Totenklage
Uhr morgens, sehr kurz. Und eine aus Madison, Wisconsin, von vierzehn Uhr, noch kürzer.«
»Sie haben es getan«, sagte Madison. »Du glaubst, dass sein Bruder …?«
»Ja. Darrell.«
»Wollen wir den etwa ermorden?«
»Ich hab da so eine Idee für ein Spiel«, sagte Jake. »Ein Spektakel.«
»Das hast du schon mal erwähnt, mir aber nicht erklärt, was du meinst.«
»Das war, bevor ich dich als Chauffeur engagiert habe«, sagte Jake.
Er erzählte ihr von seinem Plan, von dem kleinen Schauspiel, das er in ihrem Wohnzimmer inszenieren wollte. »Wenn du das machst, und ich sage nicht, dass du es nicht tun sollst, musst du es wie ein Schachspiel durchdenken«, erklärte Madison. »Bis zum letzten Zug. Du musst eine alternative Geschichte parat haben, falls etwas schiefgeht …«
»Aber du sagst nicht nein«, sagte Jake. »Du argumentierst nicht dagegen.«
»Nein, das tue ich nicht«, erwiderte sie. »Manchmal genügt Gerechtigkeit einfach nicht. Da braucht man Rache.«
»Du machst also mit.«
»Ja.«
Sie starrten sich einen Moment lang an, dann sagte Jake: »Ruf Johnson Black an, er soll dich hier abholen. Dann stellst du dich vor dein Haus und gibst ein kurzes Statement über die Schwulengeschichte ab. Danach gehst du rein und redest mit Black über irgendwas. Wenn die Fernsehleute weg sind, vermutlich nach den Abendnachrichten, rufst du mich an. Dann komm ich rüber, und wir inszenieren unser Schauspiel.«
Sie nickte. »Jetzt hab ich schon wieder Angst. Schon das zweite Mal heute.«
»Wir stecken beide bis zum Hals in Schwierigkeiten, Maddy«, sagte Jake. »Diese ganze Geschichte ist so kompliziert geworden. Aber wenn bei dir eine Wanze ist – und da muss eine sein, da würd ich mittlerweile drauf wetten -, weiß Goodman, dass du weißt, was Barber mit deinem Mann gemacht hat. Wenn er eine Möglichkeit findet, das Band publik zu machen, könntest du dafür ins Gefängnis wandern. Vielleicht für lange Zeit. Du weißt doch, was Richter mit prominenten Persönlichkeiten machen, nur um zu beweisen, dass die nicht über dem Gesetz stehen … Und ich, wenn ich das Dossier nicht bald zum FBI kriege, bin ich wegen der Morde in Madison dran. Durch unser kleines Schauspiel könnten wir diese Probleme loswerden.«
»Aber wir wollen jemanden umbringen. Das ist vorsätzlicher Mord.«
»Yeah.« Wieder starrten sie sich eine Weile an, dann sagte Jake: »Hör mal, wir haben da ein großes Problem, wir haben einen Verrückten am Hals – oder zumindest du. Ich könnte immer noch meinen Hintern retten. Aber früher oder später müssen sie deinetwegen irgendwas unternehmen. Der neue Vizepräsident kann keine kritischen Stimmen gebrauchen, die dauernd von einem möglichen Skandal reden. Wenn sie Goodman im Auge haben und du rumschreist, dass Goodman ein
Mörder und ein Nazi ist … könnten sie sich einfach für jemand anderen entscheiden. Aus Arlo Goodmans Sicht musst du verschwinden, unglaubwürdig gemacht oder gedemütigt werden. Und er verfügt über einen durchgeknallten Killer, der bereit ist, die Drecksarbeit zu erledigen.«
»Aber deine Idee, so wie du sie dargestellt hast, hat eine Lücke.«
»Ja?«
»Ja. Was willst du mit dem anderen Auto machen?«
Jake blinzelte. »Oh Gott, ich bin ein Idiot.«
»Bist du nicht. Du brauchst bloß jemanden, der mitkommt. Du brauchst mal wieder einen Chauffeur.«
Er fing erneut an zu blinzeln. »Oh nein. Nein, nein, nein …«
»Oh doch. Das ist die einzige Möglichkeit.«
Sie debattierten noch eine Weile, gelangten aber immer wieder an denselben Punkt. Schließlich sagte sie: »Ich komme mit, und damit basta. Wir machen’s entweder zusammen oder gar nicht.« Dann rief sie Johnson Black an. Eine Stunde später holte Black sie ab.
Zehn Minuten später sah Jake auf CNN, wie Madison auf den Stufen vor ihrem Haus ihr Statement abgab. Sie sagte, sie sei davon ausgegangen, dass Sexualität eine private Angelegenheit wäre, doch das FBI, das über Lincoln Bowes Neigung informiert sei, würde dies in die Ermittlungen mit einbeziehen. Sie würde darunter leiden, dass Leute sie bedrängten und Jagd auf sie machten. Wer an ihre Tür hämmere, würde ganz bestimmt keine Informationen erhalten.
Sie würde sich weigern, auch nur einem Einzigen, der an ihre Tür klopfe, zu antworten, und die sensationslüsternen Reporter sollten sich schämen. Weitere Informationen würden in Kürze bekanntgegeben.
Begleitet vom Lärm der Reporter, die laut »Wann?« riefen, ging
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