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Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
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nicht verarschen sollen. Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie tun sollen, was man Ihnen sagt, wenn man es Ihnen sagt. Ohne Alleingänge. Aber das kriegen Sie nicht hin, oder? Das kriegen Sie verdammt noch mal einfach nicht hin.«
    Einerseits will ich einen Streit vom Zaun brechen: Wissen Sie, Sir, ich habe tatsächlich alles getan, was Sie mir gesagt haben, und das schnell und gründlich. Ich habe nur noch andere Dinge zusätzlich getan. Ach ja, übrigens, ich habe uns Zutritt zu einer Wohnung verschafft, in der 220 000 höchstwahrscheinlich illegal erworbene Pfund gelagert wurden, und eine Vermisstenanzeige auf den Hauptverdächtigen ausgestellt.
    Doch das sage ich natürlich nicht. Ich sitze nur stumm da, während Jackson eine Rakete nach der anderen auf mich abfeuert.
    » Fiona, wie kommen Sie darauf, gegen Fletcher zu ermitteln? Und kommen Sie mir nicht mit diesem Hörensagen-Quatsch, das kaufe ich Ihnen sowieso nicht ab.«
    » Der entspricht zum Teil der Wahrheit, Sir. Aber es gibt da etwas, das ich Ihnen noch nicht sagen kann. Tut mir leid.«
    » Ist da Ihr Vater mit im Spiel?«
    » Nein, der hat damit nichts zu tun. Aber ich habe jemandem etwas versprochen, und dieses Versprechen muss ich halten.«
    Eine Pause. Es knackt in der Leitung. Mikrowellenstrahlung aus den Tiefen des Universums.
    » Am liebsten würde ich Ihnen jetzt eine Abmahnung verpassen. Ehrlich. Die Polizei ist eine Organisation mit festen Strukturen. Und es gibt gute Gründe für diese Strukturen. Dadurch können wir alle besser arbeiten.«
    » Jawohl, Sir.«
    » Wir arbeiten nicht wie … wie Ihr Dad. Oder wie, keine Ahnung, wie am Philosophieinstitut in Cambridge.«
    » Nein.«
    » Was ich bedauere, was ich zutiefst bedauere, ist, dass ich Ihnen, so gerne ich es tun würde, dafür keinen Anschiss geben kann. Ich habe mit Alexander und Rogers und dem Labor gesprochen, und sie haben mir bestätigt, dass Sie in unserem Fall ermittelt haben. Und gleichzeitig finden Sie ein Drogengeld von zweihundert Riesen.«
    » Danke.« Ja, Danke. Es ist Ihnen tatsächlich aufgefallen. Halleluja.
    » Aber noch sind Sie nicht aus dem Schneider. Ich weiß nicht, ob wir Detectives wie Sie in South Wales gebrauchen können. Sie sind entweder verdammt gut oder eine riesige Nervensäge oder beides. Und Nervensägen kann ich nicht gebrauchen. Haben Sie mich verstanden?«
    » Jawohl, Sir.«
    » Ich habe mit Gethin Matthews und Cerys Howells gesprochen. Sie teilen meine Einschätzung. Es wird Ihnen nicht gelingen, die beiden gegen mich auszuspielen. Oder andersherum. In dieser Angelegenheit sind wir einer Meinung.«
    » Verstehe.«
    » Okay. Wenn ich Sie jetzt fragen würde, was Sie als Nächstes machen wollen – mit Jane Alexander Prostituierte in Cardiff befragen oder sich an diese Gwent-Sache dranhängen –, wie würden Sie antworten?«
    » Dass ich gerne beides machen würde. Soweit mir das möglich ist. Ich glaube, dass Jane und ich gut mit den Prostituierten umgehen können, aber ich glaube auch, dass wir Fletcher nicht aus den Augen verlieren dürfen.«
    » Sie können also beides gleichzeitig, ja?«
    » Das weiß ich nicht. Die Prostituierten kann man sowieso nur nachmittags oder abends vernehmen. Dann könnte ich morgens in Newport arbeiten und mittags nach Cardiff rüberfahren.«
    » Okay. Gut. Aber überarbeiten Sie sich nicht – es reicht mir schon, wenn Sie sich bis zur Erschöpfung verausgaben. Ich rufe Axelsen an und sage ihm, dass Sie dazustoßen. Machen Sie ihm keinen Ärger – sonst bringe ich Sie um. Und das meine ich ernst.«
    » Jawohl, Sir.«
    » Und keine Solos mehr. Niemals, unter keinen Umständen. Ist das klar?«
    » Jawohl, Sir.«
    » Okay.«
    Jackson legt auf. Ich bin in Pentwyn, und ich wurde nicht gefeuert.

31
    Die nächsten sechs Tage gleiten so unbemerkt vorüber wie Fische in einem dunklen Kanal. Momentan sind ich und der Schlaf nicht gerade die besten Freunde. Mithilfe des Futons und der Pistole kriege ich maximal vier bis fünf Stunden zusammen. Nicht gerade das vernünftigste Schlafklima, ich weiß, doch vernünftig bin ich ja schon lange nicht mehr. Deshalb bin ich die ganze Zeit müde und schaffe es auch nicht, ordentlich zu essen. Aber ich lebe noch. Ich halte durch. Wenn ich im Morgengrauen aufwache, gehe ich zum Rauchen in den Garten, dann wieder ins Bett, um zu lesen und Musik zu hören. Das ist zwar kein Schlaf, aber ein ganz brauchbarer Ersatz. Und alles, was ich habe.
    Den Morgen verbringe ich in Newport. Die Gwent Police hat

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