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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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im Bett gewesen und die Bowe so schnell mit Beschuldigungen bei der Hand war.
    Darrell hatte außerdem vorgeschlagen, dass er, nachdem sie Winter erledigt und in ein passendes Loch verfrachtet hatten, George gleich dazulegen könnte. Das würde zusätzliche Arbeit bedeuten.
    Als um acht noch kein Anruf gekommen war, machte Goodman sich deshalb noch keine allzu großen Sorgen. Er saß in seinem Büro und sah fern – das Neueste über Howard Barber. Das FBI ging der Frage nach, ob Barber Lincoln Bowe mit Bowes Einverständnis getötet hatte, erklärten die Moderatoren mit überzeugender Theatralik. Die Medien lagerten vor dem Haus von Madison Bowe und warteten auf ein Statement.
    Um zehn wurde er allmählich unruhig.
    Kurz nach zehn erfuhr er, dass Madison Bowe nicht in ihrem Stadthaus war, obwohl sie um Mitternacht noch dort gewesen war, und die ersten Reporter waren bereits um fünf Uhr
morgens eingetroffen. Hatte sie sich davongemacht? War sie irgendwo untergetaucht? Wo war Madison Bowe? Die letzte Person, die mit ihr zusammen gesehen worden war, war ein Mann mit einem Stock.
    Arlo Goodman hörte das und dachte: Oh-oh . Wenn sie sich mit Winter davongemacht hatte, wenn Darrell sie beide getötet hatte, wenn etwas schiefgegangen war … Er fuhr mit seiner Arbeit fort. Der Staat Virginia steht wegen einer simplen Nachrichtengeschichte nicht still – oder wegen eines vermissten Bruders.
    Um elf wählte er Darrells Handynummer. Es klingelte, doch dann schaltete sich ein Antwortdienst ein. Wo zum Teufel steckte er?
    Um zwölf war er schließlich ernstlich besorgt. Während er am Schreibtisch saß und arbeitete, kam ihm plötzlich ein Gedanke. Darrell und George waren nur deshalb nach Wisconsin gefahren, wo der Meinungsforscher und seine Sekretärin ermordet worden waren, weil sie ein Gespräch über die Wanze an der Decke von Bowes Stadthaus mitgehört hatten. Ein Gespräch zwischen Winter und Bowe, ohne weitere Zeugen.
    Winter hatte den Namen des Meinungsforschers nicht gekannt, hatte noch nie von ihm gehört. Nachdem die Morde geschehen waren und Winter etwas Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, hätte er sich fragen können: Wie sind diese Leute so schnell dorthin gekommen?
    Wenn er intelligent war – und das war er -, hätte er eine Wanze vermuten können. Und wenn er eine Wanze vermutet hatte …
    Hatte er sie reingelegt? Mein Gott, hatte Winter sie in eine Falle gelockt?
     
    Um sechs Uhr wusste er, dass etwas passiert war, er wusste nur noch nicht, was. Er hätte jemanden bitten können, Darrells
Handy zu orten, aber er war sich nicht sicher, ob er das tun sollte. Lieber warten, bis Darrell offenkundig vermisst war, sollte doch jemand anders das feststellen.
    Der Fernseher lief immer noch, und er sah gerade hin, als Madison Bowe gezeigt wurde, die in Begleitung ihres Anwalts zu ihrem Haus zurückkehrte. Sie hätte mit dem FBI gesprochen, erklärte sie vor ihrer Haustür. Sie weigere sich zu glauben, dass Howard Barber Lincoln getötet hätte; weigere sich zu glauben, dass alles eine abgekartete Sache gewesen sei. An dieser Stelle brach sie in Tränen aus. Sie weigere sich zu glauben, dass Lincoln so etwas getan haben könnte, ohne ihr etwas davon zu sagen; dass er ihr oder auch allen anderen Betroffenen so etwas angetan haben könnte.
    Eine gute Vorstellung, dachte Goodman. Er war regelrecht gefesselt.
    Allerdings nicht von Madison.
    Die Kamera schwenkte über die Reporter, die sich auf der Treppe vor dem Haus drängten. Bei einem weiteren Schwenk verharrte sie kurz auf einem Mann, der einen halben Block entfernt an einem Mercedes lehnte. Einer seiner Arme war auf einen Stock gestützt. »Dieser verdammte Winter«, sprach Arlo Goodman laut zu seinem Fernseher. »Dieser verdammte Winter.«
     
    Darrell war tot, dachte er. George ebenfalls.
    Eigentlich hätte er weinen sollen, eine tiefe Bestürzung über den Tod seines Bruders empfinden müssen. Doch das tat er nicht. Er empfand überhaupt nicht viel.
    Stattdessen lächelte er reumütig den Fernseher an und dachte: Darrell ist tot – und das ist gar nicht so schlecht.

22
    Sie kamen am späten Nachmittag nach Washington zurück, fuhren zu Jakes Haus, luden den Wagen aus und schalteten den Fernseher ein. Jake ging hinauf in seinen Abstellraum und holte ein Set zum Reinigen der Waffen. Als er wieder herunterkam, war Madison ganz bleich im Gesicht. »In den Nachrichten haben sie gemeldet, dass Howard Linc getötet hat und dass das FBI davon weiß«, sagte

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