Gruppe wilder Menschen auf. Die acht Mä n ner und Frauen trugen lediglich Fellkleidung und waren ba r fuss. Mit Holzspeeren und Netzen hatten sie versucht, Fische zu fangen. Ihre aufgereihten Fänge bewiesen ihren Erfolg.
    Die Männer stellten sich schützend vor die Frauen und e r hoben ihre Speere mit wilden Drohgebärden. Einer von ihnen stieß einen Ruf aus und winkte hastig in Richtung einer Sie d lung aus großen Lehmhütten, die sich unauffällig in das Lan d schaftsbild einfügten. Sein Schrei wurde beantwortet, worau f hin zwei Dutzend Gestalten heranstürmten. Über ihren Fel l kleidern trugen sie primitive Rüstungen, hergestellt aus Kn o chen und fra n sigen Lederplatten, bewaffnet waren sie mit Steinäxten und Holzspeeren.
    „Dieses Land ist zu feindselig gegenüber Reisenden“, sagte Larkyen. „Wenn sich die Bolwaren so verhalten, weil die Na r ben des Krieges noch immer nicht verheilt sind, dann hat dein König Wulfgar ganze Arbeit geleistet.“
    „Das sind nur primitive Wilde“, erklärte Wothar. „In der bolwarischen Wildnis gibt es ihrer noch viele. Sie lehnen jegl i che Zivilisat i on ab und leben noch immer so wie die alten Klans.“
    Larkyen und Wothar brachten ihre Pferde zum Stehen, als die wilden Krieger ihnen mit emporgereckten Speeren den Weg versperrten. Das Pferd des Unsterblichen bäumte sich zu imp o santer Größe auf, und sein lautes Schnauben genügte, um einen Teil der Angreifer für den Moment zurückzutreiben.
    „Wir sind keine Feinde“, rief Larkyen. „Wir sind auf der Durchreise und wollen keine Konflikte.“
    Aus den Reihen der Wilden trat ein Mann hervor, dessen Gesicht kalkweiß bemalt war. Er trug einen Kopfschmuck, der aus dem Schädel eines Hirsches gefertigt war; das Geweih ra g te in weitem Abstand empor. Auch er trug Fellkleidung, jedoch von edlerer B e schaffenheit.
    „Das ist ihr

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