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Totenklage

Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Bingham
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persönlich diese Frage stellen. Gott spricht zu mir durch vier Lautsprecher und einen voll aufgedrehten Bassverstärker.
    » Das weiß ich nicht genau, Sir«, sage ich, was ja auch bis zu einem gewissen Grad der Wahrheit entspricht. Ich erzähle ihm alles, was passiert ist, von meiner Unterhaltung mit Bryony Williams bis zu meinem Anruf bei Rattigan Transport. » Danach führte eins zum anderen.«
    » Ist das wieder eine von DC Griffiths’ berühmten Solonummern?«
    » Ja, vielleicht. Aber das war so nicht geplant.«
    » Ich kann es nämlich überhaupt nicht leiden, wenn jemand während einer meiner Ermittlungen ein Solo spielt – offen gestanden hasse ich das geradezu –, besonders, wenn ich demjenigen noch am selben Tag ausdrücklich befohlen habe, nur die wichtigsten Spuren zu verfolgen.«
    » Jawohl, Sir.« Ich erzähle Jackson, was ich in dieser Hinsicht unternommen habe. Dass ich das Labor, Bryony, Gill Parker und Jane Alexander angerufen und dann mit Mervyn Rogers gesprochen habe. Und Vorbereitungen zu weiteren Prostituiertenvernehmungen getroffen habe.
    Eigentlich habe ich eine Menge unternommen, was Jackson bis zu einem gewissen Grad besänftigt.
    » Und Rogers ist an dem Fall dran, ja?«
    » Er müsste in diesem Moment Tony Leonard die Scheiße aus dem Leib prügeln, Sir«, sage ich und frage mich gleichzeitig, ob das jetzt unverschämt geklungen hat oder einfach nur in Übereinstimmung mit der Laune meines Vorgesetzten formuliert war.
    » Ja, das hoffe ich verdammt noch mal auch.« Die Stereoanlage schweigt einen Augenblick lang, was entweder bedeutet, dass Gott nachdenkt oder dass ich keinen Empfang mehr habe. Es handelt sich wohl um Ersteres, weil Gott wieder zu mir spricht: » Wissen Sie, wie viel Geld dort gefunden wurde? Bisher, meine ich. Soweit ich weiß, reißen sie gerade die Bodendielen raus.«
    » Nein, Sir.«
    » Zweihundertzwanzig Riesen. Bis jetzt. Hundertfünfzig in der Küche. Und noch mehr im Schlafzimmer. Und im Bad. Das hat mir Axelsen gerade mitgeteilt.«
    Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, also sage ich nichts.
    Jackson weiß offenbar auch nicht, was er sagen soll, also schweigt er ein, zwei Augenblicke. » Also gut«, sagt er schließlich. » In der Zwischenzeit befolgen Sie Ihre Anweisungen. Das heißt, dass Sie dem verdammten Labor Dampf wegen dieser verfluchten Heroinproben machen. Und dass Sie zusammen mit DS Alexander versuchen, die Prostituierten zu einer Aussage zu bewegen. Irgendwas, damit wir Durchsuchungsbefehle für alle Wohnungen kriegen, die irgendwie mit Lohan in Verbindung stehen.«
    » Jawohl, Sir.«
    Ich muss es nicht laut aussprechen, aber ich habe der Polizei bereits Zugang zu einer Wohnung verschafft, in der Beweise liegen, die auf ein ernsthaftes Verbrechen hindeuten. Jackson scheint dasselbe zu denken, denn als Nächstes dröhnt Folgendes aus den Lautsprechern: » Glauben Sie, dass das Ganze eine Drogengeschichte ist? Ist das Ihre Theorie?«
    » Fletcher arbeitete bei einer Reederei. Er hat die Schiffsladungen aus dem Baltikum verwaltet. Zum Großteil aus Russland. Er war mehrmals längere Zeit auf Geschäftsreise. Nicht zu vergessen das Geld. Sikorsky hat eine Menge Heroin in London. Fletcher hat eine Menge Geld in Newport. Wenn Drogen im Spiel sind, muss es auch irgendwo Geld geben. Vielleicht haben wir es ja soeben gefunden. Außerdem stammt das meiste Heroin in Wales aus Afghanistan, da bietet sich eine Transportroute über Russland natürlich an. Das ist alles reine Vermutung, aber diese Verbindungen sind nicht von der Hand zu weisen.«
    » Und Sie haben diese Verbindungen aufgedeckt, weil Ihnen eine Sozialarbeiterin ein Gerücht gesteckt hat, das sie selbst von einer Prostituierten gehört hat, die wahrscheinlich voll bis in die Haarspitzen war, als sie das erzählt hat.«
    » Nun, es gibt ja tatsächlich eine vermisste Person. Die, wenn auch nur auf Umwegen, mit den Mancini-Morden in Verbindung stehen könnte.«
    » Auf sehr großen Umwegen.« Wieder eine lange Pause. » Sind Sie gerade unterwegs? Im Auto?«
    » Ja, Sir. Auf dem Weg zurück zum Cathays Park.«
    » Okay. Halten Sie bei der nächsten Gelegenheit an, und rufen Sie mich zurück.«
    Gott legt auf, ohne auf Bestätigung zu warten.
    Ich bin schon fast in Pentwyn, als ich endlich anhalten kann, ohne das Gesetz zu brechen. Sofort rufe ich Jackson zurück.
    Diesmal fasst er sich kurz und kommt sofort auf den Punkt. » Okay. Passen Sie auf. Ich habe laut und deutlich gesagt, dass Sie mich

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