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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Miene schlug von Verwirrung in Zweifel in Erstaunen um, und dann endlich fiel der Groschen.
    »Da leck mich doch einer«, sagte er und sah Hunter mit großen Augen an.
    »Nein, leck mich doch einer«, entgegnete Captain Blake und nahm beide Detectives mit ihrem Laserblick ins Visier. Ihre Stimmlage kletterte um mehrere Töne in die Höhe. »Ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich auch noch hier sitze? Was ist mit dem Arm?«
    Garcia stellte sich vor den Schreibtisch und hielt ihr das Foto hin. »Das ist nicht irgendein x-beliebiger Arm.« Die Bemerkung war an Hunter gerichtet. »Deswegen hast du dir oben auch noch mal die Fotos von den Skulpturen angeschaut.«
    Hunter nickte, bevor er das Bild, das er von der Pinnwand genommen hatte, auf den Schreibtisch legte. Es zeigte mehrere Gliedmaßen, die nebeneinander auf einem Stahltisch lagen. Er deutete auf einen der beiden Arme auf dem Foto. Genauer, auf eine Stelle im oberen Bereich des Trizeps.
    »Sehen Sie die da?«, fragte er.
    Captain Blake reckte den Hals und kniff die Augen zusammen. »Ja, sehe ich. Was ist das?«
    »Muttermale«, antwortete Garcia und legte das Bild, das er in der Hand hielt, daneben. »Pigmentflecken.« Er wies auf die identische Ansammlung sechs kleiner, seltsam geformter dunkelroter Flecken am Trizeps der Person, die versehentlich ins Bild geraten war. Obwohl der Arm nur verschwommen zu sehen war, bestand kein Zweifel: Sie waren genau gleich.

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    Captain Blake saß noch eine Weile da, ohne sich zu rühren, und starrte das Foto auf ihrem Schreibtisch an. Sie wusste, dass Muttermale ebenso einzigartig waren wie Fingerabdrücke. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Menschen genau dasselbe Muttermal haben, liegt bei ungefähr eins zu vierundsechzig Millionen. Nicht einmal eineiige Zwillinge weisen dieselben Muttermale auf. Dass zwei Individuen gleich sechs Muttermale gemeinsam hatten, so wie der Cluster, den sie nun betrachtete, war so gut wie ausgeschlossen.
    »Mit anderen Worten, das hier ist …« Sie stach mit dem Finger auf den unscharfen Oberarm.
    »Andrew Dupek«, sagte Garcia. »Das zweite Mordopfer.«
    In Blakes Augen glomm ein Funke auf. »Sie haben sich also gekannt?«
    »Sieht ganz danach aus«, sagte Hunter. »Wenigstens früher mal.«
    Sie drehte das Bild um – nichts. »Wann wurde das aufgenommen?«
    »Wir können es zur Analyse ins Labor schicken, aber aus Nathan Littlewoods Aussehen und der Tatsache, dass er vor siebenundzwanzig Jahren geheiratet hat und auf dem Foto noch keinen Ehering trägt, kann man wohl schließen, dass das Foto zwischen siebenundzwanzig und dreißig Jahre alt ist.«
    Garcia nickte zustimmend.
    Captain Blake lehnte sich erneut auf ihrem Stuhl zurück. Sie dachte ganz offensichtlich über etwas nach. Dann hob sie abrupt den Kopf, drehte sich nach rechts und sah an beiden Detectives vorbei zur Bürotür. »Wo ist die Frau von der Staatsanwaltschaft?«
    Garcia zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe sie seit heute Morgen nicht gesehen«, sagte Hunter.
    »Nun, es sieht ja wohl so aus, als könnte sie richtiggelegen haben.« Captain Blake erhob sich. »Vielleicht hat unser Täter tatsächlich einen ganz bestimmten Plan. Das war es doch, was sie aus dem Schattenbild am zweiten Tatort herausgelesen hat, oder? Zwei Opfer abgehakt, zwei stehen noch aus.« Blake umrundete ihren Rosenholz-Schreibtisch. »Also, inzwischen hat er bereits sein drittes Opfer getötet. Wir wissen jetzt, dass sich zwei der Opfer kannten, und daran, dass sich auch Derek Nicholson und Andrew Dupek zumindest flüchtig gekannt haben, besteht wohl auch kein Zweifel, allein schon aufgrund ihrer Berufe. Haben wir eine Ahnung, ob Nicholson auch zum dritten Mordopfer Kontakt hatte? Gehörte er damals zum selben Freundeskreis?«
    Hunter massierte sich mit der linken Hand den Nacken. »Ich habe die Information seit gerade mal einer Stunde, Captain. Ich hatte noch keine Zeit, ihr weiter nachzugehen. Aber natürlich werden wir uns damit befassen. Oben in unserem Büro steht ein Karton voll mit alten Fotos, der uns möglicherweise noch mehr Hinweise liefern kann. In jedem Fall haben wir jetzt eine ganz neue Perspektive.«
    »Ich würde sagen, das ist definitiv der Hauch einer Spur, Captain«, setzte Garcia hinzu.
    Wirklich froh war Captain Blake angesichts dieser neuen Entwicklung zwar noch nicht, aber Garcia hatte recht, es war ein Fortschritt. Sie sah auf die Uhr und öffnete die Tür. »Na, dann suchen Sie mal weiter. Und geben Sie mir sofort Bescheid,

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