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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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Verschwinden als Vermisstenfall behandelte.
    Allerdings keinen routinemäßigen.
    Aus den Unterlagen, die von der Staatspolizei für das FBI kopiert worden waren, konnte Jake ersehen, dass die Polizei glaubte, dass es sich um Mord handelte oder möglicherweise um einen wie auch immer gearteten Betrug. Die Polizei hatte die wenigen Freunde befragt, die zuletzt mit Bowe gesprochen hatten, sowie die Leute, die bei dem Vortrag gewesen waren, den er vor der Juristischen Fakultät gehalten hatte; außerdem hatten sie ein halbes Dutzend Interviews gesammelt, die das New York Police Department geführt hatte, unter anderem mit der Hausangestellten, die bemerkt hatte, dass die Katzen nicht gefüttert worden waren.
    Ein Kommentar tauchte mehrfach auf, dass nämlich Bowe vor seinem Verschwinden mindestens zweimal betrunken in
der Öffentlichkeit aufgetreten sei. Persönliche Probleme? Eine andere Frau, die er vor Madison geheim hielt? Aber würde ihn das veranlassen, tagsüber zu trinken, wenn er auf dem Weg zu einem öffentlichen Auftritt war? Da hätte er schon Alkoholiker in fortgeschrittenem Stadium sein müssen.
    Und ein enger Freund hatte auf die Frage des FBI, ob Bowe trank, geantwortet, er hätte Bowe nie mehr als zwei Drinks an einem Abend trinken sehen.
    Vielleicht hatte er gerade angefangen? Vielleicht war irgendetwas passiert?
    Im Übrigen waren Spekulationen über Alkoholismus mü ßig, dachte Jake. Was auch immer Bowe zugestoßen war, es war in Gegenwart mehrerer kurzhaariger Männer mit Knopfhörern passiert. Er hatte sich nicht besinnungslos betrunken und den Wagen in den Fluss gefahren. Er war am helllichten Tag verschwunden.
     
    Jake ging immer noch die Papiere durch, als Chuck Novatny den Kopf durch die Tür streckte, seinen Partner George Parker im Schlepptau.
    »Mann, du wirst uns in Schwierigkeiten bringen«, sagte Novatny ohne Vorrede.
    »Ach, ihr genießt doch den Umgang mit uns Elitetypen«, erwiderte Jake. Er stand auf und schüttelte Novatny die Hand. Dann griff er an ihm vorbei, um Parker zu begrüßen. »Seht doch nur, wie gut das eurer Karriere getan hat.«
    »Yeah. Vor einer Viertelstunde hab ich in der Kantine gesessen und einen salmonellenverseuchten Geflügelsalat auf einem drei Tage alten Hamburgerbrötchen gegessen«, sagte Parker. »So viel Elitäres ist doch kaum auszuhalten.«
    Novatny war ein drahtiger rotblonder Mann, der seit fünfzehn Jahren für das FBI arbeitete. In seiner Freizeit baute er Modellflugzeuge, die er mit seinen Söhnen fliegen ließ. Parker
war groß, dick und dunkelhaarig, hatte ein Doppelkinn und mindestens Schuhgröße 49. Ein Golfer. Beide trugen blaue Anzüge, und Jake hatte das Gefühl, dass die Anzüge eher einen gemeinsamen Sinn für Humor widerspiegelten als die FBI-Kultur. Beide waren überaus kompetent.
    »Lincoln Bowe«, sagte Novatny.
    »Ja. Das ist alles, was ihr habt«, sagte Jake und deutete auf die Papiere auf dem Konferenztisch. »Größtenteils Scheiß aus zweiter Hand von den Virginia-Cops.«
    »Du brauchst uns, um …?«
    »Einigen Leuten in den Arsch zu treten. Die nicht mitspielen wollen zu notieren. Dem ein oder anderen zu drohen. Jeden unter Druck zu setzen, der etwas wissen könnte. Und das ab …« Jake sah auf die Uhr an der Wand. »Sofort.«
    »Wir müssen noch ein paar Sachen zu Ende bringen«, sagte Novatny. »Schick uns die Papiere, wenn du damit durch bist, und wir machen uns in ein paar Stunden an die Arbeit. Wir haben uns schon gefragt, wann irgendwer anfangen würde, Druck zu machen.«
    »Als Madison Bowe in den Mittagsnachrichten auftrat«, sagte Jake.
    »Was für ein Zufall. Da haben auch wir angefangen, uns zu wundern«, erklärte Novatny.
    Nachdem sie gegangen waren, wandte sich Jake wieder den Papieren zu und tippte Notizen in seinen Laptop.
    Die Zeugen, die gesehen hatten, wie Lincoln Bowe mit den Männern mit den Knopfhörern ins Auto stieg, hatten nicht den Eindruck gehabt, er hätte unter Zwang gehandelt. Er hatte das Fahrzeug anscheinend erwartet und keinen anderen Wagen kommen lassen. Die Männer wurden als groß und weiß beschrieben, sie hatten Kurzhaarschnitte und trugen Anzüge. Ein Zeuge sagte aus, Bowe hätte gelächelt, als er ins Auto stieg.

    Die im Stich gelassenen Katzen sprachen für Zwang. Das Lächeln für Freiwilligkeit.
    Allerdings hatte er nur Madison Bowes Wort dafür, dass ihm die Katzen etwas bedeuteten. Wenn Bowe andererseits von jemandem abgeholt worden war, der ihm eine Waffe gegen die Rippen

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