Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
Vom Netzwerk:
Überlegungen angestellt.
    Seine Angreifer waren groß, stark und körperlich fit gewesen. Einer von ihnen hatte einen ländlichen Akzent gehabt, Kentucky oder östliches Tennessee. Sie wussten, was sie taten. Sie hatten ihn nicht umbringen wollen – das hätten sie mit
einem Schuss erledigen können oder sogar mit ein paar Schlägen mit dem Axtstiel oder dem Billardstock auf den Hinterkopf.
    Stattdessen war er von zwei Schlägen am Kopf gestreift worden, hatte einen weiteren Schlag im Nacken abbekommen und etwa ein Dutzend auf den Rücken, die Beine und auf eine Hüfte. Sie hatten das erreicht, was sie beabsichtigt hatten, nämlich ihn krankenhausreif zu schlagen. Wenn Harley nicht mit seiner Schrotflinte zur Stelle gewesen wäre und sie noch eine Minute länger Zeit gehabt hätten, hätte Jake vielleicht eine Woche im Bett bleiben müssen oder einen Monat oder ein ganzes Jahr. Sie hatten so fest zugeschlagen, dass sie ihm auch die Knochen hätten brechen können.
    Er hatte keine Chance gehabt, und trotzdem haderte er immer noch mit sich.
    Wenn er die beiden Männer noch einmal traf, und zwar an einem Ort, wo das möglich war, würde er sie umbringen. Bei dem Gedanken musste er lächeln, dann taten die Medikamente wieder ihre Wirkung, und er tauchte so tief ab, dass er erst um acht Uhr erwachte.
     
    Als er um acht Uhr wieder auftauchte, schlug er kurz um sich, dann kam eine Schwester herein und fragte: »Wie geht es uns denn heute?«
    »Wir fühlen uns ein bisschen klapprig«, sagte Jake. Die Blutergüsse fühlten sich an wie Verbrennungen. »Könnten Sie mir bitte meinen Aktenkoffer geben?«
    »Der Arzt wird jede Minute hier sein.«
    »Yeah, aber meine Frau ist sicher schon halb wahnsinnig vor Sorge, weil sie nicht weiß, wo ich bin«, log er. »Ich möchte sie nur schnell anrufen.«
    Er bekam das Telefon. Als er es einschaltete, fand er vier Nachrichten von Gina, angefangen um halb sieben und alle
ziemlich gleich lautend: »Jake, wo bist du? Wir haben schon mehrfach angerufen und können dich nicht erreichen. Ruf an …«
    Er rief an. Gina nahm ab, und er sagte: »Du wirst es nicht glauben, was passiert ist, wo ich bin …«
    Kurz darauf kam Danzig an den Apparat. Seine Stimme klang gedämpft. »Mein Gott, Jake, sind Sie sehr schwer verletzt?«
    »Ach, nicht so schlimm. Jede Menge Blutergüsse und ein paar Stiche im Kopf. Und ich hab Kopfschmerzen. Die sagen, das wird schon wieder.«
    Der Arzt trat ein und bekam noch den Schluss mit, zog an seiner Lippe und schüttelte den Kopf. »Der Arzt ist gerade da«, sagte Jake zu Danzig. »Ich ruf Sie von zu Hause aus an. Ich arbeite weiter an der Sache.«
    »Was glauben Sie? Die Watchmen? Oder einfach Straßenräuber? Oder was sonst? Ich meine, das ist ein ziemlich gro ßer Zufall.«
    »Ja, das scheint mir auch so. Geben Sie mir ein bis zwei Stunden Zeit.«
    »Was sollen wir mit diesem Patterson machen? Eigentlich wollten wir, dass Sie sich mit ihm treffen, aber vielleicht kann Novatny …«
    »Nein, nein. Halten Sie Novatny da raus, sonst steht das morgen groß in der Zeitung.« Er sah den Arzt an. »Hören Sie, ich kann jetzt nicht länger reden, die wollen irgendwas Unangenehmes mit mir machen.«
    »Okay, okay. Passen Sie gut auf sich auf. Und rufen Sie mich an.«
    Danzig hörte sich richtig väterlich an.
    »Ich melde mich.« Er schaltete das Telefon aus.
    »Gar nicht so unangenehm«, sagte der Arzt. »Mal kurz mit einer Lampe in Ihre Augen leuchten, Urinabnahme, ein bisschen
Blut abzapfen. Stimmt es, dass Sie eine Krankenversicherung haben?«
    Um zehn Uhr war er draußen. Er spürte einen dumpfen Schmerz im Gehirn und einen heftigeren und brennenderen Schmerz an der Stelle, wo die Stiche seinen Schädel zusammenhielten. Die Sonne tat ihm in den Augen weh; er brauchte eine Sonnenbrille. Mittlerweile tat ihm alles weh. Er stieg in ein Taxi und ließ sich bei der Gasse hinterm Haus absetzen. Cunningham kam auf den Balkon und rief: »Das ging aber schnell.«
    »Ich bin dir was schuldig, Harley«, rief Jake zurück. »Was Großes.«
    »Ach Quatsch, Mann. Ich bin froh, dass es dir bessergeht.«
    »Zwei Flaschen Single Malt wenigstens.«
    Cunningham hob die Hände. »Jetzt, wo du’s erwähnst«, sagte er, »ich glaube, du schuldest mir wirklich was …«
     
    Drinnen im Haus prüfte Jake rasch, ob alles in Ordnung war, dann ging er ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. Man hatte um die Wunde auf seinem Kopf einiges an Haaren weggeschnitten und über die Stiche ein

Weitere Kostenlose Bücher