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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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man ist der Präsident«, sagte Jake. Er musste an Danzig und seine Frage Was hätten Sie denn gern? denken. »Es kann aber recht interessant sein.«

    »Erzählen Sie mir davon?«
    »Nein.«
    Ein schwarzes Kleid von ihr hing an einem Haken im Flur, immer noch in der Plastikhülle aus der Reinigung, und darunter stand ein Schuhbeutel auf dem Fußboden. Sachen für die Beerdigung, dachte Jake, als er daran vorbei ins Wohnzimmer ging. Sie hatte einen mit Gas betriebenen Kamin. Hinter einer Glastür brannte flackernd ein Feuer. Er stellte seine Taschen ab und setzte sich auf die Couch. »Ein Glas Wein?«, fragte sie.
    »Sehr gerne.«
    Nach einer Minute kam sie mit zwei Gläsern zurück. Die Weinflasche war bereits auf. Madison hielt sie gegen die Deckenbeleuchtung und sah sie prüfend an. »Ich hab schon ohne Sie angefangen«, sagte sie. Sie schenkte ihm ein Glas ein und reichte es ihm. »Ich habe mit Novatny gesprochen. Die haben keine Ahnung, wer es gewesen sein könnte, außer diesem Schmidt.«
    »Aber Schmidt ist doch eine ziemlich plausible Möglichkeit«, erwiderte Jake. »Was ist in New York geschehen? Sie sagten, es wäre etwas Merkwürdiges passiert.«
    »Jetzt erzählen Sie mir erst mal, was letzte Nacht passiert ist. Als Sie überfallen wurden.«
    Er erzählte es ihr in knappen Worten und versuchte, sich seine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen. Beim Reden nippte er immer mal wieder an dem Wein. Sie hörte aufmerksam zu, und am Ende sagte sie: »Das hört sich aber nicht nach einem Raubüberfall an.«
    »Ich weiß«, erwiderte er. »Und ich weiß auch, was Sie sagen wollen. Ich glaube nicht, dass die Watchmen etwas damit zu tun hatten. Goodman glaubt, dass ich für ihn herumschnüffle. Ich habe ehrlich gesagt schon an Ihren Freund Barber gedacht, obwohl mir nicht klar ist, was er davon hätte, wenn ich zusammengeschlagen werde.«

    Sie runzelte die Stirn. »Er hat einen gewalttätigen Zug an sich. Das hab ich früher schon erlebt. Ich glaube, dass Linc das anziehend fand. Aber Sie haben mir doch von der so genannten Grundregel erzählt. Wer profitiert davon, dass Sie zusammengeschlagen wurden?«
    »Die Grundregel besagt nicht, dass der Nutzen offenkundig sein muss. Normalerweise ist er das sogar eher nicht. Wir wissen einfach noch nicht genug … Also, New York?«
    »Ja.« Sie schenkte sich selbst ein Glas Wein ein, stellte die Flasche auf den Couchtisch, setzte sich in einen Sessel und zog die Beine hoch, wie Frauen das gerne machen. »Ich bin heute früh mit dem Flugzeug nach New York geflogen und in die Wohnung gegangen. Um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist, nach einigen Papieren zu suchen und die Hausangestellte zu bezahlen. Zum einen musste ich Lincs Testament holen, außerdem einige Versicherungspolicen, die sich Johnnie Black ansehen muss. Ich hab alles gefunden, was ich brauchte, aber … seine medizinischen Unterlagen sind verschwunden. Das waren zwei große Ordner im obersten Fach des Aktenschranks, doch die sind weg. Sie sind auch nicht hier, und ich weiß, dass sie nicht auf der Farm sind. In Santa Fé können sie eigentlich auch nicht sein, weil sein Arzt in New York wohnt.«
    Jake dachte darüber nach und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.«
    »Ich weiß es auch nicht. Bloß dass ich unter der Tagesdecke ein Röhrchen mit verschreibungspflichtigen Tabletten gefunden habe. Rinolat. Ich hab im Internet nachgesehen, es ist ein Schmerzmittel. Ich habe nicht alles verstanden, irgendwas mit monoklonalen Antikörpern. Jedenfalls nahm er eine hohe Dosis. Das Zeug könnte ein Pferd umhauen.«
    »Ich weiß …« Er schlug auf sein Bein. »Ich hab einige Erfahrung damit. Stand ein Datum drauf?«
    »Ja. Ein Monat, bevor er verschwunden ist.«

    »War er denn krank?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, nicht. Ich hatte ihn schon länger nicht gesehen. Als ich ihn das letzte Mal sah, war er ein bisschen gereizt, hatte aber keine Schmerzen. Jedenfalls hab ich nichts davon gemerkt.«
    »Dieses Zeug ist als Droge unbrauchbar … Sind Sie sicher, dass es von ihm war?«
    »Es war von seinem Arzt auf seinen Namen verschrieben.«
    Jake nippte an seinem Wein und ließ ihn im Glas kreisen. Er verstand nicht viel von Wein, aber dieser hier schmeckte gut; schmeckte nach viel Geld. Außerdem musste er an den Autopsiebericht denken. Novatny hatte gesagt, Bowes Körper sei mit Schmerzmitteln vollgepumpt gewesen, möglicherweise, um ihn hilflos zu machen. Aber war es

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