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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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nach, als Merkin, sein Kontaktmann beim Republican National Committee, anrief.
    »Jake, wir müssen miteinander reden. Wo bist du?«
    »Zu Hause. Geht es um Packer?«
    »Um Packer und Tony Patterson.« Merkin klang besorgt.

    »Okay. Ich kann vorbeikommen, oder möchtest du hierher …«
    »Nein, nein. Wie wär’s mit der National Gallery? Bei der französischen Malerei des neunzehnten Jahrhunderts?«, schlug Merkin vor. »Ich kann zu Fuß rübergehen. Sagen wir in einer Stunde?«
    »Das könnte ich schaffen. Oder höchstens ein bisschen später.« Und er dachte: Er will nicht mit mir in seinem Büro reden … will nicht mit mir gesehen werden.
     
    Barber rief Madison Bowe auf ihrem Handy an und erwischte sie, als sie gerade auf dem Heimweg vom Bestattungsunternehmer war. »Ich hab mit Winter gesprochen«, sagte er. »Er sagt, er hätte noch niemandem was von der Schwulensache erzählt.«
    »Aha. Ich war schon auf alles gefasst.«
    »Er fürchtet, es könnte die Ermittlungen in eine falsche Richtung lenken.«
    »Oh Gott«, sagte sie. »Ich komm mir vor … Ich fühl mich absolut mies. Ich bin für so was nicht geschaffen.«
    »Ich weiß, ich weiß. Vielleicht solltest du dich aus allem ausklinken, dich von Winter fernhalten. Der Typ behauptet einfach Sachen auf gut Glück. Ich hab mich kaum getraut, ihn anzusehen, aus Angst, er könnte in meinen Augen lesen.«
    »So ist er halt«, sagte Madison.
    »Es ergibt aber alles keinen Sinn. Er hätte es längst Danzig erzählen sollen«, sagte Barber. »Ich frage mich … Vielleicht nimmt Winter ja Rücksicht auf dich.«
    »Er mag mich«, sagte Madison.
    »Das hab ich gemerkt. Und du magst ihn auch.«
    »Mmm.« Sie spürte, dass es stimmte, und wechselte rasch das Thema. »Wegen dieser anderen Sache …«
    »Nicht am Telefon«, sagte Barber. »Wir treffen uns, wenn wir beide Zeit haben. Dann reden wir über alles.«

    Die National Gallery sieht aus wie ein Postamt aus den drei ßiger Jahren. Jake traf Merkin in der Hauptgalerie, wo er mit trauriger Miene Cézannes Haus an der Marne betrachtete.
    »Zu Cézannes Zeit war die Marne noch nicht die Marne«, sagte Jake als Kommentar zu dem Bild.
    »Sieht aus wie ein Bach«, sagte Merkin. »Nicht als ob da eine Million Tote gelegen hätten.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du dich für Kunst interessierst, Tom.«
    »Es beruhigt mich, hierherzukommen«, erklärte Merkin. »Außerdem treffe ich hier nie jemanden von der Arbeit.«
    »Wär vielleicht besser, wenn du das tätest«, sagte Jake. »Ich meine für die Republik.«
    Merkin nickte. »Lass uns weitergehen.«
    Sie gingen durch den amerikanischen Flügel und unterhielten sich leise. Whistlers riesiges Mädchen in Weiß blickte in dem lang gestreckten Saal auf sie herab. »Soweit ich weiß, hat niemand etwas Illegales getan«, sagte Merkin.
    »Worum geht es dann?«
    »Patterson hat mit Packer im Jessup-Wahlkampf in North Carolina zusammengearbeitet und im Wahlkampf von Jerry Radzwill in New Mexico. Sie sind sich immer mal wieder begegnet. Patterson ist jetzt bei ALERT! Er war Berater in Bowes Wahlkampf. Hätte eine gute Stelle gekriegt, wenn Bowe gewonnen hätte, hat er aber nicht, also ist Patterson bei ALERT! gelandet.«
    »Er ist also ein Bowe-Mann.«
    »War. Jedenfalls hat er sich mit Packer in Verbindung gesetzt und gesagt, er hätte eine hypothetische Frage an sie. Mal angenommen, jemand hätte ein Dossier, das die erneute Kandidatur von Vizepräsident Landers unmöglich machen würde, wann wäre der beste Zeitpunkt, das Dossier an die Öffentlichkeit zu bringen?«

    »Was steht in dem Dossier?«
    »Weiß ich nicht. Packer auch nicht. Das ist das Problem, wir wissen nur, was Patterson gesagt hat. Er hat gesagt, dass irgendwer ein Dossier hat, das ganz konkrete Informationen enthält, die so kriminell, so unwiderlegbar sind, dass jeder, der das Dossier in die Finger kriegt, es sofort dem FBI übergeben muss, um nicht selbst unter Anklage gestellt zu werden. Doch bis das passiert, ist es ein Hirngespinst, das in gewissen Kreisen herumspukt.«
    »Die eigentliche Frage war also, wann nach Meinung der Republikaner das Dossier publik gemacht werden sollte, um den größten Schaden anzurichten.«
    »So ungefähr«, sagte Merkin.
    »Und wie lautete die Antwort?«
    Merkin ließ die Schultern sinken und schüttelte den Kopf. »Jake, du weißt doch, wie das mit diesem hypothetischen Kram läuft. Die Leute reden ständig darüber. Schickt es am fünfzehnten September los, dann ist

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