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Totenkult

Totenkult

Titel: Totenkult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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gepflanzt.«
    »Ach so?« Trotz der hochsommerlichen Temperatur wurde Marie kalt. Wozu erzählte ihr die Alte diese ganze Geschichte? Es gab keinerlei Parallelen zwischen dem Tod von diesem Alfons und Roland. Wahrscheinlich war sie nun Teil des Dorfklatsches geworden. So wie die arme Rosi, die sicher nichts anderes gewollt hatte, als ihren Peiniger loszuwerden und den Rest ihres Lebens ungestört zu verbringen. »Jetzt kommen die Stauden jedenfalls weg.«
    »Gute Idee.« Die Geiersberger zeigte mit ihrem dicken Zeigefinger auf die schwarz geäderten Blumen am Rande des Beetes, deren gläserne Schönheit in der Sonne leuchtete. Marie betrachtete sie immer nur aus der Ferne. Ihr unangenehmer Geruch stieß sie ab. »Und tun Sie vor allem das Bilsenkraut weg, ehe noch was passiert. Die meisten Leute wissen ja heute gar nicht mehr, was da alles wächst.«
    »Bilsenkraut?«
    »Schwarzes Bilsenkraut, wir nennen’s auch Teufelskraut.« Die Alte musterte Marie. »Die Samenkapsel schaut aus wie die vom Mohn, nur länglicher. Und wenn sie reif ist, klappern die Samen darin herum. Kinder können die Finger nicht davon lassen. Fünfzehn kleine Samen reichen, und Sie können das Kind nicht mehr retten.«
    Obwohl sie auf der Hausbank saß, wurden Marie die Knie weich. Sie hätte sich vor dem Kauf nach den Vorbesitzern des Hauses erkundigen sollen. Nie wäre sie mit Roland in ein solches Hexenhaus gezogen. »Kommt alles weg«, stammelte sie. Gleich morgen würde sie den nächstbesten Gärtner aus dem Telefonbuch anrufen. Womöglich waren die ganzen verflixten Pflanzen Sondermüll und mussten entsorgt werden.
    »Sie könnten’s aber auch trocknen.« Die Alte musterte Marie. »Sind genauso gut wie frische.«
    »Ich mag keine Trockensträuße«, sagte Marie. Das hatte sie bei der Einrichtung des Hauses schon ihrem Interior-Designer gesagt. »Wenn Sie wollen, nehmen Sie das ganze Zeug mit. Ich kann sie sowieso nicht mehr brauchen.«
    Die Geiersberger lachte. »Ich hab so viele Kräuter bei mir im Garten, dass ich sie verkaufen muss.«
    »Schön.« Marie schlug mit den Handflächen auf den Tisch. »Wo ist denn jetzt diese Rechnung? Ich gebe sie meiner Sekretärin, sobald ich wieder im Büro bin.«
    Die Geiersberger zog ein Kuvert aus der Tasche und legte es direkt unter Maries Nase auf den Artikel über die »Arlberg Mountain Lodge«. »Da wär die Rechnung. Zahlbar innerhalb einer Woche ohne Abzüge.« Sie musterte Marie. »Wenn Sie das Ihrer Sekretärin sagen.« Das Kuvert war aus grauem Recyclingpapier und verströmte einen schwachen Duft nach Zitronenverbene.
    »Wird erledigt.«
    Marie suchte gerade nach einem passenden Satz, um der Alten klarzumachen, dass ihre Geschäftsbeziehung damit beendet war, als die das Kuvert wieder wegzog. Mit ihrem klauenartigen Zeigefinger klopfte die Geiersberger auf das kleine Foto neben dem Luis-Trenker-Bild von Roland in der Zeitung. »Ist das da nicht dieser Krawallbruder?«
    »Der was?« Marie betrachtete das Brustbild, das einen Mann mit Anzug und Krawatte zeigte. »Wer soll das sein?«
    »Na, der mit Ihrem Mann aneinandergeraten ist, auf dem Gartenfest.« Die Geiersberger nickte. »Sie wissen schon, auf der Terrasse.«
    Marie beugte sich tiefer über den Zeitungsausschnitt. Tatsächlich, das war er. Das Haar war noch nicht so grau, aber auf die gleiche Art geschoren. Auf dem Bild lachte der Mann. Deswegen hatte Marie ihn nicht gleich erkannt. An jenem Abend hatte er ein Polohemd getragen, und sein Gesicht war vor Wut verzerrt gewesen.
    »Tatsächlich«, sagte Marie. »Sie haben recht.«
    Die Geiersberger schob die Hände in die Taschen ihrer Strickweste. »Hören Sie, ich weiß, was Sie über meine Vicky denken.«
    Das war also der eigentliche Grund für ihren Besuch. Vielleicht glaubte die Kleine, sie habe nach Rolands Tod irgendwelche Ansprüche. Oder war sie etwa – Marie schnappte innerlich nach Luft – schwanger? Sie ließ sich gegen die Lehne fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das glaube ich kaum.« Sie legte so viel Sarkasmus in ihre Stimme, wie sie konnte. »Aber keine Sorge, Ihre Enkelin wird’s noch weit bringen.«
    »Das wird sie, aber nicht so, wie Sie meinen.«
    »Nicht?«
    »Meine Vicky ist achtzehn. Wie, glauben Sie, wirkt das auf so ein Mädel, wenn da einer daherkommt wie Ihr Mann und der Kleinen den Kopf verdreht?«
    Marie gab keine Antwort. Roland hatte immer Frauen gesucht, die zu ihm aufschauten. Jede andere wäre Zeitverschwendung gewesen.
    »Mit den

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