Totenkopf-TV
machen. Lassen Sie es nicht zu einer Panik kommen. Sehen Sie zu, dass die Menschen beisammenbleiben. Wenn sie sich trennen, sind sie schwächer.«
»Und Sie?«
Ich nickte Ross Beckman zu. »Gehen Sie und folgen Sie unseren Vorschlägen. Wir kommen schon zurecht, da wir solche und ähnliche Fälle gewohnt sind.«
»Das sagen Sie doch nur so.«
»Nein!«
Er verschwand. Ich hoffte, dass wir auf ihn zählen konnten, denn wir mussten uns um andere Dinge kümmern. Ich dachte an den grünen Geist, der es fertiggebracht hatte, den toten Otto in den Boden zu drücken. Gab es nur diesen einen, oder waren die einzelnen Etagen bereits durch die Geisterscheinungen verseucht?
Bill Conolly hatte auch nachgedacht. »Ich glaube nach wie vor daran, dass wir das Zentrum des Grauens dort finden, wo Ellen Page ihre Garderobe gehabt hat.«
»Du denkst an den Spiegel?«
»Ja.«
Auch ich war der Ansicht und schlug vor, ihn noch einmal anzusehen. Bill deutete auf Printer. »Was machen wir mit ihm?«
»Er kann in sein Büro gehen und dort auf uns warten. Gefährdet ist er überall.«
»Haben Sie gehört, Printer? Gehen Sie in Ihr Büro, und denken Sie über Ihre Sünden nach.«
»Was soll ich denn da?«
Bill winkte ab. Ohne Jason Printer eines Blickes zu würdigen, passierte er ihn und folgte in meinem Schlagschatten. Wir hörten den TV-Chef noch rufen, keiner von uns kümmerte sich um dessen Gezeter. Unser Ziel war wichtiger. Zum Glück kannten wir uns aus. Über eine Treppe liefen wir wieder in die unteren Regionen des Baus. Die Stille war irgendwie bedrückend. Wir vernahmen nur unsere eigenen Schritte, kein Heulen, kein Jaulen und auch kein stöhnender Atem von irgendeinem Wesen oder Geist. Kurz vor Erreichen der unteren Etage meinte Bill: »Das ist erst der Anfang gewesen. Ich glaube fest daran, dass es noch mehr dieser Geister gibt.«
»Du sprichst von den grünen Wesen?«
»Klar doch.« Bill deutete nach links und rechts. »Die sitzen in den Wänden, den Mauern, auch im Fußboden. Meiner Ansicht nach haben sie das ganze Gebäude verseucht. Wir werden es verflucht schwer haben, jeden Geist aus den Mauern zu treiben.«
»Oder wir packen seinen Chef, dieses komische Ungeheuer.«
»Auch das.«
Ich öffnete eine schwere Metalltür, die in den rostigen Scharnieren quietschte. Dahinter lag die unterirdische Etage, wo sich auch die Studios befanden.
Auch hier herrschte eine gähnende Leere. In den Gängen brannte nicht mehr das normale Licht, nur mehr die Notbeleuchtung gab ihren fahlen grünblassen Schein ab.
»Jetzt scheint die Hauptbeleuchtung überall ihren Geist aufgegeben zu haben«, meinte Bill. Er sah auch aus wie ein Gespenst, und mir erging es nicht anders.
Obwohl kein Teppich den schmalen Gangboden bedeckte, waren unsere Schritte kaum zu hören. Dafür sorgte der Belag. Er bestand aus einem ziemlich weichen Kunststoffmaterial, das mir vorkam wie ein zu fester Pudding. Das Zeug war billiger als die Teppichböden und ließ sich auch besser reinigen. In manchen Wohnblocks belegte man die Gänge auch schon damit.
Wir waren beide sehr gespannt. Bill blieb plötzlich stehen, als er etwas vernommen hatte. Auch ich hatte es gehört, und das Geräusch passte einfach nicht in die Stille.
Hier lag kein Kabel, hier stand kein Generator, dennoch vernahmen wir die Laute, die einem gleichmäßigen Summen glichen, das innerhalb der Wände aufgeklungen war und sich in den folgenden Sekunden noch steigerte, so dass es zu einem Brummton wurde.
Wir blieben stehen. Bill schüttelte den Kopf. »Kannst du herausfinden, woher das Geräusch kommt?«
»Aus den Wänden!«
Der Reporter legte seine Stirn in Falten. »Was kann da lauern?«
»Keine Ahnung.«
»Ich rechne mit grünen Geistern.«
»Möglich.« Ich schlug Bill auf die Schulter. »Komm, sonst explodiert das Pulverfass noch.«
»Das gleiche Gefühl habe ich auch. Ich komme mir vor, wie auf einem magischen Pulverfass.«
Wir setzten unseren Weg fort. Hin und wieder warf ich einen Blick zurück. Der Gang blieb leer, obwohl ich das Gefühl hatte, jemand würde sich hinter uns aufhalten. Keine sichtbare Gestalt, eher eine Einbildung, aber es war nichts da, was Konturen annahm. Schweigen umgab uns. Nicht nur eine alte Gruft oder eine verlassene Burg kann unheimlich wirken, auch dieses Gebäude machte auf uns den gleichen Eindruck. Hinzu kam das Wissen, von Kräften belauert zu werden, die sich noch versteckt hielten und nur darauf warteten, sich auf uns stürzen zu
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