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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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Kameras auf der Rückseite der Hütte hatten
nicht geblitzt. Das hatte er auch nicht erwartet, weil der Zugang von dort sehr viel schwieriger war. Auf der anderen Seite könnte noch ein Komplize sein, doch Jake bezweifelte das. Die beiden kamen ihm vor wie ein gut eingespieltes Killer-Team, das sich seinem Opfer näherte.
    Aus der Hütte kam ein kratzendes Geräusch, als ob ein Stuhl geschoben würde. Madison improvisierte. Der Fernseher, der von Jakes Standort aus kaum zu hören war, wechselte den Kanal. In dem Moment gab einer der Männer dem anderen mit einer schnellen Handbewegung ein Zeichen. Darauf huschte der andere Mann an der Tür der Hütte vorbei und duckte sich neben die Treppe zur Veranda.
    Sie warteten einen Moment. Dann überquerte der zweite Mann die freie Fläche vor dem Haus und hockte sich neben seinen Partner. Sie hatten beide Kopf und Gesicht vermummt, vermutlich wegen eventueller Überwachungskameras. Jake verfolgte sie jetzt beide im Zielfernrohr, entsicherte und wartete auf eine Schussmöglichkeit. Er wollte sie auf der Veranda haben. Wenn er den ersten erwischte, bevor sie dort waren, könnte sich der zweite Mann unter die Hütte rollen, bevor er ein zweites Mal schießen konnte.
    Einer der Männer gab ein Handzeichen, dann gingen sie ganz langsam die Treppe hinauf, bereit, die Tür einzutreten oder vielleicht ein Fenster einzuschlagen.
    Fenster. Einer der Männer schlich auf das größere Fenster zu, von dem man in die Hütte sehen konnte, während der andere sich neben die Tür hockte. Offenbar wollte er einen kurzen Blick hineinwerfen. Jake richtete das Fadenkreuz auf ihn, während er mit dem anderen Auge den zweiten Mann beobachtete.
    Der Mann am Fenster schaute tatsächlich kurz nach drinnen, dann bewegte er den Kopf zurück und gab dem anderen ein knappes Handzeichen. Der Mann neben der Tür mochte
das mitbekommen haben oder auch nicht, doch das spielte keine Rolle.
    Denn in diesem Moment schoss Jake dem Mann am Fenster in den Rücken.

21
    Der Mann am Fenster ging zu Boden. Jake richtete das Fadenkreuz sofort auf den zweiten Mann, während er das Gewehr durchlud, doch der hatte blitzschnell reagiert, sprang bereits in hohem Bogen über das Verandageländer und rollte sich über den Boden ab. Jake schoss auf ihn, hatte den Eindruck, dass es ein guter Schuss war, doch der Mann kroch unter die Hütte und war verschwunden.
    »Einen getroffen, aber einer ist mir entwischt«, sagte Jake in das Walkie-Talkie. »Er ist über das Geländer gesprungen und ist jetzt unter dir. Pass hinten auf.«
    Madison sagte: »Ja.«
    Eine Sekunde später blitzte es hinter der Hütte – eine der Wildkameras. Der entkommene Mann hatte sich unter der Hütte durchgearbeitet, so dass diese ihn nun vor Jake abschirmte, und lief auf die Bäume zu. Sobald er den Blitz sah, lief Jake los und hastete quer über den Hang. Das Walkie-Talkie vibrierte in seiner Hand, und Madison rief: »Er läuft durch den Bach, er ist über den Bach …«
    Jake lud im Laufen erneut durch, sah den zweiten Mann drei Meter vor der Baumreihe, wie er hastig auf die Bäume zu humpelte. Jake presste das Gewehr gegen einen Baumstamm, um es ruhig zu halten, hatte aber zu wenig Zeit. Der Schuss landete im Unterholz, wohin der Mann verschwunden war.
    Jake sprach in das Walkie-Talkie. »Einer liegt auf der Veranda,
ich glaube, er ist tot. Sei aber trotzdem vorsichtig. Ich verfolge den anderen.«
    »Sei du auch vorsichtig, sei bitte vorsichtig …«
    Nun war es ein Katz-und-Maus-Spiel. Der Mann im Wald hatte große Probleme. Er war vermutlich verletzt, doch es war unmöglich zu sagen, wie schwer. Aber wenn er getroffen worden war, blutete er und brauchte dringend ärztliche Hilfe. Sein Auto stand drei Meilen entfernt, und das über unwegsames Gelände. Selbst wenn er in der Lage war, bis dorthin zu gehen, musste er ständig in Bewegung bleiben. Wenn er irgendwo verharrte, könnte er verbluten.
    Jake hatte ebenfalls Probleme. Er konnte nicht riskieren, dass der Mann entkam. Er musste ihn stoppen. Wenn das seinem Gegner bewusst war, könnte dieser sich einfach verstecken, seine Verletzung versorgen und darauf hoffen, dass Jake über ihn stolpern würde. Und wenn er Jake tötete, brauchte er vielleicht gar nicht zu seinem Auto zurückzugehen. Er könnte Jakes nehmen.
    Jake blieb kurz stehen, um drei weitere Patronen in das Gewehr zu schieben, dann lief er den Hang hinauf. Er machte zwar viel Lärm, aber er musste an einen Punkt gelangen, von dem aus er

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