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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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fiel ins Wasser. Kälte umschloss seinen Leib, sofort spürte er die kräftige Strömung die ihn mit sich zog.
    „Larkyen!“ Er hörte Patryous‘ Stimme, bevor er nach unten g ezogen wurde und die Wasseroberfläche über ihn hereinbrach. Den Lichtschein von Khorgos Fackel sah er nur noch verschwommen und aus weiter Entfernung. Er versuchte entgegen der Strömung zu tauchen, arbeitete sich mit Armen und Beinen voran. Aber die Kraft des Strudels war zu stark.
    Das Becken war tief. Larkyen trieb rasch auf eine runde Öffnung im Boden zu und verschwand darin.
    Der Weg des Wassers war eng, immer weitere unterirdische Zuflüsse vereinten ihre Strömung und schufen einen unsagbar starken Sog, der Larkyen widerstandslos über schroffe Felsen zerrte. Ein Menschenleib wäre längst zerrissen worden. Seine Lungen füllten sich mit Wasser, es war ein sanfter Schmerz, der seinen Brustkorb ausfüllte. Er konnte auch ohne Atemluft leben; ob diese Fähigkeit jedoch von unbegrenzter Dauer war, wusste er nicht.
    Ein freier Fall inmitten tosender Wassermassen verbannte diesen Gedanken wieder. Was folgte, war nur eine weitere Tiefe, in die er eintauchte.
     
    Tausende Luftblasen tanzten um ihn herum wie Schneeflocken in e iner Winternacht. Er kämpfte sich an die Wasseroberfläche. Wellen schlugen ihm entgegen. Er ließ sich abtreiben und sah sich um.
    Er befand sich in einer riesigen Höhle. Aus einem Spalt in der Decke strömten die Wassermassen hinaus. Aus der Ferne ähnelte dieses n aturgewaltige Schauspiel einer schäumenden Säule. Larkyen sah noch andere dieser Säulen und konnte nicht einmal erahnen, wie viele unterirdische Quellen und Flüsse an diesen Ort mündeten, um einen See zu bilden, der bereits die Ausmaße eines kleineren Ozeans zu besitzen schien.
    An den Enden vieler Stalaktiten sammelte sich unablässig Wa sser, vielleicht wurde es durch winzige Risse in oberen Gesteinsschichten gepresst, oder nur eine weitere verborgene Quelle begann sich auszudehnen. Tropfen fielen herab und bescherten einen nicht enden wollenden Regen.
    Inmitten der Dunkelheit erblickte Larkyen ein Licht, es flackerte wie ein winziger Stern an diesem steinernen Firmament. Er schwamm darauf zu. Wellen trieben ihn voran. Er erreichte ein Ufer, und en dlich fühlte er wieder Boden unter seinen Stiefeln.
    Zwischen zerklüfteten Steinen hockte eine in Felle und Decken gehüllte Gestalt. Sie war von zierlicher Statur. Ein schwarzer Haa rschopf fiel geschmeidig über ihre Schultern.
    Einige Schritte von ihrem Feuer entfernt war in einer Mulde ein Berg trockener Hölzer sauber aufgetürmt worden. Auf Tontellern l agen Obst und Brot, daneben ein geöffneter Lederbeutel mit in Streifen geschnittenem Trockenfleisch. Larkyen schätzte, dass der Holzbestand und das Proviant für mindestens zehn Tage reichen würde.
    Sie sang, ihre Stimme war die einer jungen Frau und klang ze rbrechlich und schwach.
    Larkyen kannte ihr Lied, es stammte aus dem fernen Osten und war an vielen Lagerfeuern in der Steppe Majunays erklungen.
    „Wo Winde durch ein Meer von Gräsern wehen, wo Erinnerungen nie vergeh`n. Während roter Sonne Hand die Finsternis verscheucht, mein Antlitz benetzt vom Licht, warte ich an Nefalions Ufern. Seine Wasser singen von Freiheit, von alten Tagen, als wir Hoffnung kannten. Erinnerungen werden nie vergeh`n, an die Stämme der Väter. Erinnerungen werden nie vergeh`n, an die Tage, in denen wir mit dem Licht tanzten.“
    „Zaira.“ Larkyens Stimme ließ die Frau zusammenzucken. Sie sah ihn an, ihre Miene war erstarrt, sie sagte kein Wort.
    „Zaira, ich bin hier, um dich zu befreien.“
    Sie schüttelte den Kopf. Zaghaft öffneten sich ihre Lippen, so le ise wie irgend möglich flüsterte sie: „Er lässt mich nicht fort.“
    „Komm mit mir.“
    Larkyen las eine übermächtige Angst in den Augen der jungen Frau. Ganz langsam erhob sie sich vom Feuer und sah sich panisch um. Larkyen bemerkte, wie sehr ihre Glieder zitterten, ihre Zähne klapperten aufeinander.
    „Wenn er zurückkommt, musst du fliehen“, flüsterte Zaira. „Er ist ein Unsterblicher wie du, und er behauptet, er wäre älter und mächt iger. Er kennt dich, weiß wer du bist.“
    Zaira hatte kaum zwei Schritte auf Larkyen zu gemacht, als sie plöt zlich stehen blieb. Sie hielt den Atem an, ihre Augen weiteten sich. Die Angst beherrschte sie, ließ sie erstarren wie eine Statue.
    „Zaira, du musst jetzt stark sein.“
    Dann nahm Larkyen die Präsenz einer uralten Macht wahr. Er

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