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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Schlieren von Blut auf der Skulptur aus menschlichem Fleisch. Eine Sekunde lang sah er sogar die rote Schrift an der Wand. SEI FROH, DASS DU KEIN LICHT GEMACHT HAST.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mir ein Glas Wasser nehme?«, fragte Alice irgendwann in das Schweigen hinein. Es war, als hätte sie mit ihren Worten eine Trance gebrochen. Beinahe zeitgleich blinzelten Hunter und Garcia.
    »Nur zu«, antwortete Hunter und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war nach wie vor ganz auf die Skulptur konzentriert. Er ging um sie herum, um sie von allen Seiten zu betrachten.
    Garcia wiederum trat ein paar Schritte zurück, als hoffe er, sich aus der Entfernung eher einen Reim darauf machen zu können.
    Fehlanzeige. Nichts an der Skulptur kam ihnen irgendwie bekannt vor. Sie löste keinerlei Assoziationen aus.
    »Das ist das Abartigste, was ich je gesehen habe«, verkündete Alice, nachdem sie ihr Wasser hinuntergestürzt hatte, als müsste sie in ihrem Magen ein Feuer löschen. »Und so, wie Sie beide das Ding anstarren, haben Sie nicht die leiseste Ahnung, was es zu bedeuten hat, stimmt’s?«
    »Wir arbeiten noch daran«, gab Hunter zurück.
    Alice füllte ihr Glas auf. »Vielleicht kenne ich jemanden, der uns helfen kann.«

20
    Silver Lake ist ein hügeliger Bezirk östlich von Hollywood und nordwestlich der Innenstadt. Hier lebt eine bunte Mischung von Menschen jeder nur erdenklichen Herkunft und Einkommensklasse. Am bekanntesten allerdings ist der Bezirk als Tummelplatz der Hipster und Kreativen sowie für seine relativ große LGBT-Gemeinschaft – Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender. Darüber hinaus findet man in Silver Lake auch einige der beeindruckendsten Beispiele modernistischer Architektur in ganz Nordamerika.
    Genau dorthin waren Hunter und Alice nun unterwegs.
    Alice besaß eine rote Corvette, und sie fuhr wie ein junger Rennfahrer, der es allen beweisen will. Sie wechselte, ohne zu blinken, die Spur, schnitt andere Autofahrer und beschleunigte, kaum dass die Ampel auf Gelb sprang, als säße ihr ein Tsunami im Nacken. Hunter neben ihr auf dem Beifahrersitz war heilfroh, dass er den Sicherheitsgurt angelegt hatte.
    »Ms Beaumont, wenn wir noch schneller fahren, reisen wir in der Zeit zurück«, mahnte er, als sie auf den West Sunset Boulevard einbogen.
    Sie lächelte. »Haben Sie Angst?«
    »Bei Ihrer Fahrweise würde selbst Michael Schumacher Angst kriegen.«
    Ein weiteres Lächeln. »Ich sage Ihnen was. Wenn Sie aufhören, ›Ms Beaumont‹ zu mir zu sagen, und mich stattdessen Alice nennen, fahre ich langsamer.«
    »Abgemacht, Alice . Und jetzt nehmen Sie bitte den Fuß vom Gas, bevor wir im Jahr 1842 landen.« Sie erreichten Silver Lake in weniger als einer Viertelstunde.
    »Nicht erschrecken«, sagte Alice, als sie vor der Jalmar Art Gallery parkten. »Miguel ist ein bisschen exzentrisch.«
    Hunter nahm die Nachbildung vom Rücksitz und folgte Alice ins Gebäude.
    Miguel Jalmar war Kunstsammler, Galeriebesitzer und einer der namhaftesten Experten für zeitgenössische Plastik. Er hatte bereits als Kind seine Leidenschaft für Kunst entdeckt und als Jugendlicher mit dem Sammeln begonnen.
    »Alice, mein Täubchen«, rief Miguel mit Falsettstimme, kaum dass Alice und Hunter seine Galerie betreten hatten. Er legte das Buch hin, in dem er gerade las, und sprang von seinem Stuhl auf.
    Miguel war Mitte vierzig, groß, schlank und hatte glatte mitternachtsschwarze Haare, die ihm bis auf die Brust reichten. Er trug einen Anzug von Dolce & Gabbana, hatte einen modischen Dreitagebart und teures Eau de Toilette aufgelegt. Er umarmte Alice, als hätte er in ihr seine lang verschollene Schwester wiedergefunden, und tupfte ihr Küsschen auf beide Wangen.
    »Danke, dass du so kurzfristig Zeit für uns hattest, Miguel«, sagte Alice und befreite sich aus seinen Armen. »Das wissen wir wirklich zu schätzen.«
    »Für dich tue ich alles, meine Liebe, das weißt du doch.« Seine Tonlage war jetzt deutlich tiefer, das Feminine in seiner Stimme aber war geblieben. Sein Blick glitt zu Hunter, und er hob neugierig die Brauen. »Wer ist das? Und noch wichtiger: Wo hast du ihn so lange versteckt gehalten?«
    »Das ist Robert Hunter, ein Bekannter von mir.«
    Hunter nickte Miguel freundlich lächelnd zu.
    »Robert Hunter …? Was für ein starker, männlicher Name. Gefällt mir. Und Allmächtiger, seht euch nur diese breiten Schultern und den Bizeps an! Ich wette, Sie machen Kraftübungen wie ein Bodybuilder.«
    Das

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