Totenkönig (German Edition)
Blut wurde immer stärker.
Als Larkyen die Gästezimmer erreichte, fand er ebenfalls nur T ote vor. Die Türen waren von derselben rohen Gewalt aus den Angeln gerissen oder zersplittert worden, die auch die Gäste so grausam zugerichtet hatte.
Ein Fenster im zweiten Stockwerk bot gute Sicht auf den Hinte rhof. Larkyen erblickte Patryous, sie stand am Rande des Wasserkanals inmitten eines langen großen Schattens. Ihr Blick war nach oben gerichtet, ihren schwarzen Speer hatte sie in Abwehrhaltung von sich gestreckt. Eine riesige Gestalt bewegte sich fast zu schnell für Larkyens Augen auf die Unsterbliche zu. Patryous gelang es mit ihrer Speerspitze die Gestalt an der Schulter zu streifen. Dann traf sie der Schlag einer großen flachen Hand im Gesicht und beförderte sie gegen die Außenwand des Wirtshauses. Der Aufprall ließ das Gestein der Fassade erbeben.
Larkyen war längst durch das Fenster auf den Hinterhof gespru ngen. Doch die Gestalt war so plötzlich wieder verschwunden, dass er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können. Dieses Erlebnis kam einem Tagtraum gleich, doch Unsterbliche träumten nicht, niemals!
„Patryous.“ Er half ihr aufzustehen. Sie stützte sich ächzend auf ihren Speer. Blut klebte an der Spitze.
„Meridias“, keuchte sie. „Es war Meridias, und er ist stark, sehr stark.“
„Wenn er bluten kann, können wir ihn auch bekämpfen“, sagte Larkyen.
„Dann steht uns ein schwerer Kampf bevor, denn er gehört ohne Zweifel zu den Ältesten.“
„Er hat im Wirtshaus gewütet, überall liegen Tote. Doch bis jetzt habe ich Khorgo und Zaira nicht finden können.“
„Was ist mit Melek und Sylvana?“
„Der Wirt und sein Weib sind unter den Toten.“
Patryous seufzte. „Ich habe dieses Unheil über sie gebracht. Wenn ich den Wirt nicht gedrängt hätte, die Majunay aufzunehmen, wü rden sie alle noch leben.“
„Du konntest nicht ahnen, dass so etwas geschehen würde. Ni emand hätte es ahnen können.“
In diesem Moment durchschnitt ein markerschütterndes Brüllen die Luft, das dem Grollen eines Gewitters ähnelte und einer nich tmenschlichen Kehle zu entstammen schien. Unmittelbar darauf begannen sich Boote über den Kanal zu nähern. Blitzschnell glitten ihre spitzen und schlanken Gestalten durch das Wasser. Die Ruderer waren bewaffnet und trugen leichte Rüstungen.
„Velors“, stellte Patryous fest. „Er muss sie zu seiner Unterstü tzung gerufen haben.“
„Wenn er Velors zu seiner Unterstützung benötigt, dann ist er vie lleicht nicht so mächtig wie wir erwartet haben. Er fürchtet uns.“
„Für Khorgo, Zaira und die anderen Majunay werden auch die Velors eine große Gefahr bedeuten.“
Die ersten Boote erreichten das Ufer. Die Velorkrieger schwärmten aus. Ihre Gesichter waren schwarzweiß bemalt und glichen den gri nsenden Fratzen von Totenschädeln. Gleich einer unheilvollen Wolke umhüllte sie der süßlich beißende Geruch des schwarzen Lotus. Ihre Augen waren glasig, und die Pupillen, im wilden Rausch geweitet, erinnerten an die gähnende Leere eines Abgrunds.
Die Velors umringten Larkyen und Patryous.
Die beiden Unsterblichen setzten zum Sprung an. Beinahe zeitgleich schnellten sie wie zwei Raubkatzen in die Luft. Einem Rammbock gleich preschten sie mitten in die Velors hinein. Bereits durch die Kraft ihres Aufpralls wurden fünf Gildenmitglieder getötet. Aber die Velors waren Krieger, die selbst vor einer Urgewalt nicht zurückwichen. Von allen Seiten schlugen sie mit Äxten und Schwertern auf die beiden Unsterblichen ein.
Larkyen und Patryous verspürten die Schmerzen der Verwundu ngen, nahmen sie jedoch nur beiläufig zur Kenntnis. Jeder Schnitt, jeder gebrochene Knochen verheilte schnell und narbenlos.
Die Klinge eines Langschwerts durchbohrte Patryous`Brust von hi nten. Sie zerbrach den Stahl mit bloßer Hand, drehte sich zu ihrem Kontrahenten um und riss ihm mit einer spielerischen Bewegung den Kopf ab. Mit ihrem Speer stieß sie nach vorne in die Reihen der Velors; der schwarze Stahl durchdrang jede Rüstung mit Leichtigkeit. Sie spießte zwei Gildenkrieger auf und hob sie hoch in die Luft. Dann schleuderte sie die Velors weit von sich und beobachtete, wie ihre Leiber bei dem Aufprall auf der Straße zerschmettert wurden.
„Sie weichen nicht zurück“, stellte Larkyen fest. Er hatte bereits si eben weitere Velors getötet, ihre Leiber begannen sich bereits vor ihm zu stapeln, dennoch wurde er immer wieder
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