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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta-Maria Heim
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entsann sich an die Methoden von Tiberius. Beschreiben, nicht urteilen.
Finden, nicht suchen. Vergleichen. Im Netz entdeckte sie die Namen der Opfer
des Mantelmörders: Roswitha M., Theresia B., Loretta S. Immerhin zwei Treffer.
Außerdem hatte Rosa in einem Matheheft einen Zettel entdeckt: Joseph Karl
Benedikt Freiherr von Eichendorff.

     

     
    Das
kalte Liebchen

     
    Er. Laß mich ein; mein süßes Schätzchen!
    Sie. Finster ist mein Kämmerlein.
    Er. Ach, ich finde doch mein Plätzchen.
    Sie. Und mein Bett ist eng und klein.

     
    Er. Fern komm’ ich vom weichen Pfühle;
    Sie. Ach, mein Lager ist von Stein!
    Er. Draußen ist die Nacht so kühle.
    Sie. Hier wird’s noch viel kühler sein.

     
    Er. Sieh! die Sterne schon erblassen.
    Sie. Schwerer Schlummer fällt mich an. -
    Er. Nun, so will ich schnell Dich fassen.
    Sie. Rühr’ mich nicht so glühend an!

     
    Er. Fieberschauer mich durchbeben.
    Sie. Wahnsinn bringt der Toten Kuß.
    Er. Weh! es bricht mein junges Leben!
    Sie. Mit ins Grab hinunter muß.
    Wahnsinn bringt der Toten Kuss. O selige
Romantik. Rosa beschloss, dem zum Jähzorn neigenden Karle weder von der einen
noch von der anderen Sache zu erzählen. Liste und Gedicht: Sie bewiesen nichts,
gar nichts. Olaf und Timo waren wahrscheinlich Kumpel gewesen. Rosa fand, man
dürfe keine voreiligen Schlüsse daraus ziehen. Schließlich hatte auch Heinrich
Pommerenke als junger Kerle mit Wolfgang Schäuble in Hornberg Fußball gespielt.
Sowas kam vor. Gleichzeitig wurde ihr vollends bewusst, was sie immer wieder
geahnt hatte. Und zwar schon damals, als Olaf Hahnke noch frei herumlief und
noch nicht publik war, dass aus einem Schramberger Kurgast ein Serientäter
geworden war: Dass der Mantelmörder Pommerenkes Mordserie kannte. Dass er sich
ausführlich damit auseinandergesetzt hatte. Dass er die Morde womöglich sogar
nachstellte, inszenierte. Dass er sich wehrlose Opfer griff, mit denen er das
leicht umsetzen konnte. Der Mantelmörder hatte es nicht auf behinderte Frauen
abgesehen, weil ihre Behinderung ihn zu sadistischen Handlungen trieb. Sondern
deshalb, weil die Vorgehensweise seines Vorbilds leichter nachzuahmen war, wenn
sich das Gegenüber nicht wehrte. Aber warum deckte er die Leichen dann zu? Weil
ihm die Sache leid tat, bis er sie besuchte und sich wieder und wieder an ihnen
verging? Oder gab es zwei Mantelmörder? Deckte der eine die Leichen zu, und der
andere deckte sie wieder auf? Wieso nahm Hahnke die Strafe für die drei
Mantelmorde dann auf sich, ohne den Komplizen zu verraten?
    Kaum vorstellbar, sagte sich Rosa. Bleibt das Rätsel der
Ersttat. Dort könnte es sehr gut zwei Täter gegeben haben; junge Buben, die
sich etwas bewiesen, indem sie die Bestie von Hornberg nachahmten. Rosa wurde
übel, weil sie fühlte, wie sich ein Abgrund auftat. Sie nahm an, dass sie
möglicherweise die einzige noch lebende Zeugin war, die mit Pommerenkes
beispiellosen Verbrechen dienstlich zu tun gehabt hatte. Und die einzige, die
auf den wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen ihm und dem Mantelmörder
gestoßen war. Sie hatte das jahrelang verdrängt, nicht weiterverfolgt,
weggeschoben, aber nun hatte sie keine Wahl mehr. Sie musste zur Polizei gehen.
Aber zu wem? Zu Fritz Kern, dem Enkel vom Obernazi Josef, der in der
Polizeidienststelle in Schramberg saß und mit Hahnke verwandt war? Zu Fehrle?
    Rosas Herz raste. Sie geriet in Panik, sie schnappte nach
Luft und spürte, wie sie sich aufblies, wie viel zu viel Sauerstoff sich in ihr
blähte und die Lunge langsam zum Platzen brachte. Sie hatte einen gigantischen
Lufthunger. So viel, wie sie einatmen musste, konnte sie nie wieder ausatmen.

     
    *

     
    Fehrle schnaufte. Zum Teufel mit
der Pollenallergie. Sie war weg. Er konnte wieder ordentlich Luft holen. Es
hatte geregnet, die Birken waren verblüht und die Gräser reckten gerade mal die
Hälse. Zeit zum Durchatmen. Fehrle hockte am Tisch und griff nach dem Kuli.
Bevor er im Regen mit dem Rennrad an der Rems lang nach Bischofsweiler raste,
um in der ökologischen Reihenhaus-Scheiblette, die er für Barbara abzahlte,
nach den Kindern zu sehen, fasste er stichwortartig die Ergebnisse zusammen.
Was er wusste, war nicht viel, und er zweifelte daran, ob es ihm helfen würde,
Olaf Hahnke zu finden. Dennoch gehörten diese Hintergrundrecherchen zu Fehrles
üblicher Routinearbeit. Bei den Altfällen, die er bearbeitete, Verbrechen, die
manchmal seit Jahrzehnten

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