Totenheer (German Edition)
die Hälfte von ihnen verwandelt wurde, werden die Strygarer selbst zu einem beachtlichen Heer angewachsen sein. Und du hast erlebt, wie gefährlich diese Wesen sind.“
„Aber tagsüber sind die Strygarer schwächer.“
„Sie werden sich bei Tageslicht irgendwo tief unter der E r de, mögl i cherweise in den Kanälen und Katakomben der Stadt eingenistet haben. Wer immer es wagt, dort hinunter zu ste i gen, ist verloren. Dieses Bündnis wird keinen Sieg erringen, doch wenn sich ihnen noch ein weiteres Land anschließen würde, dann bestünde Hoffnung für den Westen.“
„Du denkst an Kentar und das Totenheer“, ahnte Wothar.
Der Unsterbliche nickte und sah seinen Gefährten eindrin g lich an. „Wirst du deinem König von den Ereignissen in Ken-Tunys beric h ten und von der Gefahr, die über uns allen schwebt?“
„Natürlich werde ich das.“
„Es wird Krieg geben im Westen, das ist unausweichlich. Für dich und deinen König stellt sich die Frage, auf welcher Seite ihr stehen wollt.“
„In einer solchen Krise bin ich bereit, den Feinden von einst im Kampf gegen die Strygarer beizustehen.“
„Wenn Wulfgar deine Meinung teilt und einwilligt, das T o tenheer gegen die Strygarer kämpfen zu lassen, dann werde ich ihn am Leben lassen. Wir werden vereint gegen die Strygarer zu Felde ziehen.“ Und Larkyen meinte es ernst, König Wulfgar war von Tarynaar geschult worden und besaß zudem eine E r fahrung als Feldherr wie nur wenige Sterbliche oder sogar U n sterbliche. Der König könnte noch von erheblichem Nutzen sein.
Wothar lächelte zufrieden, bevor er sagte: „Ein guter G e danke.“
Die Taverne Zum Enterhaken war nur mäßig gefüllt. Die mei s ten Gäste hatten sich auf den Marktplatz begeben um den Bü r germeister sprechen zu hören und verweilten immer noch dort. In einer dunklen Ecke saß Schiffsherr Gyland allein an einem Tisch und trank Wein aus einem Tonkelch. Grüblerisch hatte er den Kopf geneigt und starrte auf die ansonsten leere Tischpla t te.
„Gyland“, rief Wothar. „Ich bin froh, dich hier anzutreffen. Dein Dienst wird benötigt.“
Der Schiffsherr blickte auf, sein von Brandwunden gezeic h netes G e sicht war voller Sorge.
„Wothar, du bist es. Willst du also wieder zurück in deine Heimat? Zahlst du erneut mit Edelsteinen?“
„Ja, zu den gleichen Bedingungen.“
„Das ist diesmal viel zu wenig, alter Freund.“
„Sechzehn Steine sind mehr als genug.“
„Lass mich dir meine schwierige Situation erklären. In Fri e densze i ten reichen sechzehn Steine durchaus, aber alles deutet darauf hin, dass sich ein neuer Krieg ankündigt. Die unglaubl i chen Geschichten, die aus Ken-Tunys hierher dringen, spr e chen für sich, und der Bürgermeister hat sie in seiner Anspr a che ausnahmslos bestätigt. Es wird nicht lange dauern, bis Tharland und Atland ihre Flotten entsenden. Das bedeutet, auf dem grauen Meer wird es vor Schiffen nur so wimmeln und für einen Schmuggler wie mich ist die Gefahr umso größer, auf hoher See entdeckt und kontrolliert zu werden. Insbesondere die Tharländer haben für Leute wie mich nicht viel übrig und ihre Soldaten würden mit mir und der Mannschaft sofort ku r zen Prozess machen. Ich werde also notgedrungen einige Näc h te auf meine Geschäfte verzichten müssen. Und ich muss alles Mögliche tun, um diesen baldigen Verlust irgendwie au s gleichen zu können.“
„Genug geredet. Was also verlangst du für die Überfahrt?“
„Vierzig Edelsteine, oder den gleichen Wert in Gold.“
„Du musst von Sinnen sein.“
„Ich bin nur ein Geschäftsmann, der ums Überleben kämpft.“
„Sieht so aus, als hätte ich keine andere Wahl“, knurrte Wothar.
„Eine Wahl hast du schon, nur: Auf einem anderen Schiff würde dich deine Identität in große Schwierigkeiten bringen. Also bezahl mich, oder lass es bleiben.“
„Du sollst bekommen, was du verlangst.“
Gylands Lippen formten sich zu einem zufriedenen Grinsen, und sein Narbengesicht erinnerte in diesem Moment an die Fratze einer Hyäne. Er sagte: „Mein guter Wolf des Westens, du verstehst es, einen alten Schmuggler glücklich zu machen. Seid bis zur Dämmerung an Bord der Wellenbrecher, wir h a ben nahe der Kaimauer angelegt, ihr könnt uns nicht übers e hen.“
Larkyen belächelte die Sterblichen aufgrund ihrer Wer t schätzung von Edelsteinen oder Gold, denn wozu benötigte schon ein Unsterblicher dergleichen? Er konnte jedoch nicht leugnen, dass diese Laster der
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