Totenklage
schlimm?«
»Könnte sein«, sagte Jake. »Richtig schlimm.«
Danzig deutete auf einen Stuhl. »Was?«
Jake setzte sich hin. »Eine niedere Funktionärin des RNC ist von einem anderen Parteifunktionär angesprochen worden, einem Mann, der bei einigen Gouverneurs- und Senatswahlkämpfen dabei war, einschließlich Bowes letzter Kampagne. Er ist ein Bowe-Mann und arbeitet jetzt für ALERT! Sein Name ist Tony Patterson. Er holte vorsichtig Erkundigungen ein, wann der beste Zeitpunkt wäre, euch einen Skandal an den Hals zu hängen. Oder vielmehr uns. Angeblich gibt es bombensichere Anschuldigungen gegen Vizepräsident Landers, die seine erneute Kandidatur unmöglich machen würden. Patterson wollte vom RNC wissen, wann der beste Zeitpunkt wäre, uns das Dossier um die Ohren zu hauen. Das beste Timing.«
»Warum sollte er sich deswegen an das RNC wenden?«, fragte Danzig. »Warum nicht an Bowe? Bowe hätte so etwas gewusst.«
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er und diese Frau, die Frau, die beim RNC arbeitet, alte Wahlkampfkumpel sind. Also war es zumindest zum Teil eine Sache unter Freunden. Außerdem gab es Gerüchte, dass das Dossier von Bowe persönlich stammte. Dass Bowe möglicherweise versuchte, sich davon zu distanzieren.«
»Verdammt«, sagte Danzig. Sie sahen sich einen Augenblick schweigend an, dann fuhr Danzig fort: »Wenn das stimmt, dann wäre eine offenkundige Folgerung, dass Bowe getötet wurde, damit das Dossier nicht an die Öffentlichkeit kommt.«
»Ja.«
»Das wäre eine Katastrophe.« Jake schwieg, Danzig drehte sich mit seinem Stuhl im Kreis und dachte nach. Als er die Runde beendet hatte, sagte er: »Andererseits, wenn wir dieses hypothetische Dossier in die Ermittlungen einbeziehen, und es stellt sich heraus, dass Bowe aus einem völlig anderen Grund getötet wurde, haben wir immer noch ein Problem. Denn sobald irgendwer von dem Dossier weiß, wird etwas durchsickern.«
Jake nickte. »Wenn das Dossier tatsächlich existiert. Wenn es nicht nur Teil eines Komplotts von Bowe ist, zusammen mit seinem Verschwinden, um uns Schwierigkeiten zu machen.«
»Er hat sich umbringen lassen, um uns Schwierigkeiten zu machen?«
»Diesen Aspekt habe ich noch nicht richtig zu Ende gedacht«, sagte Jake.
Danzig lächelte zerknirscht, murmelte »Oh Gott«, wirbelte erneut mit seinem Stuhl herum, kam wieder nach vorn und begann, über den Vizepräsidenten zu reden. »Landers ist ein korrupter Hurensohn, das haben wir von Anfang an gewusst. Aber er hat uns Wisconsin, Minnesota und Iowa gebracht, und die brauchten wir.«
Jake sagte nichts.
»Er wird alles abstreiten«, fuhr Danzig fort. »Und er wird es bis zum bitteren Ende durchziehen. Es hat keinen Sinn, dass wir ihn fragen, ob da irgendwas in seiner Vergangenheit ist, denn wir alle wissen, dass da was ist, und wir alle wissen, dass er es abstreiten wird. Abstreiten bis zum Gehtnichtmehr.«
»Soll ich Patterson unter Druck setzen?«
Danzig rieb sich das Gesicht und wirkte plötzlich müde und alt. »Warten wir bis morgen. Lassen Sie mich die Sache eine Nacht überschlafen«, sagte er.
»Okay.«
Danzig beugte sich vor. »Das Problem ist Folgendes: Das RNC könnte Ihnen das Gerücht zugespielt haben, weil die wissen, dass ich es von Ihnen erfahre. Ich rede mit dem Präsidenten, wir hören uns um. Selbst wenn wir es geheim halten, wird das RNC es irgendeinem konservativen Blatt oder einem konservativen Kabelkanal durch die Hintertür zuflüstern. Der L. A. Times vielleicht. Und denen sagen, dass wir davon wissen. Dann stecken wir in Schwierigkeiten, egal ob es stimmt oder nicht. Wir können noch nicht mal abstreiten, dass wir uns umgehört haben. Dann wird den ganzen Sommer über gegen Landers ermittelt, mitten hinein in den Wahlkampf.«
Jake nickte. Genau das würde passieren.
»Wenn wir Landers fallen lassen müssen, müssen wir das vor dem Sommer tun«, sagte Danzig. Er sprach jetzt mehr mit sich selbst als mit Jake. »Wir könnten ihn nicht mit zum Parteikonvent nehmen. Aber wenn die Vorwürfe Blödsinn sind, dann hat Landers uns am Arsch.«
»Wir brauchen konkrete Fakten«, sagte Jake.
»Wie bei Bowe«, sagte Danzig. »Wenn wir konkrete Fakten hätten, könnten wir was unternehmen. Doch ohne Fakten könnten wir alles versauen, egal was wir tun.«
»Doch selbst wenn wir der Sache nicht nachgehen, könnten wir in große Schwierigkeiten geraten«, erklärte Jake. »Ich meine, wir persönlich. Von wegen Behinderung der Justiz und
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