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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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zwölf. Der Wagen verschwand im Parkhaus, und vier Minuten später kam Arlo Goodman heraus, gefolgt von einem kräftigen Mann im dunklen Anzug mit Sonnenbrille. Beide hatten nichts in der Hand.
    »Mir ist gerade das Herz in die Hose gerutscht«, sagte Madison und startete den Wagen.
    »Lass mich nicht auf der Straße stehen.«
    »Mach es und komm ganz schnell wieder raus«, sagte sie. »Was … wenn da eine Art Sprengfalle dran ist?«
    »Selbst am Wagen des Präsidenten ist keine Sprengfalle«, erwiderte Jake.
    »Und wenn da eine Kamera ist?«
    »Da ist keine Kamera …« Doch er griff trotzdem hinter sich und nahm die Atlanta-Braves -Kappe, die er in Atlanta gekauft hatte, vom Rücksitz. Er setzte sie auf und öffnete die Tür.
    »Warte«, sagte sie. »Warte noch fünf Minuten, für den Fall, dass Goodman den Cop wegen irgendwas zurückschickt.«
    Sie saßen drei Minuten schweigend da, dann öffnete Jake wieder die Tür. »Ich muss los. Geh nicht ans Telefon.«
    »Warte.« Sie kramte in ihrer Handtasche und zog einen Seidenschal heraus. »Bind dir das vors Gesicht, wie ein Halstuch. Falls da doch eine Kamera ist.«
    »Meine Güte.« Aber er nahm das Tuch trotzdem. »Meine größte Sorge ist, dass ein Auto reinfährt …«
    »Bisher waren das nicht so viele …«, sagte sie nervös.
    »Ich geh jetzt.«

    Diesmal ging er wirklich, und zwar mit dem einen Fuß auf den Zehen auftretend. Er war etwa zehn Meter vom Parkhaus entfernt, als ein Auto kam. »Mist.« Er blieb stehen und ging vierzig, fünfzig Meter zurück, an Madison vorbei, dann wieder zurück zum Parkhaus. Zwei Männer traten in den Sonnenschein hinaus, gingen an ihm vorbei und steuerten auf Westboro’s zu. Er war noch etwa zwanzig Meter vom Parkhaus entfernt, und der Fuß, mit dem er auf den Zehen ging, wurde ihm allmählich lahm, als die beiden Männer das Restaurant betraten.
    Eine Minute später war er drinnen und ging auf die Rampe zu. Der Hammer fühlte sich schwer in seiner Tasche an. Er blickte nach hinten, ob noch ein Auto kam. Hastete nun. Die erste Rampe hoch, dann um die Kurve. Er dachte an das Tuch, dachte Scheiß drauf , nahm es trotzdem heraus und wickelte es rasch um seine untere Gesichtshälfte. Zwischen Tuch und Kappe würden jetzt nur noch seine Augen zu sehen sein. Außerdem war es wirklich dunkel. Er zog die Handschuhe an.
    Nun nahm er das Handy heraus, drückte einen Knopf, hörte, wie es anfing zu klingeln. Madison würde jetzt losfahren.
    Er atmete tief durch, lauschte auf Autogeräusche, hörte nichts, fing an zu zählen. »Eintausendeins, eintausendzwei …« Er lief rasch zu dem Mercury hinüber, zog den Hammer aus der Tasche und schlug gegen das hintere Seitenfenster. Mit einem lauten Knall zerplatzte die Scheibe, und die Alarmanlage ging los. Er schlug die restlichen Glasstücke mit dem Hammer heraus, griff durch das Fenster in den vom Kreischen der Alarmanlage erfüllten Innenraum, zog die hintere Tür auf, sah die Laptoptasche auf dem Boden liegen, schnappte sie sich und lief los.
    Zum Hinterausgang. Auf dem Parkdeck kam ihm niemand entgegen. Die Treppe hinunter, um die Ecke und immer weiter zählen: »Eintausendneun, eintausendzehn …«
    Vor der Tür blieb er stehen, riss sich das Tuch herunter, schob
es unter seinen Hemdkragen und trat hinaus. Madison kam gerade angefahren und stoppte am Straßenrand. Jake stieg ins Auto; er zählte immer noch, nun aber laut: »Eintausendvierzehn, eintausendfünfzehn.«
    Er blickte aus dem Heckfenster.
    Am Parkhaus rührte sich nichts. Sie bogen um die Ecke und waren verschwunden.
     
    »Mir ist da ein Gedanke gekommen«, sagte sie. Sie wirkte cool und beherrscht, hatte aber leicht gerötete Wangen. »Wenn Arlo nun auf die Idee kommt, das war Jake Winter, und uns die Highway Patrol auf den Hals schickt? Und die halten uns wegen einer angeblichen Drogenfahndung an und durchsuchen das Auto?«
    »Tja.« Nach kurzem Nachdenken sagte er: »Das dürfen wir nicht riskieren. Wir fahren zum Flughafen, leihen uns ein zweites Auto, und du fährst auf dem Rückweg hinter mir her. Wenn du siehst, dass ich angehalten werde, fährst du einfach weiter.«
    »Ich könnte mir vor Angst in die Hose machen«, sagte Madison.
    »Untersteh dich. Das sind unanständig teure Ledersitze, auf denen du da sitzt«, erwiderte Jake. Sie fing an zu lachen, dann lachte auch er und sagte: »Ich schwitze selbst wie ein Pferd. Lass uns bloß machen, dass wir aus Virginia rauskommen.«

17
    Russell Barnes war an beiden Beinen

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