Totenklage
außerdem bringt es Ihnen tausend Dollar steuerfreies Bargeld ein und zwei anständige Mahlzeiten. Und das Beste daran, es ist legal.«
Patzo machte die Innentür nicht zu. »Was heißt legal?«
Jake fischte den Wohnungsschlüssel aus seiner Tasche. »Die Besitzerin hat mir den Schlüssel gegeben und den Portier angerufen, damit es keine Probleme gibt. Sie sind eher Berater als Einbrecher.«
Patzo stieß die Tür auf. »Du kannst fünf Minuten mit mir reden.«
Sie redeten, und Patzo war einverstanden. Jake packte den alten Mann in sein Auto und fuhr zurück nach Washington. Er hielt bei der Riggs Bank, öffnete seinen Banksafe und nahm zehn- von den zwanzigtausend Dollar heraus, die er dort deponiert hatte, nur für alle Fälle. Dann hielt er bei einem Drugstore, kaufte eine Packung Plastikhandschuhe und fuhr zum National Airport. Patzo gab die ganze Zeit keinen Ton von sich, beobachtete aber alles. Seine einzig erkennbare Gefühlsregung war, dass er beim Starten des Flugzeugs die Hände zu Fäusten ballte, und beim Landen ebenfalls.
Um ein Uhr waren sie in New York und fuhren mit dem Taxi über die Triborough Bridge zur Upper East Side. Der Portier war von Madison informiert worden und schickte sie in Bowes Wohnung.
Beim Betreten der Wohnung blickten sie in einen ovalen
Spiegel mit Goldrahmen, der über einem antiken Tisch hing, auf dem eine Orchideenvase aus geschliffenem Kristall stand.
»Verdammt, dieser Scheißtisch ist dreißig Riesen wert«, sagte Patzo.
»Kennst du dich mit Antiquitäten aus?«
»Einigermaßen. Hab’ne Menge mit Holz gearbeitet. Du weißt schon, als ich für den Staat tätig war.« Er berührte vorsichtig die Tischplatte. »Wie zum Teufel würd ich den hier rauskriegen?«
»Komm bloß nicht auf dumme Gedanken«, sagte Jake.
Die Wohnung hatte zwei Schlafzimmer, war aber größer, als das vermuten ließ. Die Küche war lang und schmal und komplett ausgestattet. Das Wohnzimmer war riesig. Auf dem Parkettboden lagen drei Orientteppiche, an den Wänden hingen zeitgenössische abstrakte Gemälde, darunter über dem Kamin ein ausgezeichnetes Bild von Mark Rothko. Vom Wohnzimmer ging ein Arbeitszimmer ab, und ein Stück den Flur hinunter waren die beiden Schlafzimmer, ein großes und ein kleineres für Gäste. Zum großen Schlafzimmer gehörte ein Bad mit einer Badewanne, in der drei bis vier Personen Platz gefunden hätten. Alle Räume waren in sanften Pastelltönen tapeziert.
Jake gab Patzo ein Paar Plastikhandschuhe und erteilte ihm eine kurze Anweisung. »Sieh dich um, aber hinterlass keine Spuren. Wenn du irgendwas findest, das offenkundig versteckt wurde oder interessant aussieht – juristische Dokumente, medizinische Unterlagen oder Ähnliches -, zeig es mir. Den ganzen Einrichtungskram hat die Besitzerin für das Finanzamt inventarisieren lassen, also wenn irgendwas fehlt, wird das für uns beide peinlich.«
»Eine Bude wie die hier hat einen Safe«, sagte Patzo.
»Hat sie«, erwiderte Jake. »Er ist leer, die Besitzerin hat ihn gestern ausgeräumt. Versuch mal, ob du ihn findest.«
»So als Test?«
»Yeah.«
Während der ältere Mann durch die Wohnung streifte, setzte Jake sich auf den Fußboden und machte sich an die Aktenschränke. Im Arbeitszimmer gab es zwei davon unter einem eingebauten Computertisch. Er sah jeden einzelnen Ordner durch und fand bezahlte Rechnungen, Vermögensaufstellungen, Unterlagen über die Eigentumswohnung, Steuerformulare, Kaufverträge und Anmeldebescheinigungen für Autos sowie Auflistungen von Investmentfondsanteilen bei Fidelity und bei Vanguard. Er rechnete im Kopf alles zusammen und stellte fest, dass sich Bowes Vermögen bei zwei Banken, U. S. Trust und Merrill Lynch, sowie den Investmentgesellschaften auf etwa fünfundachtzig Millionen Dollar belief.
Er untersuchte jeden Ordner auf versteckte Papiere, fand aber keine.
Patzo kam herein. »Im großen Schlafzimmer hängt hinter dem Kopfende des Betts eine Waffe.«
Jake ging nachsehen. Der Revolver sah nach einer Waffe zur Selbstverteidigung aus, ein alter blauer Hammerless.38. Die Waffe steckte in einem Gummiholster, das am Kopfteil befestigt war. »Such weiter«, sagte Jake.
Wie Madison gesagt hatte, waren keinerlei medizinische Unterlagen vorhanden. Er prüfte die Bankauszüge und stellte fest, dass in den Monaten vor Bowes Verschwinden mehrere große Schecks eingelöst worden waren; aus den Auszügen ging jedoch nicht hervor, an wen die Schecks gezahlt worden waren.
Er
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