Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
Vom Netzwerk:
dem Mann den Weg abschneiden konnte. Von dort könnte er sich dann langsam anpirschen.
    Das Walkie-Talkie vibrierte. Er blieb stehen, hielt sich das Funksprechgerät vors Gesicht und sagte: »Ja.«
    »Er bewegt sich südlich von der Hütte. Jetzt geht er den Hügel auf der Westseite hinauf.«
    Jake setzte sich wieder in Bewegung, kletterte den Abhang empor. Wenn der andere ebenfalls in Bewegung war, würde er Jake nicht hören. Vor seinem inneren Auge sah Jake den perfekten Hinterhalt vor sich, eine Stelle, von der man auf einen Futterplatz für Wild blickte, an dem eine flache Schlucht vorbeiführte.

    Von dort sollte er jeden sehen können, der über den Hügelkamm ging. Die Stelle war zweihundert Meter entfernt. Unter heftigem Armschlenkern lief er darauf zu, weigerte sich, sich von seinem kaputten Bein aufhalten zu lassen. Sein Atem drang hart in seine Ohren. Gestrüpp schlug ihm ins Gesicht, zerrte an seinem Körper und an seinen Beinen, zerkratzte ihm das Gesicht. Heftig keuchend hastete er weiter einen letzten kurzen Hang hinauf bis zu dem kleinen Unterstand oben auf dem Hügel.
    Billy hatte aus Zweigen auf dem Boden ein etwa sechzig Zentimeter hohes dreieckiges Schutzdach errichtet, als improvisiertes Versteck, um die Futterstelle zu überblicken. Jake kroch darunter und machte es sich bequem. Und lauschte und lauschte …
     
    Das Geräusch der Kugel, die George Brenner traf, war unverkennbar, ein Klatschen, das so kurz vor dem eigentlichen Geräusch des Schusses, das einige Millisekunden später folgte, zu hören war, dass es untrennbar mit diesem verbunden und doch zu unterscheiden war. Darrell Goodman dachte nicht darüber nach. Er war zu gründlich militärisch ausgebildet, um zu denken, er reagierte einfach, sprang über das Verandageländer und kroch auf die rettende Deckung unter der Hütte zu. Er hatte gespürt, wie ein Knöchel nachgab, als er auf dem Boden auftraf, robbte dennoch weiter auf die einladende Dunkelheit unter der Veranda zu. In dem Moment spürte er, wie eine Kugel in das Bein mit dem angeknacksten Knöchel einschlug, den zweiten Schuss hörte er jedoch nicht.
    Der Schütze war schnell.
    Er warf sich die Waffe an dem Tragriemen über die Schulter und kroch auf die rechte Seite der Hütte zu. Die Stützbalken ragten nur einen knappen halben Meter aus dem Boden und an einigen unebenen Stellen sogar noch weniger. Unter dem Haus
waren Tiere gewesen, er konnte sie an seinen Händen und in seinem Gesicht riechen. Er kroch weiter und schleppte sich, ohne Rücksicht auf sein Bein zu nehmen, auf die andere Seite. Dann rannte er, die Hütte zwischen sich und dem Schützen, taumelnd auf die Bäume zu, während sein linkes Bein immer mehr an Kraft verlor.
    Während er unter der Hütte durchkroch, war ihm bewusst geworden, dass er dort in der Falle saß. Sie bot zwar momentan Schutz, doch das würde nicht so bleiben. Er musste raus. Wenn er es bis zu den Bäumen schaffte …
    Er dachte nicht darüber nach, dass er erneut getroffen werden könnte. Rechts von ihm blitzte etwas hell auf. Er sprang zur Seite, weil er glaubte, es könnte sich um ein Mündungsfeuer handeln, doch dann wurde ihm klar, dass es zu hell war, und eine Sekunde später tauchte er zwischen den Bäumen unter. Im gleichen Moment hörte er neben seinem Gesicht ein weiteres Klatschen, eine Kugel schlug in einen Baumstamm.
    Verdammt!
    Er warf sich auf den Bauch, rutschte in eine Mulde voller modriger Blätter, die feucht von Tau waren, und hielt inne.
    Er versuchte, sein heftiges Atmen und das laute Pochen seines Herzens zu unterdrücken, und lauschte. Er konnte den anderen hören – es musste Winter sein. Verdammt, er hatte sie reingelegt, er musste von der Wanze gewusst haben. Wie lange hatte er schon davon gewusst und was für Lügen hatte er ihnen aufgetischt? Er tastete nach der Tasche an seinem verletzten Bein, nahm ein Handy heraus und sah auf das Empfangssignal. Keine Verbindung. Er war zu tief unten im Tal. Oben auf dem Hügel, etwa dreihundert Meter von hier, hatte er eine gute Verbindung gehabt. Er musste an eine Stelle gelangen, wo er telefonieren konnte, musste rasch handeln.
    Winter war nicht allein. Es war mindestens noch ein zweiter Mann in der Hütte, dann dieser Blitz am Hang, als er dort
vorbeilief, also waren sie vielleicht sogar zu dritt. Die Schwulengruppe? Arbeitete Winter mit Barbers Leuten zusammen? Keine Zeit zum Nachdenken, er musste weiter, durfte sich von ihnen nicht festnageln lassen.
    Er fuhr mit einer

Weitere Kostenlose Bücher