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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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so.«
    Danzig nickte. »Natürlich. Aber jeder würde uns ein bis zwei Tage einräumen. Um den ganzen Bürokratieapparat durchzuackern.«
    Jake stand auf. »Ich bin telefonisch zu erreichen. Sie können mich jederzeit anrufen.«
    »Was ist mit Schmidt?«
    »Nichts Neues. Er ist nicht zu finden«, sagte Jake.

    »Aber wir suchen nach ihm.«
    »Novatny nimmt die ganze Gegend auseinander. Er ist sehr kompetent.«
    Danzig nahm einen Bleistift, trommelte damit auf die Tischplatte, steckte ihn hinters Ohr und rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. Müde. »Das Beste, was uns passieren könnte«, sagte er schließlich, »wäre, wenn wir Schmidt finden und ihm den Mord anhängen. Oder den Watchmen. Dann finden wir das Dossier und schmeißen Landers raus, und niemand wird auch nur andeuten, dass zwischen beidem eine Verbindung bestehen könnte.«
    »Das wird schwierig«, sagte Jake. »Die Medien rennen wie die Hyänen durch die Gegend und stürzen sich auf jedes Gerücht, das sie finden können. Sie wollen einen Schuldigen haben, wollen jemanden hängen sehen.«
    »Wenn’s hart auf hart kommt, geben die Hartgesottenen der CIA die Schuld«, sagte Danzig. »Aber ich glaube nicht, dass das hier zutrifft.«
    »Jedenfalls bisher nicht«, erwiderte Jake.
    »Verdammte Scheiße!« Danzig blätterte in seinem Schreibtischkalender. »Noch vier Monate bis zum Parteikonvent.« Er starrte auf den Kalender, dann sagte er: »Hören Sie, ich werde mit dem Präsidenten reden. Ich denke, dass Sie sich morgen früh mit Patterson treffen sollten. Versuchen Sie, ein bisschen Schlaf zu kriegen. Ich rufe Sie ganz früh an, egal was beschlossen wird.«

9
    Jake verließ das Weiße Haus, tappte mit seinem Stock durch den Abend und suchte ein Taxi. Viel Verkehr, aber nur wenige Taxis unterwegs. Er war bereits drei Blocks gegangen, bevor er endlich eins anhalten konnte. »Daily News in Georgetown.«
    Der Fahrer grunzte, und sie fuhren wortlos die M Street entlang, über die Brücke und noch sechs Blocks weiter. Der Fahrer grunzte erneut, Jake reichte ihm zwei Scheine und stieg aus. Das Daily News hatte als Spezialität Steak mit Schalentieren, es war dort hell genug, dass man lesen konnte, und am Eingang stand ein Zeitungsständer im holländischen Stil – eine richtig altmodische Kneipe. Er nahm sich ein zerlesenes Exemplar der Zeitschrift New York , bestellte einen Mangrovensnapper und ein Glas weißen Hauswein und setzte sich in eine ruhige Nische, um ein bisschen zu lesen und den Fisch zu genießen.
    Ihm ließ der Gedanke keine Ruhe, dass er Danzig hätte sagen sollen, dass Bowe schwul war. Es war eine Frage der Loyalität. Er nahm Danzigs Geld, und er war sogar im Großen und Ganzen mit dem Programm des Präsidenten einverstanden im Vergleich zu dem, was die Republikaner propagierten. Wenn er die Schwulenproblematik ins Spiel brachte, würde das die Sache vorantreiben. Allerdings … egal ob Madison Bowe davon wusste oder nicht, man würde sich über sie das Maul zerreißen. Und sie würde ihm die Schuld dafür geben, und das wollte er nicht. Eigentlich wollte er Madison Bowe, dachte er, Loyalität gegen Sex. Er musste über seine eigene Torheit grinsen …
    Nach dem Essen trank er noch ein zweites Glas Wein, als Kontrast zu dem süßen Nachgeschmack der Crème brûlée, dann nahm er seinen Aktenkoffer und den Stock und ging hinaus. Angenehme Nacht. Er beschloss, zu Fuß zu gehen. Es war kaum mehr als eine Meile. Er aß zweimal die Woche im
Daily News, und der Spaziergang nach Hause war genau das Richtige für sein Bein.
    Es wurde allmählich dunkel, während er die unebenen Bürgersteige entlangschlenderte und darüber nachdachte, was er tun sollte. Er brauchte fünfundzwanzig Minuten bis nach Hause.
    Der Gehweg vor seinem Haus war immer noch aufgerissen, also ging er automatisch durch die schmale Gasse zum hinteren Eingang.
    Er hörte Autotüren aufgehen. Achtete nicht darauf, bis er den Schlüssel in das Schloss im Tor gesteckt hatte. Da fiel ihm auf, dass er sie nicht wieder hatte zuschlagen hören. Nicht dass das besonders merkwürdig wäre … dann sah er den Mann viel zu schnell auf sich zukommen, viel zu schnell und viel zu nah. Er hielt etwas über den Kopf erhoben. Ein zweiter Mann kam ebenso rasch einen Schritt hinter dem ersten her. Sie waren groß, kräftig und schnell, einer schwarz und einer weiß, bemerkte er, und da fielen sie auch schon über ihn her …
    Irgendjemand schrie. Jake hob seinen Stock, zuckte vor einer raschen

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