Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
der von drei aufgeregten Tänzerinnen umgeben war, auf dem Gang zurück und fuhren mit dem Aufzug ins Erdgeschoss. Ein kleiner Pfeil wies uns den Weg zum Ausgang in der 56. Straße durch das Labyrinth an Korridoren.
Die dunklen Gänge waren mit Postern gesäumt, auf denen Highlights aus der Geschichte des Theaters zu sehen waren. Ich mühte mich, mit Mike Schritt zu halten, und wir passierten eine lebensgroße Aufnahme eines jungenhaften Lenny Bernstein - »lebendige Musik unter der Leitung eines inspirierenden jungen Dirigenten« -, ein Poster für eine Hamlet -Aufführung mit Maurice Evans in der Hauptrolle zum Eintrittspreis von $2.40 und ein Foto aus dem Jahr 1948 von George Balanchine und Lincoln Kirstein, die vom City Center aufgefordert worden waren, eine Balletttruppe zu gründen, aus der später das New York City Ballet hervorging.
Auf den Bürgersteigen wimmelte es von Arbeitern und Angestellten, die um siebzehn Uhr Feierabend hatten und aus den umliegenden Bürogebäuden strömten. Mike drängte sich durch die Menge, und ich folgte ihm auf der 56. Straße zur Sixth Avenue und dann in südlicher Richtung zur 55. Straße, wo wir das Auto geparkt hatten.
Die Fahrt zum Belasco dauerte eine Ewigkeit, da der Berufsverkehr alle Kreuzungen verstopfte, und wir krochen im Schneckentempo hinter Bussen und einer Phalanx von gelben Taxis die Seventh Avenue hinauf.
Ich rief die Polizeidienststelle in der Bezirksstaatsanwaltschaft an, um den Captain zu fragen, wie schnell er uns Vito zur Verfügung stellen könne.
»Er hatte heute von acht bis sechzehn Uhr Dienst, Alex. Ich kann ihn anpiepen, aber er wollte mit seinem Sohn zu einem Basketballspiel gehen. Kann sein, dass er erst in ein paar Stunden zurückruft.«
»Können wir ihn für morgen buchen?«
»Kein Problem. Er wird am Vormittag im Technikerraum sein. Rufen Sie ihn einfach an, und sagen Sie ihm, was Sie brauchen.«
Ich bedankte mich und legte auf.
»Hast du grünes Licht bekommen?«, fragte Mike.
»Ja, ihr könnt euch schon mal überlegen, wo er anfangen soll.«
»Kommt drauf an, was wir jetzt aus Joe Berk rausquetschen können.«
»Er wird sowieso wieder alles abstreiten.«
»Dann musst du uns einen Durchsuchungsbeschluss besorgen. Er kann noch so viel abstreiten, schließlich haben wir die Tulpenfliesen auf den Monitoren in seinem Schlafzimmer gesehen, als wir das erste Mal dort waren. Und wenn ich dem alten Scheißkerl an die Gurgel gehe - dieses Mal bekomme ich, was ich will.«
»Du musst ruhig bleiben. Wenn du herumtobst, schaltet er einfach ab.«
»Herumtobst? Ich laufe mich gerade erst warm.«
Mike stieg aus und knallte die Autotür zu. Wir gingen zum Eingang von Berks Wohnung neben dem Theater.
Mike ließ mir den Vortritt, und ich zuckte zusammen, als neben dem Aufzug plötzlich ein Mann in einem dunklen Anzug und mit einer Sonnenbrille auf der Nase vor mir stand.
Noch ehe ich ihm meinen Namen nennen konnte, drückte er auf den Knopf und bat uns, nach oben zu fahren.
Überrascht, dass man uns so ohne weiteres durchließ, lächelte ich Mike im Aufzug an. Die Tür zu Berks Büro war angelehnt, und als ich sie aufdrückte, hörte ich laute Stimmen. Der Mann, der uns eingelassen hatte, hatte bestimmt angenommen, dass wir zu den Gästen gehörten.
Mike folgte mir nach drinnen. In dem mit Gegenständen aus Napoleons Umfeld voll gestopften Büro waren circa zehn, zwölf Leute versammelt, die mir alle unbekannt waren.
Oben auf dem Treppenabsatz vor Joes Schlafzimmer standen Mona Berk und Ross Kehoe mit Cocktailgläsern in der Hand und unterhielten sich angeregt und lachend mit einem Mann.
An Berks Schreibtisch saß ein junger Mann, der gerade dabei war, eine Flasche Champagner zu entkorken, als wir den Raum betraten.
»Kommen Sie herein.« Er stand auf und kam auf uns zu. »Ich bin Briggs. Briggs Berk, Joes Sohn. Kennen wir uns?«
»Chapman, Mike Chapman. Das ist Alexandra Cooper. Wir sind wegen Joe hier.«
Briggs legte Mike die Hand auf die Schulter und lachte. »Wir sind alle wegen Joe hier. Was kann ich Ihnen anbieten?«
»Nichts, danke. Wenn es möglich ist, würden wir gerne zu ihm gehen. Ich muss nur kurz mit ihm sprechen. Ich möchte nicht stören, aber es ist dringend.«
»Mit ihm sprechen? Da kann ich Ihnen nicht helfen, Mike. Wenn Sie ihn sehen wollen - dann können Sie das ab morgen Nachmittag, fünfzehn Uhr, bei Frank Campbell’s tun.«
Campbell’s war das berühmteste Leichenbestattungsunternehmen in Manhattan, bekannt
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