Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
Vom Netzwerk:
es an die Öffentlichkeit gelangt, Hauptsache, es geschieht bald. Damit wir von Anfang an eine faire Wahl haben. Wenn ich ohne das Dossier von hier weggehe, rufe ich gleich vom Auto aus meinen Kontaktmann beim FBI an und berichte ihm davon. Dann werden Sie höchstwahrscheinlich bereits heute Abend im Gefängnis sitzen. Und ich glaube nicht, dass Sie so bald wieder rauskommen.«
    »Mein Gott«, sagte Green. Er zog ein Kleenex aus einer Papierschachtel in seiner Schreibtischschublade und tupfte sich die Schweißperlen von der Stirn. »Sie fackeln nicht lange, was?«
    »Dazu ist keine Zeit. Absolut keine Zeit«, sagte Jake. »Es sind einige gewaltbereite Menschen auf der Suche nach diesem Dossier, und ich fürchte, es wird noch mehr Tote geben, wenn die weiter danach suchen.«
    »Diese verdammte Frau«, sagte er. »Wenn sie die Papiere nicht zusammengestellt hätte …«
    »Welche Frau?«

    Green zog ein Handy aus seiner Jackentasche und fing an, eine der Tasten mit seinem Daumen zu bearbeiten. Dabei redete er weiter mit Jake. »Mr. Winter, ich habe das Dossier nicht. Ich weiß davon, und ich habe es sogar durchgesehen. Ich werde Ihnen wahrscheinlich sagen, wer es hat, aber ich muss zuerst mit ihr reden. Ich kann Sie ihr nicht einfach auf den Hals schicken … Ich meine, wenn Sie nun der Typ mit der Waffe sind? Ich hab Sie noch nie zuvor gesehen. Vielleicht wäre es das Beste, sie ginge gleich zum FBI. Ich brauche ein bisschen Zeit.«
    Jake sah auf seine Uhr. »Wie lange?«
    »Ich weiß nicht, ob ich sie erreichen kann. Vielleicht ist sie unterwegs … sie hat kein Handy. Jedenfalls hatte sie keins, als ich das letzte Mal mit ihr gesprochen habe.«
    »Dann versuchen Sie’s mal bei ihr«, sagte Jake.
    »Nicht während Sie hier sitzen. Wir müssen vielleicht über bestimmte Dinge reden …«
    »Ich bin in einer Stunde wieder hier«, sagte Jake. »Setzen Sie sich mit ihr in Verbindung.«
    »Ich sollte Ihnen gleich sagen, dass sie gehofft hat, ein bisschen was für das Dossier zu kriegen«, erklärte Green. »Linc hat vorgeschlagen, man solle ihr einen anständigen Job geben, wenn das Dossier zum richtigen Zeitpunkt herauskäme. Vielleicht könnte ich …«
    »Für unsere Freunde wird gesorgt«, sagte Jake. »Nichts Illegales oder Unmoralisches, aber sie bekommen, was sie verdienen. Zum Beispiel anständige Jobs mit Renten und sonstigen Zuwendungen.«
    »Okay … Ich versuch sie anzurufen«, sagte Green. Er blickte auf das Display seines Handys, dann legte er das Telefon auf den Schreibtisch, nahm ein weiteres Kleenex und fuhr sich erneut über die Stirn. »Oh Gott.«
    Jake stand auf, ging zur Tür und sagte: »Bis in einer Stunde.«

    »Haben Sie die FBI-Berichte über Linc gelesen?«, rief Green ihm hinterher.
    »Hab ich nicht, aber ich rede jeden Tag mit dem zuständigen Ermittler.«
    »Es gibt Gerüchte … Stacheldraht, kein Kopf, das hört sich an, als wäre er gefoltert worden«, sagte Green.
    »Ich möchte nicht, dass Sie das weitererzählen …«
    »Nein, nein, natürlich nicht.«
    »Wir glauben, dass es sich dabei um den Versuch seiner Freunde – und auch Ihrer Freunde – handelte, die größtmögliche Publicity zu erzielen«, sagte Jake. »Ich kann Ihnen nicht alles erzählen, was hinter dieser Vermutung steckt, und vielleicht wissen Sie ohnehin mehr als ich …«
    »Das tue ich nicht«, protestierte Green.
    »… aber er war definitiv tot, bevor man ihn enthauptete und bevor er verbrannt wurde. Die ganze Brandgeschichte scheint inszeniert worden zu sein, um die Aufmerksamkeit auf die Watchmen zu lenken … um zu suggerieren, dass die Watchmen Nazis sind oder so etwas wie der Ku-Klux-Klan, dass sie Menschen verbrennen, um ein Exempel zu statuieren.«
    »Tun sie das etwa nicht? Was war denn mit diesem mexikanischen Jungen …?«
    Jake hob die Hände, um Green zum Schweigen zu bringen. »Ich möchte jetzt keine politischen Diskussionen führen. Die Watchmen mögen von mir aus Nazis sein. Aber die Tat selbst war inszeniert, und zwar von Freunden von Lincoln Bowe. Das glauben wir jedenfalls.«
     
    Als Jake den Raum verließ, starrte Green immer noch auf das Handy. Im Vorzimmer ließ die Sekretärin erneut ihre Vanity Fair in die Schublade fallen. »Geheimgespräch beendet?«
    »Nein, ich komme wieder. Könnten Sie mir sagen, wo ich einen Bagel und ein Buch kaufen kann?«

    Sie zeichnete rasch eine kleine Karte auf ein Blatt Papier und trug den Campus und den Campusbuchladen am anderen Ende der State Street ein.

Weitere Kostenlose Bücher