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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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amputiert, saß im Rollstuhl und hatte eine rote Mähne, die mit einer weißen Schnur zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Ein langer,
dünner roter Bart hing in Strähnen auf sein grünes Army-T-Shirt herab. Er begrüßte sie an der Haustür, musterte Madison von oben bis unten und sagte: »Jake, schön, dich zu sehen. Wie geht’s dem Bein?«
    »Ganz gut. Was machen die Schmerzen?«
    »Ich bin völlig abhängig von Medikamenten: Selbst wenn die Schmerzen verschwinden sollten, muss ich anschließend das Drogenproblem in den Griff kriegen. Und ich weiß nicht, ob ich das schaffe«, sagte er.
    Während sie miteinander redeten, folgten sie ihm durch das schwach beleuchtete Reihenhaus in einen Raum, der wahrscheinlich mal das Wohnzimmer gewesen, nun aber mit Computerzubehör vollgestopft war. An einer Wand stand eine drei Meter lange Werkbank aus Holz, die zugestellt war mit elektronischen Testgeräten, drei Tastaturen und einem halben Dutzend Monitoren in verschiedenen Größen. Darüber hing ein Foto von einem Mann in Army-Uniform in Herz-Jesu-Pose. Die Werkbank war so niedrig, dass ein Mann im Rollstuhl daran arbeiten konnte. Im Zimmer roch es nach Campbell’s Tomatensuppe.
    »Was hast du für mich?«, fragte Barnes.
    »Einen Laptop«, sagte Jake und nahm ihn aus der Tasche. »Passwortgeschützt.«
    Er reichte Barnes den HP Laptop. Der betrachtete ihn von allen Seiten, stöpselte ihn in eine Steckdosenleiste auf der Werkbank ein und fuhr ihn hoch. »Das könnte ein paar Minuten dauern.«
    Man konnte nirgendwo hingehen, nirgends war Platz zum Sitzen, also blieben Jake und Madison stehen und sahen zu, wie Barnes mit dem Computer herumspielte. »Kommerzielles Passwortprogramm«, sagte er. »Das ist nicht gut.«
    »Kannst du das nicht umgehen?«
    »Das Passwort kann ich schon umgehen, aber ich vermute,
dass eine Menge von dem Zeug darauf verschlüsselt ist. Verschlüsseln ist Teil des Programms.«
    »Können Sie die Verschlüsselung knacken?«, fragte Madision.
    »Klar, wenn ich einen Computer von der Größe des Solarsystems und fünf bis sechs Milliarden Jahre Zeit hätte … Sehen wir uns mal die Festplatte an.«
    Er drehte den Laptop um und fing an, das Gehäuse auseinanderzunehmen, schob eine schwarze Box über die Werkbank zum Laptop, verband einige Kabel mit dem Inneren des Laptops und betätigte einen Schalter. Ein Monitor leuchtete auf, und ein Programm begann über den Bildschirm zu laufen. Er starrte eine Weile darauf, drückte einige Tasten, und unverschlüsseltes Englisch lief über den Bildschirm.
    »Ihr habt hier eine kleine Menge verschlüsseltes Zeug, sieht nach E-Mails aus, und eine große Menge unverschlüsseltes Zeug. An den verschlüsselten Kram komme ich nur ran, wenn ihr mir den Schlüssel besorgt. Den unverschlüsselten Kram kann ich euch ausdrucken. Das meiste scheint allerdings Scheiß zu sein. Einiges gehört zu Programmen, die er gekauft hat … ihr wisst schon, Mustersammlungen zu Word und so.«
    »Bei den verschlüsselten E-Mails... sind da auch die Adressen verschlüsselt? Beispielsweise, von wo sie geschickt wurden?«
    »Nein. Ich kann euch sagen, wo Nachrichten herkamen und wohin Nachrichten geschickt wurden.«
    »Das wäre gut. Was wir brauchen, sind E-Mails, Briefe, alle Texte, die so aussehen, als ob sie von jemandem verfasst worden sind.«
    »Das dauert eine Weile«, sagte Barnes. »Ich hab zwar einen schnellen Drucker, aber auf dem Ding hier ist eine Menge drauf. Vermutlich, mhm, ich weiß nicht, es könnten achthundert bis tausend Seiten sein.«
    »Wir haben Zeit«, sagte Jake.

    Madison fuhr Kaffee und Snacks besorgen, während Jake und Barnes beobachteten, wie der Papierstapel in der Druckerablage größer wurde, über Afghanistan, Krankenhäuser, Medikamente und alte Freunde redeten, von denen einige nicht mehr am Leben waren.
    »Diese Kleine, die du da bei dir hast, ist das was Ernstes?«, fragte Barnes.
    »Schwer zu sagen«, meinte Jake. »Sie belügt mich manchmal.«
    »Das ist doch Madison Bowe, oder?«
    »Nein. Sie sieht nur so aus«, erwiderte Jake.
     
    Als Madison zurückkam, sagte sie zu Jake: »CNN hat die Schwulengeschichte. Ich hab es bei Starbucks gesehen.«
    »Oje. Aus welcher Ecke mag das denn durchgesickert sein?«
    »Wovon redet ihr?«, fragte Barnes.
    Jake erklärte nur knapp, dass Lincoln Bowe homosexuelle Verbindungen gehabt hatte. Barnes schüttelte den Kopf und lächelte Madison an. »Die werden sich auf Sie stürzen wie Flöhe auf einen gelben

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