Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Mike bat sie, noch zu bleiben und uns ihre Daten zu geben.
»Ich bin so müde, dass ich nicht mehr denken kann«, sagte Briggs.
»Wann sind Sie nach New York zurückgekommen?«
»Ich bin am Samstag mit dem Nachtflieger aus Kalifornien gekommen. Seitdem habe ich nicht mehr geschlafen.«
»Haben Sie Ihren Vater gestern gesehen?«
»Ja. Ja, ich war hier. Hören Sie, muss ich Ihre Fragen jetzt beantworten? Ich meine, mein Anwalt wäre bestimmt gerne dabei.«
»Ihr Anwalt? Stecken Sie in irgendwelchen Schwierigkeiten?«, fragte Mike spöttisch.
Ross Kehoe antwortete an Briggs’ Stelle. »Kein Anwalt für Strafsachen, Mr Chapman. Natürlich hat Briggs sofort Joes Anwalt kontaktiert. Es gibt jetzt einiges, um das man sich kümmern muss, es müssen viele finanzielle Angelegenheiten geklärt werden.«
»Wir haben nicht vor, Sie noch mehr aufzuregen. Wir möchten nur wissen, wie Mr Berk starb und wer bei ihm war«, sagte ich.
»Er war allein«, sagte Briggs. »Das heißt, die Krankenschwester war hier. Sie hat ihn gefunden. Sie sagte, er hätte eine schlechte Nacht gehabt.«
Wieder regte sich mein schlechtes Gewissen.
»Ihr Besuch am Sonntag - war das ein normaler..., ich meine...« Ich wusste nicht, wie ich die Frage stellen sollte, ohne ihn durch meine Wortwahl vor den Kopf zu stoßen. In dieser Familie schien nichts normal zu sein.
Dieses Mal antwortete Mona. »Mein Onkel liebte Briggs. Setz dich doch«, sagte sie zu ihrem Cousin, der förmlich vor unseren Augen schlappmachte.
»Detective«, sagte Kehoe. »Der Junge hat einiges durchgemacht. Seine Geschwister machen sich nichts aus ihm, aber er und sein Vater haben sich in den letzten Monaten wirklich gut verstanden. Wie wär’s, wenn Sie ihm ein paar Tage Zeit geben, damit er alles verdauen kann?«
»Was immer der Arzt verordnet. Etwas Aspirin, viel Ruhe - und, ach ja, Finger weg vom Champagner. Der verträgt sich nicht gut mit den Kopfschmerztabletten.«
Da Mona noch immer Briggs zu beruhigen versuchte, wandte ich mich an Ross Kehoe. »Was hat die Krankenschwester über Mr Berks Tod gesagt?«
»Nur, dass sie gegen elf Uhr nach ihm gesehen hat. Er klagte über Kopfschmerzen, und sie verordnete ihm Bettruhe. Als sie ihm eine Stunde später etwas zu essen bringen wollte, konnte sie ihn nicht aufwecken.«
»Hat sein Arzt -«
»Ja, natürlich. Die Krankenschwester hat sofort den Notruf verständigt. Die Sanitäter waren als Erste da, aber es war nichts mehr zu machen. Joes Hausarzt war nach knapp einer Stunde hier.«
»Und Sie und Mona?«
Kehoe hob abwehrend die Hände. »Joe und Mona im selben Raum, das hätte eine Katastrophe gegeben. Briggs hat Mona angerufen, und wir sind seinetwegen sofort hierher gekommen.«
»Wie haben Sie sich mit Joe verstanden?«, fragte ich.
Kehoe steckte die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans. »Das kam auf den Wochentag an.«
»Haben Sie früher nicht einmal für ihn gearbeitet?«, fragte Mike.
»Das stimmt. Ich hatte nichts gegen Joe. Er war immer gut zu mir. Er war verständlicherweise nicht sehr erfreut, dass ich in die Familie einheiratete, aber er hat mich ordentlich behandelt.«
Von allen Leuten im Raum - und von allen, mit denen wir im Laufe dieser Ermittlungen gesprochen hatten - schien Mike mit Ross Kehoe am besten zurechtzukommen. Seine Arbeitervergangenheit und sein rauer New Yorker Akzent verringerten den Großkotz-Faktor, wie Mike es gern nannte. Wahrscheinlich hatte sich sein äußeres Erscheinungsbild geändert, nachdem er Mona kennen gelernt hatte - elegantere Kleidung, teure Wildlederhalbschuhe von der Art, wie er sie heute trug, ein modischer Haarschnitt -, aber vom Grundgerüst her hätte er genauso gut ein Cop sein können wie Mike.
»Was haben Sie für Berk getan?«, fragte ich.
»Alles. Ich habe ihn in einem seiner Theater kennen gelernt. Mein Vater war in der Gewerkschaft - Sie wissen ja, wie es in dem Geschäft zugeht. Joe hielt mich für talentiert - ich will mich nicht selbst loben -, ich war eine Art Mädchen für alles, und ich konnte mit seinen Launen besser umgehen als die meisten anderen.«
»Was genau haben Sie für ihn getan?«
»Anfangs Bühnenarbeiten. Vor zwei Jahren, bevor ich Mona kennen lernte, war ich sein Fahrer. Damals haben wir uns besser angefreundet. Er hat mir sogar ein paar Geldanlagetipps gegeben. Ich habe ein paar gute Geschäfte gemacht. Mona mag teure Klunker - und irgendwann war ich in der Lage, sie ihr selbst zu kaufen.«
»Hat Joe Sie gefeuert?«
»Nein.
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