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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Ordnung? Miss Lucy kommt bald wieder?«
    »Nicht sehr bald.« Mike gab dem Mann seine Visitenkarte. »Rufen Sie mich an, falls jemand nach ihr fragt. Und sorgen Sie dafür, dass niemand etwas in ihrem Zimmer anrührt.«
    »Aber bald sie schuldet mir nächstes Geld.«
    Mike holte einige Zwanzigdollarscheine aus seiner Hosentasche. »Niemand nimmt etwas aus Miss Lucys Zimmer. Das hier ist die Anzahlung für nächsten Monat.«
    »Ja, Sir.« Der Mann verstaute das Geld in einer abschließbaren Schublade und reichte Mike einen Schlüssel. »Zimmer dreihundertsiebzehn. Soll ich Ihnen zeigen?«
    »Danke, wir finden es allein.« Wir gingen über die durchgetretene Holztreppe in den zweiten Stock und dann den Korridor hinunter. Mike schloss die Tür auf und knipste das Licht - eine nackte Glühbirne - an.
    Das umwerfende goldblonde Mädchen auf dem fliegenden Trapez fristete in Wirklichkeit eine dürftige Existenz. Das Leben von Lucy DeVore - oder wer immer sie in Wirklichkeit war - passte in einen einzigen Rollenkoffer, der aufgeklappt in einer Ecke des Zimmers stand. Die meisten ihrer ordentlich gefalteten Anziehsachen - billige Baumwollblusen und Pullis, Jeans und Hosen - waren schwarz. Im Wandschrank hingen ein paar kurze, schulterfreie Kleider, die ihre Figur sicherlich bestens zur Geltung brachten. Neben dem Bett standen drei Paar Schuhe und ein Paar hohe Absatzstiefel.
    Den Tisch mit den beiden Schubladen hatte sie als Kommode benutzt. Darauf lag ein Kosmetikset aus Plastik - wahrscheinlich ein Werbegeschenk -, mit dem sich Lucy heute Morgen auf die Textlesung vorbereitet hatte. Es enthielt alle möglichen Schminkutensilien - Puder, Wimperntusche, Eyeliner, Lidschatten und Lippenstifte in allen Farben, vom blassesten Pink bis zu tiefem Burgunderrot. Daneben lagen Zahnpasta und Zahnbürste und eine Schale mit einem Stück Seife.
    Auf dem Nachttisch lag ein kleiner Ordner mit Fotos. Lucy als Mutter Courage, als Johanna von Orleans, als Blanche Dubois in Endstation Sehnsucht , als Dorothy auf der gelben Pflastersteinstraße und als Nellie Forbush in South Pacific . Auf manchen Bildern sah sie aus wie fünfzehn, auf anderen alt genug, um die reiferen Rollen spielen zu können. Bei den Bühnen handelte es sich um Schul- oder Kleinstadttheater, und das Album lieferte keine Anhaltspunkte, dass ihre Familie die Vorstellungen besucht hatte. Es war wahrscheinlich nicht als Erinnerungsalbum gedacht, sondern dazu, Produzenten und Regisseuren ihre Bandbreite an Bühnenrollen vorzuführen.
    Das letzte Foto schien erst vor kurzem aufgenommen worden zu sein. Auf dem Bild war Lucy mit einem schwarzen Trikot und einer Strumpfhose bekleidet; auf dem Kopf trug sie einen scharlachroten Filzhut mit weißen Pailletten und einer schwarzen Quaste, die ihr über das rechte Auge fiel. Es war ein Tarbusch, die marokkanische Kopfbedeckung, die ursprünglich die Studenten der Universität von Fes getragen hatten und die als Symbol für Wissen und Integrität galt. Ich besah mir das Bild genauer und suchte nach einem Hinweis, wo es aufgenommen worden sein könnte. Lucy lehnte an einer Tür und stützte sich auf einen großen Stahlknauf. In eine achteckige angeschraubte Platte war ein Wort eingraviert - möglicherweise der Name des Theaters oder des Gebäudes, in dem das Foto aufgenommen worden war. Lucys Hand verdeckte das Wort bis auf den ersten Buchstaben, ein M .
    Ich zeigte es Mike. »Glaubst du, dass dieses Foto in der Met aufgenommen wurde?«
    Er studierte den ungewöhnlichen Türknauf. »Sieht nach etwas Älterem aus. Wie viele Theater in der Stadt beginnen mit dem Buchstaben M ?«
    »Das Music Box. Das Majestic -«
    »Ich besorge uns eine Liste.«
    Ich steckte das kleine Fotoalbum in der Hoffnung ein, dass es uns helfen würde, Lucys Zuhause ausfindig zu machen.
    Mike sah unter das Kissen und fuhr mit der Hand unter die Bettdecke. »Wenn man in einer Absteige wie der hier wohnt, muss man irgendwo seine Wertsachen aufbewahren. Wo könnte sie sie versteckt haben? Hier wird dauernd eingebrochen. Sie machte auf ihre Nachbarn sicherlich den Eindruck, als hätte sie genug Kohle.«
    »Ich hatte schon mit Prostituierten zu tun, die hier in der Gegend gearbeitet haben. Manche von ihnen hatten aus genau diesem Grund Schließfächer am Busbahnhof gemietet.«
    An Lucys Koffer hing kein Namensschild einer Fluggesellschaft. Falls sie mit dem Bus nach New York gekommen war, würde sie wahrscheinlich den Port-Authority-Bahnhof kennen.
    Ich ging noch einmal

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