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Totenkult

Totenkult

Titel: Totenkult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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Sie meinen Mann dazu gebracht haben.« Eigentlich konnte Marie es sich vorstellen. Es tat nicht weh. Sie hasste nur den Verrat.
    Jessicas Brauen schossen in die Höhe. »Der Chef wird doch mit Ihnen über dieses Geschäftsmodell gesprochen haben?«
    Marie gab keine Antwort. Sie wusste nichts von einem Geschäftsmodell.
    Jessica löste ihren Pferdeschwanz und schüttelte ihr Haar aus. »Als die ›Arlberg Lodge‹ in die Insolvenz geschlittert ist …«
    »Moment mal – was heißt ›in die Insolvenz geschlittert‹?«
    »Na, pleitegegangen – was sonst?« Jessica blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Anscheinend hätte Marie darüber auch informiert sein müssen. »Ich denke, die Lodge war ein gutes Geschäft?« Roland hatte immerhin das Haus in St.   Gilgen von dem Profit gekauft.
    »Na ja, für uns natürlich schon. Aber das Hotel hat sich nicht gerechnet.« Jessica verlagerte ihr Gewicht auf einen Fuß und wippte mit dem silbernen Stöckelschuh am anderen. Offensichtlich verkannte sie ihre Lage und hielt diese Unterhaltung für ein gemütliches Plauderstündchen. »Irgendwann war halt kein Geld mehr da. Weder für die Kredite noch für die Gehälter der Angestellten.«
    Marie konnte es nicht glauben. »Quatsch.«
    Jessica zuckte mit den Schultern. »Wieso? Sie wissen doch, wo die Hütte liegt.«
    »Ja, schon, aber«, Jessicas letzte Worte verwirrten Marie, »aber die Anteilsscheine sind doch weggegangen wie warme Semmeln.«
    »Sowieso. Aber dann sind die Käufer halt draufgekommen, dass es dort null Infrastruktur gibt. Außerdem liegt die Lodge auf knapp achthundert Metern.«
    »Soll heißen?«
    Jessica lachte. »Klimaerwärmung.«
    »Was?«
    »Die Lodge ist nicht schneesicher.« Jessica deutete auf die Pläne an der Wand, die das Luxushotel von seiner schönsten Seite zeigten. Vor dem Eingang war ein Pferdeschlitten gezeichnet, Menschen in Pelzmänteln und Skikleidung standen um die Chalets herum. Im Hintergrund leuchteten verschneite Berggipfel.
    »Da kann man doch Ski fahren«, wandte Marie ein.
    »Aber Sie müssen mit dem Auto zu den höher gelegenen Liften fahren. Was glauben Sie, warum die Pension Alpenblick dichtgemacht hat? Irgendwann sind die guten Gäste ausgeblieben. Daneben sind die Kosten explodiert.« Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube, zum Schluss wurden die Zimmer sogar pauschal über so eine Kaffeekette verramscht. Wenn Sie die Sache interessiert, könnte ich Ihnen ein paar Zeitungsausschnitte dazu raussuchen.«
    Das Telefon fing wieder an zu läuten.
    Marie hob die Hand, aber Jessica machte keine Anstalten, dranzugehen. »Das heißt, mein Mann hat einen Riesenverlust eingefahren, ja?« Ihre Hand zitterte. Kein Wunder, dass alle Konten leer waren.
    Jessicas Augen weiteten sich. »Nö, wieso denn? Das Fondskapital war halt weg.«
    Nur das Geld der Anleger also. Marie atmete auf. Alles halb so schlimm. Dann fiel ihr noch etwas ein. »Und was ist mit dieser ›Summit GmbH‹?«
    »Die hat der Chef gegründet.« Jessica nickte. »Der hat natürlich sofort zugegriffen. Die ›Arlberg Summit‹ hat die ganze Anlage in Bausch und Bogen gekauft. Zum Schnäppchenpreis, versteht sich.«
    »Ach, so war das.«
    Marie konnte sich eine gewisse Hochachtung für Roland nicht verkneifen. Der alte Gangster hatte tatsächlich zweimal an der Lodge verdient. Deshalb konnte er auch nicht offiziell als Käufer auftreten, sondern brauchte die GmbH. Und Jessica als Geschäftsführerin. Oder anders gesagt, als Strohfrau. Marie entspannte sich. Die letzten Tage hatten an ihren Nerven gezerrt. Kein Wunder, dass sie überall Gespenster sah.
    Sie betrachtete Jessica in ihrem engen Sommerkleid. Das dunkle Haar floss seidig glänzend über ihre Schultern, und ihre Wangen waren rund und glatt. Mit dieser Frau hatte Roland also seine Geschäftsgeheimnisse geteilt. Wenn Marie alle Informationen hatte, würde sie einen Schnitt mit der Vergangenheit machen und diese Person aus ihrem Blickfeld entfernen. Sie faltete die Hände fest im Schoß.
    Jessica fasste eine Haarsträhne und ringelte sie um den Zeigefinger. »Wissen Sie denn nun schon, wie es weitergehen soll? Ich meine, irgendwer muss den ganzen Laden hier doch übernehmen.«
    Mit ihren dunklen Kuhaugen beäugte sie Marie voller Zuversicht. Offensichtlich wollte die Kleine ihren Arbeitsplatz retten. Dabei würde sie in ihrem Alter sicher sofort eine neue Stelle finden. Was Marie von sich nicht sagen konnte.
    Sie unterdrückte einen Seufzer und schaute aus dem

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