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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta-Maria Heim
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bedeutenden Lyrikerinnen der Neuen Subjektivität, die
im April ihren 80. gefeiert hatte. Mit ihr zusammen war sie nun unterwegs nach
Olevano Romano, in ein kleines mittelalterliches Künstlernest auf einem Hügel
bei Rom, wo Elfriede eine Zeitlang versucht hatte, Fuß zu fassen. Warum ihr das
letztlich nicht gelungen war, hatte Anita nicht wirklich begriffen. Elfriede
und Bonnie reisten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, was Anita zwar merkwürdig
fand, aber die beiden hatten ihr Angebot, mit ihr zusammen im Auto zu fahren,
entschieden abgelehnt.
    Anita rieb sich die Augen und seufzte. Anstatt sich zu
freuen, dass die Mutter nach einigen gesundheitlichen und seelischen
Tiefschlägen nochmals aufblühte, warf sie ihr vor, sie nehme ihr die Tochter
weg. Dabei hatte Elfriede sie in den ersten Jahren als Alleinerziehende sehr
unterstützt, und Anita war ihr dafür ja auch dankbar. Vermutlich wurmt es mich,
dachte sie, dass sich Mutter so gern in meine Arbeit einmischt. Das ist der
Punkt, der mich ärgert. Und nun habe ich eben einen Fall abgeschlossen, wo sie
auch wieder die Finger im Spiel hatte. Anita fühlte sich ausgelaugt und
vergrätzt. Anstatt froh zu sein, dass sie endlich den Kopf frei hatte und entspannen
konnte, wusste sie gar nichts Rechtes mit sich anzufangen.
    Am Abend hatte sie Hans angerufen und ihm gesagt, dass er
sich endlich Hilfe holen solle für den Hof. Zwei, drei Arbeitskräfte auf
Teilzeitbasis, Ein-Euro-Jobber, Tiermedizinstudenten, Praktikanten aus der
Waldorfschule. Es waren eigentlich zwei Höfe, die zu bewirtschaften waren, der
alte und der neue. Drumherum gab es eine Menge Land. Obwohl die Eltern
abgearbeitet waren und genug hatten, schafften sie immer noch ihren Anteil.
Zwar hatte der alte Fehrles-Bur keine Kühe mehr, aber dafür Katzen, Hunde,
Hasen, Hühner. Dazu kam der neue Hof vom Hans, der neben der Lamazucht einen
Haufen Viecher hielt. Auf eingezäunten Weiden grasten neben den Lamas auch
Ziegen und Schafe. Die Pferde verteilten sich auf mehrere Koppeln. Den
sexbesessenen Esel, der die Ziegen aufriss, musste man isolieren. Er machte den
meisten Ärger und einen Heidenkrach. Den Traum, sich auch noch Yaks
anzuschaffen, hatte Hans zum Glück begraben. Es war so schon zu viel Arbeit für
einen Jungbauern, dem vor Jahren die Frau weggelaufen war.
    Hans hatte wissen wollen, was denn los sei, ob sie mal
raus wolle, ob sie genervt sei davon, dass er am Wochenende meistens nicht weg
könne. Anita hatte entgegnet, sie wisse es nicht, es sei nichts, aber sie wolle
Pfingsten diesmal lieber allein verbringen. Vielleicht müsse sie einfach mal zu
sich kommen. Der letzte Fall, wo es schließlich um den Mord an einem ehemaligen
Kollegen ging, sei sehr anstrengend gewesen. Hans sagte, er verstehe, und wünschte
schöne Pfingsten.
    Nun ging es gegen Mittag, Anita saß auf dem Schlossplatz,
blinzelte in die Sonne und hörte verstimmt das gedämpfte Klingeln eines Handys.
Es war ihr eigenes.
    »Ja?«
    »Hallo, Anita.«
    »Hans?«
    »Leider nur der Timo.«
    Ob er sich je daran gewöhnt hatte, dass sie was mit seinem
kleinen Bruder hatte? Sie war Fehrles Vorgesetzte und fünf Jahre älter. Falls
er mit ihrer Beziehung zu Hans immer noch Schwierigkeiten hatte, ließ er sich
zumindest nichts anmerken. Anita grinste. »Und?«
    »Hast du von der Geschichte gehört? Ich meine, dass sie den
Hahnke schnappen.«
    Anitas Herz klopfte. »Das ging aber schnell.«
    »Na ja, er ist jetzt schon fast eine Woche draußen. Wenn wir
Pech haben, hat er seine Drohung wahr gemacht.«
    Anita wusste, wovon Fehrle sprach. »Du meinst, bei meinem
Besuch in Stammheim vor zwei Jahren. Wo er unverhohlen gedroht hat, dass er
rückfällig wird, sobald er wieder draußen ist. Dass er eine besonders grausame
Tat begeht. Und dass er alles bis ins letzte Detail vorher plant.«
    »Damals hat er noch geglaubt, er werde vorzeitig entlassen.
Als ihm dämmerte, dass daraus bei der besonderen Schwere der Schuld definitiv
nichts wird, ist er getürmt.«
    Anita fischte ihre Sonnenbrille aus dem Haar und setzte sie
auf. »Was glaubst du, hat er bei seiner Flucht wirklich nichts dem Zufall
überlassen?«
    »Danach sieht es aus. Nach den jetzigen Erkenntnissen ist er
bei einem Grundschullehrer untergeschlüpft, Ludger Sachs, in dessen Ferienhaus
in der Toskana. Wenn das stimmt, haben sie ihn.«
    »Na, da kannst du dich doch gemütlich zurücklehnen«, meinte
Anita.
    »Ich könnte den Lehrer am

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