Totenkopf-TV
Augen in die Tiefe gezogen. Wir erhoben uns. Beide waren wir kalkbleich und so fassungslos, dass wir kein Wort hervorbrachten.
Dafür hörten wir Jason Printer. Er stand hinter seinem Schreibtisch, stierte auf die Stelle, wo Otto verschwunden war, schüttelte den Kopf und zuckte zusammen.
»Nein!« ächzte er. »Nein…«
Dann hielt ihn nichts mehr. Wir konnten nicht so schnell handeln. Er machte auf dem Absatz kehrt, sein Ziel war die offene Tür, und mit einem Satz verschwand er im Nebenraum, wobei er noch die Nerven besaß, die Tür hinter sich zuzurammen.
Als sie ins Schloss fiel, klang es wie ein Schuss. Wir durften ihn nicht so ohne weiteres weglaufen lassen. Der machte sonst noch alle anderen verrückt.
Bill hatte den Durchgang als erster erreicht, öffnete ihn, und wir hörten bereits den Lärm vom Flur. Diesmal war es kein geisterhaftes Heulen, sondern sehr menschliche Stimmen, und sie hörten sich an, als würden sich zwei Männer streiten. Dem war auch so. Wir warfen wenig später einen Blick in den Flur und sahen die beiden.
Jason Printer war außer sich. Er gab allen die Schuld an den Vorgängen, nur nicht sich selbst. Deshalb hielt er auch Ross Beckman gepackt und schüttelte den wesentlich größeren Mann durch. Die Angst musste dem TV-Chef gewaltige Kräfte verliehen haben. Immer wieder hämmerte er seinen Gegner mit dem Rücken gegen die Wand und schrie ihm Worte entgegen, die kaum zu verstehen waren.
Bill griff ein. Er schlug auf Printers Schulter und wurde von einem Hieb gestreift, als der Mann herumfuhr. Der Reporter zuckte zurück, aber Printer warf sich wieder auf Ross Beckman.
»Du bist es schuld. Du hast alles versaut. Wegen dir ist es dazu gekommen, Bastard!«
Ich huschte an Bill vorbei, der sich mit dem Handrücken über die Lippe rieb. Dann packte ich den Tobenden und schleuderte ihn gegen die Flurwand. Das brachte ihn ein wenig zur Vernunft.
»Reißen Sie sich zusammen!« fuhr ich ihn an.
Aus blutunterlaufenen Augen starrte er mich an. »Verdammt!« keuchte er. »Verdammt noch mal. Ich bin umgeben von Feinden. Alle wollen mich vernichten.« Sein Arm schnellte vor, und die Hand deutete auf den Aufnahmeleiter. »Und der an erster Stelle. Durch ihn ist alles ins Rollen gekommen, er ist…«
Ich kümmerte mich nicht um das Gezeter, sondern schaute zu, wie Beckman seine Brille hervorholte. Die Gläser waren zerbrochen, das Gestell verbogen. »Printer ist wahnsinnig!« flüsterte Beckman. »Der gehört tatsächlich in eine Zelle.«
Möglicherweise hatte er recht. Das war aber nicht unser Problem. Wir mussten versuchen, den Horror zu stoppen, außerdem wollten wir Jason Printer im Auge behalten, denn nach diesen Vorfällen konnte er leicht die Beherrschung verlieren. TTV war sein Leben! In sie hatte er nicht nur Geld investiert, auch Persönlichkeit und Engagement. Beides sah er wegfließen. Hinzu kamen die noch für ihn unerklärlichen Vorgänge, das Auftauchen eines Geistes, das Verschwinden seines Aufpassers, so etwas konnte er nicht verkraften.
»Haben Sie sich jetzt beruhigt?« fragte ich Printer.
»Nein«, widersprach er. »Ich kann und ich will mich auch nicht beruhigen. Mein Lebenswerk ist zerstört. Man ist dabei, auch andere Dinge zu vernichten. Wieso?«
Auch auf seine schreiende letzte Frage konnte ich ihm keine Antwort geben, griff dafür wieder mal in die Trickkiste und sprach von der Vergangenheit.
»Hören Sie mir doch mit diesen verfluchten Abrissbuden auf, Sinclair! Da war nichts!«
»Und ob da etwas war!« jetzt fuhr Bill Conolly den Mann an. »Haben Sie nicht selbst von den heidnischen Kulturen erzählt. Von irgendwelchen Bildern oder Statuen, die angebetet wurden?« Bill trat näher und schaute Jason Printer an. »Haben Sie davon nicht erzählt?«
»Ja, das stimmt.«
»Da haben wir es doch«
»Aber was hat das denn mit den Vorgängen hier zu tun? Dieser Quatsch, dieser Humbug lässt sich doch nicht hiermit vergleichen. Denken Sie mal nach, Mensch!«
»Die heutigen Vorgänge hatten ihre Ursache dort.«
Printer schüttelte den Kopf.
Ich wandte mich an Ross Beckman. »Wie lange sind Sie schon dabei, Mister?«
»Von Anfang an.«
»Haben Sie auch die Bauarbeiten erlebt?«
»Nicht direkt, aber ich hatte da bereits meinen Vertrag bei TTV unterschrieben.«
»Sie wussten demnach auch über den Aufbau Bescheid?«
»Das ist richtig. Aber mich kümmerte die Bauphase nicht. Ich bin Künstler, kein Maurer.«
»Das habe ich auch nicht behauptet. Trotzdem möchte
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