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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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missbrauche. Aber lassen Sie mich zu Ende erzählen. Ich dachte, Sie sollten das wissen, weil es noch etwas ist, das typisch für uns war …« Sie runzelte die Stirn und gestikulierte mit ihrem Glas. »Denn wenn ich es Ihnen nicht erzählt hätte und Sie hätten es später herausgefunden, hätten Sie sich darüber gewundert. Sie hätten sich gefragt, ob das nicht irgendetwas mit Lincs Tod zu tun gehabt haben könnte. Aber ich kann Ihnen versichern, ich hatte genau zwei Affären, mehr nicht. Und keiner der beiden Männer hätte einen Grund, Lincoln etwas antun zu wollen. Beide Affären sind längst zu Ende. Alle sind mehr oder weniger zufrieden. Also …«
    Nun nickte er und sagte: »Das hätten Sie mir wirklich nicht zu erzählen brauchen. Ich glaube nicht, dass jemand wegen Ihrer außerehelichen Beziehungen Lincoln so etwas antun würde. In solchen Fällen wird schlimmstenfalls mal jemand erschossen, nehme ich an. Allerdings, heutzutage …«
    »Sie sind ein kleiner Zyniker«, sagte sie.
    »Ich arbeite in Washington.«
     
    In dieser Nacht lag er eine Zeit lang wach und ging diverse Möglichkeiten durch. Eines schien klar: Alle Wege zur Wahrheit führten über die Leiche von Lincoln Bowe. Und er dachte an Madison Bowe und die medizinischen Unterlagen …
    Er merkte gar nicht, wie er einschlief, doch schon vor fünf Uhr war er wieder wach. Er wusch sich, machte Streckübungen mit seinem Bein. Es schmerzte von den Schlägen, die es abbekommen hatte, und die Blutergüsse waren, falls sich überhaupt etwas getan hatte, noch dunkler und blauer. Die latenten Kopfschmerzen waren immer noch da, wie ein Schatten, ärgerlich, aber nicht behindernd. Er hatte Glück gehabt.
    Oder wurde er etwa manipuliert, dachte er, nicht nur von
Madison, sondern auch von den Männern, die ihn zusammengeschlagen hatten? Vielleicht hatten sie ihn aus einem Grund verprügelt, den er sich noch nicht mal vorstellen konnte, um ihn zu irgendwas zu drängen … aber zu was?
     
    Vom Büro aus nutzte er seinen Zugang zu Regierungsunterlagen, um online in die Datenbank der Sozialversicherungsbehörde zu gehen. Dort suchte er nach den Daten eines gewissen Donald Patzo, eines Mannes ganz tief aus seiner Vergangenheit. Patzo besaß Fähigkeiten, die er vielleicht gebrauchen könnte...
    Es gab insgesamt vierundzwanzig Donald Patzos in der Datenbank, doch nur einer passte vom Alter und vom Beruf her. Patzo war sechsundsechzig Jahre alt. Er erhielt Sozialversicherungsbezüge, seit er zweiundsechzig war, doch nach der Liste seiner Arbeitsverhältnisse zu urteilen, konnte er keine besonders hohe Rente kriegen. Er hatte in den vierzig Jahren, seit er vom Militär entlassen worden war, vierundzwanzig Jobs gehabt und fünfzehn Jahre überhaupt nicht gearbeitet, sondern im Gefängnis gesessen.
    Jake notierte seine Adresse, dann suchte er sie auf dem entsprechenden Stadtplan in seinem Laptop. Um sieben Uhr rief er Madison an.
    »Hier ist Jake. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.«
    »Nein, nein, das wird ein höllischer Tag«, sagte sie. »Ich bin seit fünf Uhr auf.«
    »Kann ich kurz vorbeikommen und den Schlüssel von Ihrer New Yorker Wohnung abholen?«
    Zögern. »Was haben Sie vor?«
    »Ich möchte sie Stück für Stück durchgehen. Ich werde versuchen, Ihre Privatsphäre zu wahren, wenn es etwas gibt, das ich nicht sehen soll.«
    »Nein, nein.« Ein weiteres Zögern. »Ist mir vermutlich lieber,
wenn Sie es machen, als dass das FBI die Wohnung auseinandernimmt. Wann wollen Sie hin?«
    »Sofort. Ich muss noch einige Dinge erledigen, aber ich würde gern das Flugzeug um zwölf vom National Airport nehmen.«
    »Kommen Sie so schnell Sie können her.«
     
    Um Viertel nach sieben stand er vor ihrer Tür. Zwei Fernsehwagen parkten in der Straße, aber niemand machte sich die Mühe, Jake zu filmen. Ein Mann mit einem merkwürdigen Hut verließ gerade das Haus und ging auf den Wagen eines Blumengeschäfts zu. In der Wohnung war noch eine zweite Frau, Madisons beste Reitfreundin aus Lexington, wie sie sagte. Madison gab ihm den Schlüssel zusammen mit einer Nachricht für den Portier. »Ich hab den Portier angerufen und ihm gesagt, dass Sie kommen, damit er Sie reinlässt.«
    »Gibt es in der Wohnung einen Computer?«
    »Natürlich.« Sie trug Jeans und ein Golfhemd, stand nahe bei ihm und hatte die Stimme gesenkt. Jake konnte ihre Freundin telefonieren hören.
    »Kennen Sie das Passwort? Fall es eins gibt.«
    Sie verdrehte die Augen. »Er war in Yale bei Skull &

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