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Totenkult

Totenkult

Titel: Totenkult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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schlechtem Gewissen dachte Bosch an die Zaunerkipferl in seiner Tüte und deutete auf die Gurken. »Zwei von denen, bitte.«
    »Gern.«
    Die Ladentür schwang auf, und ein junges Mädchen kam aus dem Geschäft. Sie trug Jeans und ein bauchfreies T-Shirt. Die roten Locken reichten ihr bis zur Taille.
    Die Verkäuferin erstarrte, den Apfel in der Hand. »Wo willst du jetzt hin?«
    Das Mädchen gab keine Antwort, sondern lief an Bosch vorbei zu einem schwarzen Sportwagen, der am Straßenrand parkte. Ein wenig Babyspeck wölbte sich über den Gürtel ihrer Jeans. Die Kleine sah jedenfalls nicht so aus, als würde sie sich nur von Gemüse ernähren. Fast wäre sie mit einem gelben Hund zusammengestoßen, der vom See heraufkam.
    »Vicky!« Die Frau stemmte die Fäuste in die Seite.
    Die Beifahrertür des Sportwagens wurde von innen geöffnet. Vicky stieg ein und beugte sich zum Fahrer hinüber. Dann zog sie die Tür zu, und das Auto brauste davon.
    Bosch wandte sich an die Frau, in der Erwartung, dass sie ihm nun seine Gurken einpacken würde. Doch die hatte den Mund zusammengekniffen und starrte zu der Stelle, an der eben noch der schwarze Wagen gestanden hatte. Auch der Hund schaute dem Auto nach, dann senkte er den Kopf und kam langsam auf sie zu.
    Die Frau erwachte aus ihrer Erstarrung. »Verschwind, verdammter Krüppel.« Sie schüttelte drohend den Apfel.
    Der Hund setzte seinen Weg unbeirrt fort. Vielleicht hatte er Mühe mit seinen Pfoten, denn er schwankte ein wenig, und sein Gang wirkte schwerfällig. Bosch konnte die Schatten sehen, die seine Rippen auf das struppige Fell warfen. Die Frau hob den Arm, zielte und traf genau zwischen die Augen des Tieres. Der Hund gab keinen Schmerzenslaut von sich. Er duckte sich nur und kniff den Schwanz ein. Dann drehte er sich um und schlich den Weg zum See zurück.
    Bosch konnte kaum glauben, was er gesehen hatte.
    »Der Köter lungert schon seit Tagen hier herum. Ekelhaft. Vertreibt mir noch die ganze Kundschaft.« Die Frau lächelte Bosch an. »Also, von den Gurken, oder?«
    Bosch schüttelte langsam den Kopf. »Hab’s mir anders überlegt.« Er griff in die Dallmann-Tüte und holte ein Zaunerkipferl heraus. Zucker stäubte über seine Hand. »Ich hab keinen Appetit mehr auf Gemüse.« Er biss herzhaft in den dicken Teig und ließ die Frau einfach stehen. Es war sowieso Zeit, dass er nach Hause kam. Er wollte ja noch einen Blick auf den Grundrissplan des Schlosses werfen.
    Bosch spazierte die Seepromenade entlang. Die Menschenmassen hatten sich deutlich gelichtet. Nur vor dem Billroth-Denkmal fotografierten ein paar Japaner. Die »Franz Josef« lag noch immer an der Mole und hob und senkte sich mit den Wellen. Die rot-weiß-rote Fahne an ihrem Heck flatterte im Föhnwind.
    Beim Mozarthaus bog Bosch in die schmale Straße ab, die hinter den Seevillen zu seinem Holzhäuschen führte. Die hohen Hecken links und rechts des Weges wurden von mächtigen Dächern überragt. Neben mannshohen Eisentoren hingen Gegensprechanlagen und Überwachungskameras. Sein eigenes Häuschen wurde nur von einer Gartenpforte gesichert, deren rissige Latten einen neuen Anstrich gebraucht hätten.
    Bosch wollte gerade das Türchen öffnen, als ihm ein Mann im hellen Sommeranzug auffiel. Er stand ein paar Meter entfernt, hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und schien zu warten, während er das Nachbarhaus betrachtete. Bosch hatte das prachtvolle Bauernhaus von seinem Badesteg aus selbst schon bewundert. Seine Bewohner kannte er noch nicht.
    »Hallo? Möchten Sie zu meinen Nachbarn?«
    Der Mann schaute zu Bosch herüber. Sein Gesicht war braun gebrannt, das graue Haar kurz geschoren. Er schüttelte den Kopf, dann drehte er sich um und ging hastig davon. Bosch sah ihm nach, bis er nach links abbog und in Richtung Ortszentrum verschwand. Wahrscheinlich hätte Bosch ihm anbieten sollen, seinen Nachbarn etwas auszurichten. Aber schließlich kannte er die Leute ja noch gar nicht. Er drückte die Gartenpforte auf.
    Das Haus, das er für drei Monate gemietet hatte, bestand komplett aus Holz. Im Inneren gab es nur ein Schlafzimmer, ein winziges Bad, einen Wohnraum und eine Küche. Aber die typische Glasveranda mit Blick über den Wolfgangsee verlieh dem Häuschen einen Hauch von Salzkammergutvilla. Von Hortensienbüschen gesäumte Stufen führten von der Veranda in den Garten hinab. Ein alter Badesteg ragte weit ins Wasser hinaus. Von seinem Ende konnte man bis Strobl sehen.
    Die Pläne für das

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