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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Larkyen und Wothar ihren Ritt.
    „Ab hier musst du allein weiterziehen“, sagte Wothar, „und zwar zu Fuß. In diesem Wald leben Tiere von unbekannter Art und Größe. Weder die Pferde, noch ich selbst würden einen längeren Aufenthalt überleben.“
    „Als würde mich dein Tod scheren“, grummelte Larkyen. „Wie finde ich die Hexe?“
    „Laut König Wulfgars Berichten über diesen Wald, muss es etwa e i nen halben Tagesmarsch in südöstlicher Richtung sein. Du wirst auf einen Fluss treffen; an seinem Ufer bewegst du dich stromaufwärts, bis du den Hexenberg siehst. Dort liegt der Eingang zu ihrer Höhle. Wenn du der Hüterin des Wolfszepters gegenüberstehst, sei stets vorsichtig, sie ist listig.“
    „Die Hexe wird mir das Zepter bestimmt nicht freiwillig übe r lassen.“
    „Wenn sie Widerstand leistet, töte sie. Auch das ist der Wi l le des Königs von Kentar.“
    „Ob die Hexe lebt oder stirbt, werde ich entscheiden, sobald ich ihr gegenüberstehe.“
     
    Schon nach wenigen Schritten glaubte Larkyen eine andere Welt b e treten zu haben. Fremdartige Pflanzen, deren grüne Blätter groß wie Dächer waren, wuchsen zwischen den Stä m men der Bäume. Ein Tausendfüßler von der Größe einer Wü r geschlange krabbelte darüber hinweg. Faustgroße Libellen schwirrten durch die immer wärmer werdende Luft. Das Er d reich war von einem Geflecht riesiger Wu r zeln durchzogen, die sich im Verlauf ihres Wachstums oftmals b o genförmig erhoben hatten. Zusammen mit den benachbarten Farnen und Strä u chern boten sie natürliche Höhlen, in deren Schatten Larkyen lange Zeit wandern musste.
    Er witterte die Nähe mehrerer Tiere und wusste sich von i h nen be o bachtet, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Er hörte ihr Schnaufen, spürte manchmal dumpfe Vibrationen im B o den, wenn sie ihre gr o ßen Leiber bewegten.
    Immer wieder stieß er auf heiße Quellen und Seen, ebenso auf me h rere Geysire; sie zeugten von vulkanischen Aktivitäten im Erdreich und lieferten Larkyen zumindest eine Erklärung für das scheinbar unveränderte Fortbestehen des ewigen Wa l des trotz der vergangenen Eiszeit.
    Nicht weit vor sich sah er einen Hirsch stehen, und das Tier war bei weitem größer als seine Artgenossen in anderen Teilen der Welt. Das Geweih stand ausladend von seinem schmalen Kopf ab. Seine san f ten Augen hatten Larkyen fixiert.
    Ein Knacken im Unterholz der nahen Umgebung ließ das Tier z u sammenzucken. Abrupt setzte es sich in Bewegung, als von irgendwo aus dem Dickicht eine mannshohe Echse hervo r sprang. Unter der grünlichen Schuppenhaut zeichneten sich die arbeitenden Muskeln ab, das schnabelartige Maul barg zwei Reihen scharfer Zähne. Ein gezackter Kamm verlief aufrecht über seinen Rücken hinweg und verjüngte sich zum Schwan z ende hin.
    Die Echse stieß einen heiseren Schrei aus, bevor sie ihre dornenart i gen Krallen in den Leib des Hirsches schlug und eine verheerende Wunde in sein Fleisch riss. Der Hirsch sank zu Boden und wand sich noch einige Male, selbst dann noch, als die Echse ihren langen Kopf tief in die Wunde grub und zu fressen begann.
    Larkyen ließ den Gesetzen der Wildnis ihren Lauf.
    Die Ebenen von Tarsun, die Larkyen letzten Sommer durc h quert hatte, boten noch viele Skelette von derart großen Ec h sen. Ein Zeugnis dafür, dass sie einst in vielen Teilen der Welt gelebt haben mussten, bis sich ihr Zeitalter dem Ende z u neigte. In diesem Moment begann sich der Unsterbliche zu fr a gen, welches Ereignis derart mächtige Tiere vom Antlitz der Welt verschwinden ließ. Wurde ihre Her r schaft vielleicht von einer noch mächtigeren Art von Lebewesen abgelöst? Oder hatten sie versäumt, sich den Veränderungen ihres Lebensraums a n zupassen? Für Larkyen verkörperte die Existenz der Strygarer jede dieser Gefahren; sie waren mächtig genug, Me n schen und Tiere auszurotten und die Welt zu verändern.
    Ganz gleich, welche Ereignisse in anderen Teilen der Welt über Bestehen oder Niedergang entscheiden konnten, sie schi e nen hier weniger gewichtig zu sein. Dieser Wald bot einen L e bensraum für Tiere aus verschiedensten Zeitaltern. Larkyen sollte noch viele ihm unb e kannte Wesen erblicken.
     
    Schon bald gelangte er an den von Wothar erwähnten Fluss. An den Ufern eines Nebenarms erblickte er weitere Echsen, bei weitem gr ö ßer als die zuvor gesehene. Ihre Schwänze waren so lang wie ihre Hälse und die Köpfe so schmal wie bei einer Schlange. Der gewöl b te, massige Rücken ließ

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