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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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geschleudert. Als er wieder zur Erde fiel, rührte er sich nicht mehr. Seine Augen waren milchig weiß und die Zunge, die ihm schlaff aus dem Maul hing, schwarz wie Teer. Trotz des starken Regens konnte Alice Rauch von Noseys Fell aufsteigen sehen.
    Es dauerte fast ein Jahr, bis die Alpträume endlich nachließen; noch heute hatte Alice panische Angst vor Gewitter. Sogar das Blitzlicht von Fotoapparaten erschreckte sie.
    Unwetter in Los Angeles dauern für gewöhnlich nicht länger als eine Dreiviertelstunde oder eine Stunde, aber dieses tobte nun schon seit fast anderthalb Stunden und machte keine Anstalten, sich zu verziehen.
    Alice hatte jede Menge Arbeit vor sich, aber sie hielt es nicht länger am Computer aus. Ihre Finger gehorchten ihr einfach nicht. Also beschloss sie, stattdessen Unterlagen durchzugehen. Wenige Stunden zuvor waren die Handyrechnungen samt Einzelgesprächsaufstellung, die die Spurensicherung in Nathan Littlewoods Praxis sichergestellt hatte, mit der Hauspost eingetroffen. Sie waren das Erste, worauf ihr Blick fiel, als sie sich suchend auf ihrem Schreibtisch umschaute.
    Sie hatte etwa zehn Minuten damit verbracht, Littlewoods meistgewählte Nummern anzustreichen, als ihr etwas ins Auge sprang, das sie das Gewitter draußen vergessen ließ.
    »Augenblick mal«, murmelte sie und begann hektisch in den Unterlagen zu wühlen, die sich auf ihrem Schreibtisch türmten. Als sie das Gesuchte entdeckt hatte, blätterte Alice die Seiten durch und las jede einzelne Zeile.
    Da. Sie hatte es gefunden.

89
    Der Regen hatte eine Stunde zuvor endlich aufgehört, auch die Wolken hatten sich inzwischen verzogen. Der Himmel allerdings blieb dunkel, denn in der Zwischenzeit war der Abend angebrochen.
    Es waren zu viele Fotos im Karton, als dass Hunter sie alle an Ort und Stelle hätte durchsehen können. Ein Foto hatte bereits einen Verdacht in ihm geweckt, der sein Herz schneller schlagen ließ. Er musste unbedingt zurück ins Büro, und den Karton mit den Fotos würde er mitnehmen.
    Ehe er Littlewoods Wohnung verließ, warf Hunter noch einen Blick in die anderen zwei Kartons im Kleiderschrank des Gästezimmers. Sie enthielten jede Menge Krimskrams, jedoch nichts, was Hunter als relevant erachtet hätte.
    Garcia saß an seinem Schreibtisch, als Hunter das Büro betrat. Von Alice weit und breit keine Spur.
    »Alles klar?«, fragte Hunter, dem auffiel, wie müde sein Partner wirkte.
    Garcia blies die Backen auf und stieß dann langsam die Luft aus. »Detective Corbí vom South Bureau hat angerufen.«
    »Der Detective, der die Ermittlungen in Titos Mordfall leitet?«
    »Genau der. Und rate mal, was er gesagt hat. Sie haben gerade das Ergebnis eines DNA-Tests reinbekommen. Im Bad wurde eine Wimper gefunden. Treffer. Die DNA stimmt mit der von Ken Sands überein.«
    Hunter stellte die Kiste mit Fotos auf seinem Schreibtisch ab. »Eine Wimper?«
    »Ja. Damit hat sich die Theorie, Ken Sands könnte sowohl Titos Mörder als auch unser Totenkünstler sein, wohl mehr oder weniger erledigt. Der Totenkünstler hat dreimal einen blutigen Tatort hinterlassen, aber bis auf das, von dem er wollte, dass wir es finden, gab es keinerlei Spuren. Nicht mal ein Stäubchen. Falls Ken Sands also tatsächlich unser Mann ist, wie kommt es dann, dass er in Titos Wohnung auf einmal so unvorsichtig war?«
    Garcia wartete Hunters Antwort nicht erst ab. »Aber vielleicht war er gar nicht unvorsichtig. Vielleicht hat er schlicht und einfach etwas übersehen.«
    Hunters Neugier war geweckt.
    »Wimpern fallen nicht so leicht aus wie andere Körperhaare. Ich habe das nachgeprüft«, erklärte Garcia. »Der Mensch verliert zwischen vierzig und einhundertzwanzig Haare pro Tag. Wimpern hingegen haben eine durchschnittliche Lebensdauer von einhundertfünfzig Tagen, bevor sie ausfallen. Um solche Eventualitäten machen sich die meisten Verbrecher keine Sorgen, egal wie vorsichtig sie sonst sind. Das heißt, falls Titos Mörder nicht gerade eine Schutzbrille getragen hat, war es tatsächlich ein Versehen.«
    »Was hast du Corbí gesagt?«
    »Nichts. Ich habe ihm nach wie vor nicht verraten, dass wir Sands im Zusammenhang mit dem Totenkünstler-Fall suchen. Ich habe ihn nur gebeten, mich über jede weitere Entwicklung auf dem Laufenden zu halten. Aber jetzt lässt es sich natürlich nicht mehr vermeiden: Die Fahndung nach Sands ist draußen.«
    Hunter nickte. »Ja. Aber du erinnerst dich doch noch an Titos Wohnung, oder? Wie verdreckt sie war? Da hat

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