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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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hier.«
    Er hängte sich das Gewehr über die Schulter und nahm die Wildkameras und die Taschenlampe. Wenn sie dort draußen waren … doch so schnell konnten sie nicht reagiert haben. Wenn sie besonnen vorgingen und nichts Wahnwitziges gemacht hatten, wie zum Beispiel einen Hubschrauber chartern, würden sie in etwa vier Stunden da sein. Er hatte noch Zeit.
    Die Nacht war kühl und feucht. Kein Blätterrascheln würde zu hören sein. Ihm wäre eine kältere und trockenere Nacht lieber gewesen. Er brachte die Kameras zur Westseite des Hauses, der Seite, in die er keinen Einblick haben würde, und begann, sie in den Bäumen zwischen Hütte und Teich festzubinden. Falls sie doch von Westen kamen, würden sie die Blitze auslösen, und die würde er sehen …
    Es könnte natürlich auch ein Reh oder Hirsch vorbeilaufen. Dann hätte er einen falschen Alarm. Aber das Gras auf dem offenen Gelände direkt um die Hütte lockte nicht viel Wild an. Er musste das Beste hoffen.
     
    In der Hütte glichen sie die Funksprechgeräte ab. Jake stellte seins auf »vibrieren« und sagte: »Wenn du morgen früh aufstehst, schalt als Erstes den Fernseher ein. Wechsel alle paar Minuten den Sender, aber immer nur Nachrichtensender. Lass das Fenster einen Spalt offen, damit sie den Fernseher hören können. Lass alle Rollos unten, bis auf das über dem Spülbecken in der Küche. Das ziehst du halb hoch. Wenn ich es viermal piepsen lasse, heißt das …«
    »Geh am Fenster vorbei«, sagte sie.
    Jake nickte. »Nicht zu langsam, nicht zu schnell. Sie dürfen nicht genug Zeit haben, einen Schuss abzugeben, aber sie sollen deine Gestalt sehen. Schau um Himmels willen nicht nach draußen. Wenn sie dein Gesicht sehen, hauen sie vielleicht ab.
Wenn sie nur das Flanellhemd sehen und deinen Arm, sehen sie nur, dass sich hier jemand bewegt.«
    Sie berührte mit der Zunge ihre Lippe. Sie war ebenfalls nervös. »Okay.«
    »Wenn sie mich erwischen, müssen sie sich auch um dich kümmern«, sagte Jake. »Das kann aber nur passieren, wenn sie zu mehreren sind. Falls sie tatsächlich zu mehreren sind, weißt du, was du zu tun hast.«
    »Dann rufe ich am offenen Fenster nach dir, damit sie meine Stimme hören.«
    »Das sollte sie abschrecken«, sagte Jake. »Wenn nicht, nehm ich sie mir vor. Du wählst neun-eins-eins und brüllst mir zu, dass die Polizei unterwegs ist, so laut, dass sie das hören. Dann kippst du ein paar Tische um als Barrikade, lässt sie durch die Tür kommen, um dich zu holen. Doch wenn sie glauben, dass die Polizei auf dem Weg ist und sie keine Zeit haben, sich zu organisieren, werden sie wahrscheinlich abhauen, selbst wenn ich tot bin.«
    Sie schauderte. »Jake …«
    »Wir schaffen das schon.« Er grinste sie an. »Vielleicht.«
     
    Als sie mit allem fertig waren, küsste Jake sie. »Schieß immer weiter, bis du sie umfallen siehst«, sagte er und trat hinaus. Das Licht auf der Veranda brannte, und Jake beeilte sich, ins Dunkle zu kommen. Er nahm an, dass sie frühestens in drei Stunden da sein würden. Zurzeit waren sie wahrscheinlich irgendwo in den Blue Ridge Highlands.
    Wenn sie die Wanze überhaupt abgehört hatten. Doch er nahm an, dass sie das getan hatten. Es passierte zu viel auf einmal, und da wäre die Wanze von unschätzbarem Wert.
    In dem schmalen Lichtstreifen, den die Lampe an seiner Stirn erzeugte, entfernte er sich von der Hütte. Mit dem Gewehr über der Schulter stieg er den östlichen Hügel hinauf über
einen Pfad, den er bestimmt schon fünfzigmal gegangen war. Sein Ziel war eine kleine Mulde im Hang, und er hoffte, dass es dort nicht allzu feucht sein würde.
    Als er sie erreicht hatte, prüfte er den Boden mit den bloßen Händen. Hier war es nicht feuchter als auf dem übrigen Hang. Er rollte seine Isomatte in der niedrigen Vegetation auseinander und achtete darauf, nicht mehr Pflanzen zu zerdrücken als notwendig. Dann breitete er seinen Schlafsack darüber aus und schlüpfte hinein.
    Im Schlafsack konnte er sich vollkommen lautlos bewegen, und er würde darin locker und warm bleiben. Er hatte in der Hütte eine Patrone in die Gewehrkammer repetiert; nun prüfte er die Sicherung, um festzustellen, ob sie auch wirklich eingerastet war, dann schmiegte er sich an das Gewehr, dessen Lauf nur ein winziges Stück über seinen Kopf ragte.
    Und schlief ein.
     
    Er hatte schon seit langem die Erfahrung gemacht, dass Schlaf einen schützte. Im Schlaf war man ganz leise, sofern man nicht schnarchte, und wenn man im

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