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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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Bewegung zurück und bekam den ersten Schlag mit einem Gegenstand ab, der sich wie der Stiel einer Axt anfühlte, vielleicht war es auch nur ein Stock, aber er sah den Stiel einer Axt vor sich. Das Ding traf gegen seinen Spazierstock und seinen Arm, er rief, hörte sich rufen, es war mehr wie ein Schrei, dann holte der zweite Mann nach ihm aus, ebenfalls mit einem Axtstiel oder einem Stock, und Jake fing den Schlag mit der flachen linken Hand ab. Der erste Mann traf ihn im Nacken, dann am Kopf. Benommen ging er um sich schlagend zu Boden, rollte sich ab, rollte immer weiter, um ihren Schlägen zu entkommen, und versuchte gleichzeitig, aus der Defensive heraus wieder in den Kampf einzugreifen. Die beiden Männer droschen auf ihn ein, einer von ihnen murmelte: »Gib’s ihm, gib’s dem Arschloch, gib’s ihm«, wie eine Art Sprechgesang.
Jake versuchte, den Kopf oben zu behalten, um die Schläge auf sich zukommen zu sehen, wehrte sich mit Stock und Händen, hörte einen Mann Hey, ihr Drecksäcke brüllen, wurde immer wieder getroffen. Dann gab es einen ohrenbetäubenden Knall, etwas blitzte hell auf. Der Mann, der ihm am nächsten war, erstarrte eine Sekunde, und Jake schlug ihm den Stahlgriff seines Stocks gegen das Knie, hörte es knirschen, sah den Mann taumeln. Dann schrie eine Frau, ein weiterer Knall und ein weiteres Aufblitzen, eine Waffe, dachte er, dann wurde er ein letztes Mal getroffen und verlor das Bewusstsein …
     
    Jake wachte in einem Krankenwagen auf, der holpernd Richtung Innenstadt fuhr. »Was ist passiert?« Er versuchte sich aufzusetzen, konnte es aber nicht.
    Ein phlegmatischer Schwarzer blickte auf ihn herab und sagte: »Ruhig liegen bleiben. Sie sind überfallen worden.«
    »Überfallen?«
    Einige Minuten später wachte er wieder in dem Krankenwagen auf, versuchte sich aufzusetzen, konnte es nicht und fragte den phlegmatischen Schwarzen. »Was ist passiert?«
    »Sie wurden überfallen.«
    »Überfallen?«
     
    Der Arzt erzählte ihm später, er hätte die Frage während der nächsten Stunde noch ungefähr fünfundzwanzigmal gestellt, sowohl im Krankenwagen als auch im Operationssaal. Als er auf der Intensivstation aufwachte, immer noch in seiner Stra ßenkleidung, aber ohne Schuhe, sah er einen jungen indischen Arzt und fragte: »Was ist passiert?«
    »Sie wurden überfallen.«
    »Überfallen? Wo? Vor meinem Haus?«
    Da lächelte der Arzt. »Ah, Sie sind wach. Ja, so wie ich das verstanden habe, wurden Sie vor Ihrem Haus überfallen. Sie
haben eine Gehirnerschütterung, ist aber wohl nicht sehr schlimm, und einen ganzen Haufen Prellungen. Auf dem Kopf haben Sie eine ziemliche Beule und eine Platzwunde. Das fängt irgendwann an wehzutun. Ihr Schädel ist noch in einem Stück – wir haben ihn geröntgt -, aber wir mussten wegen der Kopfverletzung einige Haare wegschneiden. Wenn’s aufhört wehzutun, wird es teuflisch jucken. Sie haben da fünf Stiche. Zwei Nachbarn von Ihnen warten übrigens draußen. Möchten Sie sie sehen? Die haben den Zwischenfall anscheinend beobachtet.«
    »Ja. Klar. Überfallen? Ich kann einfach nicht glauben, dass ich überfallen wurde.«
     
    Eine Frau kam ins Zimmer. »Mr. Winter?«
    »Ja.«
    »Mr. Winter, haben Sie eine Krankenversicherung?«
    »Klar.«
    Sie schien einen Schritt zurückzutreten. »Tatsächlich?«
    »Warum sollte ich denn keine haben?«
    »Nun ja, das ist schön.« Sie wirkte skeptisch. »Rami, der Arzt, hat gesagt, Sie hätten gute Schuhe, und ich sollte mal nach einer Versicherung fragen. Haben Sie Ihre Karte vielleicht dabei?«
    Mit der Karte in der Hand ging sie hinaus, anscheinend immer noch verwundert über den Lauf der Dinge.
     
    Einen Augenblick später kam Harley Cunningham, sein Nachbar von gegenüber, durch die Tür, gefolgt von seiner Frau Maeve. Cunningham war Vertreter für Hausbars und Pooltische. Er musste zweimal hinsehen. »Mann, die haben dich aber schön zugerichtet, Jake.«
    »Was ist passiert?«
    »Mein Fenster nach hinten raus war offen, und ich hab dich mit deinem Stock die Gasse entlangkommen hören. Ich hab
rausgeguckt und gesehen, wie diese Arschlöcher aus einem gro ßen Wagen stiegen, da war mir gleich klar, dass die hinter dir her waren. Die hatten Schläger dabei, eventuell Billardstöcke, aber ich hatte meine Schrotflinte im Kleiderschrank, da hab ich gebrüllt, und Maeve hat gebrüllt, doch die hauten dich zu Klump, und da bin ich gelaufen, hab die Schrotflinte geholt und ein paar Mal in die Luft geschossen, und da

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