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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta-Maria Heim
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verknackten
jeden Polizisten, der sich ihnen ohne gerichtliche Verfügung auf mehr als 50
Meter näherte.
    War Josef Kern verantwortlich für ihren Ekel vor der
Staatsmacht? Und war er schuld an Olaf Hahnkes psychischer Disposition? Hatte
er dem Enkel das Grausamkeits-Gen vererbt, ihn als Kind sadistisch missbraucht,
ihm den Unwert des sogenannten unwerten Lebens eingebläut? Oder war er einfach
nur da gewesen, der Opa, ein ungerechter, griesgrämiger, aufbrausender,
gewalttätiger Despot, der um sich Furcht, Schrecken und Dummheit verbreitete?
Es gab noch einen weiteren Enkel, den Fehrle kannte: Polizeiobermeister Fritz
Kern aus Schramberg, der rein beruflich in die Fußstapfen seines Großvaters
gestiegen, ansonsten aber, da war man sich in Schramberg einig, ein feiner Kerl
war. Fehrle hatte ihn am Dienstagabend daheim angerufen. Aber Fritz, ungefähr
Jahrgang 1962, wusste von nichts. Er konnte sich einfach nicht erinnern. Weder
an jedwede Übergriffe des Großvaters noch an die verwahrloste Kinderbande von
Olaf, die ja, wer weiß, womöglich auf eine von Opas Ideen zurückzuführen war.
Doch da war nie nichts gewesen. Da war sich Fritz hundertprozentig sicher, weil
er, wie er hervorhob, ein ausgezeichnetes Gedächtnis hatte.
    »Dem Opa seine Eigenwilligkeit hat uns alle ratlos gemacht«,
hatte Fritz am Telefon gesagt und damit den überschäumenden Jähzorn gemeint.
»Sonst hat es nie etwas gegeben. Wenn es was gegeben hätte, das wüsste ich. Das
wüsste ich wie heut. Aber du kannst gern kommen und mit mir ein Bier trinken.
Es gibt nichts zu verbergen, und für meinen Cousin kann ich nichts. Wenn du
allerdings immer noch glaubst, dass der Olaf die Petra Clauss erwürgt
hat … Und wir, er und ich, haben sie dann mit dem Opa zusammen in die drei
Koffer gesteckt und nach Stuttgart verfrachtet in diesen Park … Wenn du
davon jetzt, nach zwei Jahren Ruhe, wieder anfängst, dann bist du krank in der
Birne. Dann gehörst du ausgeschaltet.«
    »Woran ist denn die Oma Reinhild 1984 gestorben? Und in
welchem Monat genau?«
    »Was soll das denn jetzt?«, fragte Fritz aufgebracht. »Meinst
du, sie ist als Zeugin beseitigt worden? Einer gemeinsam begangenen Straftat?«
    »Ich meine gar nichts«, sagte Fehrle. »Aber wenn ihr wirklich
so unschuldig seid, wie du tust, dann macht dir meine Fragerei auch nichts aus.
Dann gibst du mir einfach eine Antwort.«
    »Moment, lass mich nachdenken. Bei der Beerdigung lag noch
Schnee. Sie haben kaum den Boden aufgeschaufelt gekriegt, so hart gefroren war
alles. Es muss vor dem Frühjahr gewesen sein. Februar, März. Und wenn ich mich
recht entsinne, hatte sie ein Schlägle. Alt wurde sie ja nicht. 66, glaub ich.
Langt dir das?«
    »Und wann nahm Josef Kern seinen Abschied bei der
Schramberger Polizeidienststelle?«
    »Das muss später gewesen sein im Jahr.« Fritz pausierte.
»Irgendwann im Herbst?«
    »Also, und es ist ja auch aktenkundig: Josef Kern war im
Dienst, als Petra Clauss am Sonntag, den 6. Mai 1984, vermisst gemeldet wurde.
Er nahm die Anzeige auf.«
    »Aber das wissen wir doch, oder? Was willst du mir jetzt
damit sagen? Dass wir als Erste gemerkt haben, dass Petra fehlte? Dass wir vor
aller Welt einen Vorsprung hatten, um den Mord zu vertuschen? Wie konnte es
dann kommen, dass die Leiche noch geschlagene drei Wochen in der Senke lag?« Fritz
schwieg lange. »Hör mal her, alter Freund. Wenn du wieder anfängst, mir zu
drohen, ist dies das Ende einer hoffnungsvollen Dienstlaufbahn.«
    Feiner Kerl, dachte Fehrle.
    »Du spinnst doch. Du hast einen komischen Komplex. Irgendwie
bist du mit der Sache nicht fertig geworden, und solche wie du sollten kein
Polizist werden.«
    »Ja, Fritz«, sagte Fehrle und wagte einen Schuss ins Blaue.
»Solche wie ich sind nicht ganz bei Trost und gehören in die Klapse. Ich kann
nämlich hellsehen. Ich ahne, wo dein sauberer Cousin steckt.«
    »Wenn du glaubst, dass er bei mir ist, hast du dich
geschnitten. Die haben hier jeden Meter gefilzt …« Fritz, der auf den
Bluff hereinfiel, kriegte eine gehörige Angst.
    Fehrle lachte humorlos. »Nein, bei dir ist er freilich
nicht.«

     

     

     
    Eine dicke Steinplatte ohne jegliche Inschrift
verschloß die Gruft, und nichts wies darauf hin, daß an dieser Stätte der
Schöpfer des Predigerordens begraben sei. Diese Nichtbeachtung dünkte
schließlich einige Brüder doch nicht recht, und nach zwölf Jahren beschlossen
sie, dem Gründer eine

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