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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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zweispurig; man fuhr also auf dem gleichen Weg hinaus, auf dem man hineingekommen war. Das erste Parkdeck, die gerade Auffahrt hinauf, war voll, das nächste, eine Kurve höher, war nur zur Hälfte besetzt. Ein Mann ging an ihnen vorbei die Rampe hinunter zum Ausgang. Jake fuhr noch vier Parkdecks höher, wendete und fuhr wieder hinunter. Auf der Vorder- und Rückseite der Parkdecks führten Treppen nach unten.
    Er setzte in eine Parklücke, ließ den Motor laufen, ging zu einer der hinteren Treppen und stieg zwei Etagen hinunter bis zum Ausgang. Die Tür führte auf den Bürgersteig einer Straße, die weniger belebt war als die auf der Vorderseite, aber auch hier fuhren Autos.
    Jake ging wieder hinauf, stieg ins Auto, und sie fuhren hinaus. »Und?«, fragte Madison.
    »Es müsste gehen«, antwortete er.
    »Wenn wir erwischt werden, sperrt Goodman uns ins Gefängnis«, sagte sie. »Wenn der Cop dich nicht vorher erschossen hat.«
    »Ich könnte möglicherweise mit Hilfe von Erpressung da wieder rauskommen. Wenn mich der Cop nicht vorher erschossen hat.«
    »Erzähl’s mir …«

    Er erklärte ihr seine Idee in groben Umrissen, und sie sagte: »Wenn dich jemand da reingehen sieht, wird er der Polizei erzählen, dass der Mann gehinkt hat. Dann wissen sie, wer es war.«
    »Wenn ich links mit den Zehen auftrete, hinke ich nicht. Das halte ich zwar nicht lange durch, aber auf ein paar hundert Metern schon.«
    »Und was soll ich solange tun?«, fragte sie. »Bei meiner Mutter sitzen und warten, bis ich erfahre, ob du tot bist?«
    »Das wäre die pessimistische Version«, sagte Jake.
    »Blödsinn. Ich fahre.«
    Er lächelte sie an. »Ich hatte gehofft, dass du das anbieten würdest.«
     
    In einem Home-Depot-Baumarkt auf der Broad Street kaufte er einen Hammer und ein Paar Arbeitshandschuhe aus Baumwolle. Dann fuhren sie zurück zu Westboro’s und parkten einen Block vom Restaurant entfernt, von wo aus sie die Einfahrt des Parkhauses beobachten konnten.
    »Kurz vor Mittag wird der Betrieb richtig losgehen«, sagte Madison. »Dann kommen die Leute, um die guten Plätze zu erwischen, die nicht reserviert sind.«
    Jake sah auf seine Uhr und gähnte nervös. Das wirkte ansteckend, und sie musste ebenfalls gähnen. »Wir könnten ein bisschen schmusen«, sagte er lächelnd.
    »Dazu hab ich zu viel Angst.«
    »Du musst nicht fahren …«
    »Doch, doch. Ich hab es angeboten, und jetzt mach ich’s auch«, sagte sie. »Aber ich habe trotzdem Angst.«
    »Das ist gut. Angst haben ist realistisch. Aber erstarr nicht vor Angst und lass mich auf der Straße stehen.«
    Jetzt nickte sie. »Vielleicht lernst du noch, mir zu vertrauen.«

    Sie versuchten sich zu unterhalten, während sie beobachteten, wie Politiker und ihre Handlanger zu Westboro’s hineinströmten. »Hat Howard Barber mich zusammenschlagen lassen?«
    »Ich hoffe nicht«, sagte sie.
    »Ich hab nicht gefragt, was du hoffst«, erwiderte Jake. »Ich hab gefragt, was du glaubst. Zu dem Zeitpunkt hatte Goodman keinen Grund, hinter mir her zu sein. Eure Leute schon.«
    »Das engt die Sache ja ganz schön ein.« Sie schürzte die Lippen und blickte aus dem Fenster. »Ich hab ihn gefragt«, sagte sie schließlich. »Er hat es nicht zugegeben, aber er hat es auch nicht abgestritten. Er ist der Frage ausgewichen. Und er kennt zweifellos Leute, die so etwas machen würden. Du hast ihm Angst eingejagt. Er wollte dich bremsen.«
    »Ich würde seine Leute gern mal allein erwischen. Jeden einzeln. Mit meinem Stock.«
     
    »Ich möchte, dass du heute bei mir übernachtest«, sagte Jake. Er musste schon wieder gähnen, und sie gähnte zurück. Beide waren nervös. Die Anzeige der Autouhr schien stillzustehen. »Du weißt schon, hauptsächlich weil … weil ich gern hätte, dass du bleibst.«
    »Wir könnten uns über die Rolle der NATO im neuen Europa unterhalten«, sagte sie.
    »Ja, ja … aber morgen solltest du nach Hause gehen. Verhalt dich ganz normal, gib keine schlauen Kommentare ab, mach keine Show für die Wanze, falls eine da ist. Verhalt dich einfach so wie immer. Es wird eh jede Menge Gerede geben. Die Kacke ist bereits am Dampfen.«
    »Wo wirst du sein?«
    »Irgendwo rumrennen«, sagte er.
    »Dir wird aber nichts passieren?«
    »Ich hoffe nicht.«

    »Vielleicht sollte ich mit dir rumrennen.«
    »Das wäre nicht … ah – da kommt ein Mercury.«
     
    Cathy Ann Dorn würde eine gute Spionin abgeben, dachte Jake. Der Mercury kam wie angekündigt um sechs Minuten nach

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