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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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wenn Sie was finden. Ich muss mir jetzt den Polizeichef und den Bezirksstaatsanwalt zur Brust nehmen.«

92
    Hunter verbrachte den Großteil der Nacht damit, sämtliche Fotos aus dem Karton durchzusehen. Er fand weitere Hochzeitsbilder, alte Urlaubsschnappschüsse, diverse Bilder von Nathan Littlewood im Kreis seiner Freunde und Verwandten sowie eine große Zahl Fotos von Littlewoods einzigem Sohn Harry. Seine Geburt, die ersten Schritte, Einschulung, Schulabschluss, die erste Prom – Littlewood hatte jedes bedeutende Ereignis im Leben seines Sohnes festgehalten, bis zu dem Tag, an dem dieser von zu Hause ausgezogen war. Er war ein stolzer Vater, so viel stand fest.
    Doch mehrstündiges Suchen führte Hunter schließlich zu der Einsicht, dass Andrew Dupek auf keinem weiteren Bild auftauchte. Ein unscharfer Arm am Rand eines alten Fotos, erkennbar allein anhand einer Ansammlung von Muttermalen am Trizeps – das war alles, was sie hatten.
    Hunter hatte jedes Gesicht auf jedem Bild mit einem Vergrößerungsglas studiert. Er war sich relativ sicher, dass keins davon Derek Nicholson gehörte, aber »relativ sicher« war nicht sicher genug. Er würde sich mit Nicholsons Töchtern Olivia und Allison in Verbindung setzen und fragen, ob sie ihm ein Bild von ihrem Vater mit Anfang zwanzig geben konnten, damit er etwas zum Vergleichen hatte. Vielleicht hatte Nicholson ja zu jenen Menschen gezählt, die sich im Alter stark verändern.
    Als Hunter endlich einschlief, war es kurz vor fünf Uhr morgens. Um acht Uhr zweiundzwanzig war er bereits wieder wach. Die Narbe in seinem Nacken juckte wie verrückt. Er duschte ausgiebig in der Hoffnung, der warme Wasserstrahl, den er sich geschlagene fünf Minuten in den Nacken prasseln ließ, würde den Juckreiz lindern.
    Fehlanzeige.
    Als Hunter eine Stunde später ins Büro kam, saß Garcia mit vornübergebeugten Schultern an seinem Schreibtisch und las aufmerksam etwas am Bildschirm. Er hob den Kopf, als Hunter die Fotokiste mit Schwung auf dem Schreibtisch absetzte.
    »Was gefunden?«, fragte er hoffnungsvoll und deutete zur Kiste.
    »Nein, mehr gab es nicht. Ich habe mir jedes einzelne Bild und jedes Gesicht genau angesehen. Das Foto aus dem Park ist das einzige. Falls Nathan Littlewood auch Derek Nicholson gekannt hat, liegt der Beweis dafür nicht in diesem Karton.«
    »Mag sein. Aber beweisen tut das noch nichts. Ich habe vier Leute darauf angesetzt, die suchen wie die Wahnsinnigen nach allem, was Nicholson mit Littlewood in Verbindung bringen könnte. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen fünfundzwanzig bis dreißig Jahre zurückgehen.«
    Hunter nickte.
    Garcia stand auf und trat zur Kaffeekanne in der Ecke. »Nur um ganz sicherzugehen, habe ich einen Kollegen von der Bildtechnik gebeten, die Muttermale von dem Foto aus Littlewoods Wohnung mit denen vom Autopsiefoto zu vergleichen. Es gibt absolut keinen Zweifel: Größe, Abstand zueinander, Verteilung, alles ist exakt gleich. Das ist definitiv Dupeks Arm.«
    Garcia musste nicht erst fragen, der Schlafmangel stand seinem Partner ins Gesicht geschrieben: Ohne Aufforderung goss er zwei Becher mit schwarzem Kaffee voll und reichte einen davon an Hunter weiter.
    »Ratet mal, was ich rausgefunden habe«, rief Alice, als sie mit einem stolzen Lächeln im Gesicht zur Tür hereinwirbelte.
    Hunter und Garcia drehten sich zeitgleich zu ihr um.
    »Sie haben sich gekannt!«

93
    Sie war frisch geschminkt und sorgfältig frisiert. Rock und Bluse hatten nicht die kleinste Knitterfalte. Trotzdem sah Alice übernächtigt aus. Ihre Augen waren es, die sie verrieten. Man konnte fast sehen, wie sehr sie vor Müdigkeit brannten.
    Weder Hunter noch Garcia sagte ein Wort.
    Alice stellte den Aktenkoffer auf ihren Schreibtisch. »Sie haben sich gekannt«, wiederholte sie. »Andrew Dupek und Nathan Littlewood haben sich gekannt.«
    Hunter hatte Alice seit dem Morgen des Vortags nicht zu Gesicht bekommen. Sie war auch am Nachmittag nicht mehr im Büro aufgetaucht. Von ihnen konnte sie die Information folglich nicht haben, und da sie aufgekratzt klang, als würde sie ihm und Garcia eine große Neuigkeit verkünden, war es offensichtlich, dass sie von dem Foto aus Littlewoods Wohnung nichts wusste.
    »Das wissen …«, begann Garcia, aber Hunter schnitt ihm das Wort ab.
    »Wie hast du das rausgefunden?«
    Ihr Lächeln wurde noch breiter. Alice holte zwei Blatt Papier aus ihrem Aktenkoffer. »Das ist ein Auszug aus Nathan Littlewoods Handyrechnungen.« Sie

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