Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
versuchte immer wieder, ihn auf Valeries Tod anzusprechen, aber er wich jedes Mal aus. Sobald wir nicht über die Arbeit redeten, war er verschlossen, beinahe mürrisch.
Mike wartete im Auto, während ich in meine Wohnung ging, um mir etwas Bequemeres anzuziehen. Auf Martha’s Vineyard würde es kälter sein als in der Stadt, vor allem nachts. Ich hatte genügend Sachen dort, um nicht jedes Mal einen Koffer mitnehmen zu müssen, und packte nur einige Hausgegenstände, die ich neu gekauft hatte, in eine kleine Tasche.
Um diese Zeit brauchten wir für den Weg von der Upper East Side zum LaGuardia-Flughafen nur zwanzig Minuten. Kurz vor dem U.S.-Airways-Terminal fragte ich Mike, was er am Wochenende vorhabe.
»Mal sehen, was Peterson über Ralph Harney herausfindet. Und wir müssen noch alle Angestellten überprüfen, die auf Staten Island oder in der Nähe der Watchung Mountains wohnen.«
»Was ist mit Chet Dobbis?«
»Um den kümmere ich mich selbst. Und ich will zu Hubert Alden ins Büro fahren, um mir sein Umfeld anzusehen.«
»Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand, der uns den Saubermann vorspielt, Dreck am Stecken hat. Ruf mich an, wenn es irgendetwas Neues gibt.«
»Natürlich. Wann kommt Joanie?«
»Sie kommt morgen mit einer Maschine aus Washington. Wir wollten uns ursprünglich am Vormittag in Boston treffen und dann gemeinsam nach Martha’s Vineyard fliegen. Ich rufe sie von dort aus an.«
»Es macht dir doch hoffentlich nichts aus, heute Nacht allein zu sein? Dein Briefbomber ist hinter Gittern.«
Ich lächelte Mike an. »Du lässt mir keine andere Wahl, oder?«
»Bring mir mein Lieblingsessen mit, Coop.«
»Mach ich. Frittierte Muscheln vom Bite.« Mike war im Laufe der Jahre oft mit mir auf Martha’s Vineyard gewesen, er war mit mir einig, dass die Quinn-Schwestern in ihrer kleinen Holzbude in Menemsha die köstlichsten Muscheln des Universums zubereiteten.
»Und richte der Baronin von Muschelhausen liebe Grüße aus.« Das war sein Spitzname für Karen Quinn, die jedes Mal schamlos mit ihm flirtete.
»Wird gemacht.« Ich verabschiedete mich und ging in die Abflughalle, um mir mein E-Ticket zu ziehen. Ich konnte mich nicht erinnern, dass Mike mich jemals zum Flughafen gebracht hätte, ohne mir bis zum Einchecken Gesellschaft zu leisten, aber seit Vals Tod schien nichts mehr wie früher zu sein.
Nach dem ruhigen fünfzigminütigen Flug nach Boston, auf dem ich eine Fensterreihe für mich allein hatte, checkte ich am geschäftigen Schalter von Cape Air ein, die ihre winzigen Cessnas nach Martha’s Vineyard, Nantucket, Hyannis und Providence mit beeindruckender Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit auf die Startbahn schickte.
Da der Flug ausgebucht war - bei einem Piloten und acht Passagieren -, zwängte ich mich zügig in meinen Sitz, damit mein Nachbar in der engen Kabine Platz nehmen konnte. Der Abstand zwischen uns war so gering, dass man ihn kaum als Mittelgang bezeichnen konnte, und ich machte den Fehler, ihm für seine Geduld zu danken, während ich den Sicherheitsgurt anlegte.
»Was lesen Sie da?«, fragte er.
Ich hielt das Buch hoch. » Daniel Deronda .«
»Ist das der Autor?«
»Nein, das ist der Titel des Romans. Von George Eliot - ihr letztes Buch.«
Die beiden Propeller drehten sich auf Hochtouren, als wir uns vom Terminal entfernten. Der Lärm und die Luftlöcher bei der niedrigen Flughöhe machten eine Unterhaltung auf dem kurzen Flug ohnehin fast unmöglich. Hinzu kam, dass ich einen viktorianischen Roman las, den heutzutage wohl nur noch Liebhaber der englischen Literatur und Bibliothekare kannten, was eigentlich hätte ausreichen müssen, um meinen Nachbarn auf Distanz zu halten.
Während das Flugzeug über die holprige Startbahn hüpfte, beugte er sich zu mir herüber. »Was machen Sie beruflich?«
»Wie bitte?«
»Ich fragte, was Sie beruflich machen.«
Ich grinste ihn an. »Ich bin allein erziehende Mutter von vier Kindern.«
Diese Antwort hatte mich schon auf unzähligen Flügen davor bewahrt, von meinen männlichen Sitznachbarn in ein Gespräch gezogen zu werden. Es war ein narrensicherer Trick, um einsame Geschäftsreisende zum Schweigen zu bringen.
»Großartig! Wie alt sind Ihre Kinder?«
Entweder verstellte er sich, oder er war dümmer als er aussah. »Sechs, vier, und die Zwillinge zwei. Der Windelmarkt verdient sich dumm und dämlich an mir.« Ich lächelte und vertiefte mich wieder in mein Buch.
»Ich liebe Kinder. Haben Sie Fotos
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