Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
zu überführen?«
»Ich habe natürlich noch einige Fragen. Außerdem müssen wir warten, bis ihr Mann die erforderlichen Papiere unterschrieben hat. Unter den gegebenen Umständen ist es etwas ungewöhnlich, dass jemand, der nicht mit ihr verwandt ist, die Leiche überführen möchte.«
»Wir hatten eine berufliche Beziehung, Detective. Ich habe Talja als Künstlerin gefördert und war auch ihrem Ensemble gegenüber sehr großzügig.«
»Das ist es ja, was ich nicht ganz verstehe.« In bester Columbo-Manier legte Mike die Stirn in Falten und beschrieb mit der rechten Hand Kreise in der Luft. »Wie genau funktioniert diese Partnerschaft?«
Alden leierte eine schablonenhafte Beschreibung seines Mäzenatentums herunter und stritt ab, mit Talja Galinowa eine sexuelle Beziehung gehabt zu haben.
»Warum machen Sie das?«, fragte Mike.
»Ich habe viel Geld verdient, Detective. Ich bin zweiundfünfzig Jahre alt, Investmentbanker. Ich war für kurze Zeit verheiratet, habe aber keine Kinder. Meine Großmutter war eine der wichtigsten Opernsängerinnen des letzten Jahrhunderts. Ihr zu Ehren fördere ich herausragende Künstler und Künstlerinnen.«
»Wer war Ihre Großmutter?«, fragte Mike.
»Ihr Mädchenname war Giulietta Capretta. Kennen Sie den Namen?«
Mike schüttelte den Kopf.
»Und Sie, Ms Cooper?« Alden drückte sich von der Wand ab und ging in Richtung Ausgang.
»Mein Vater hatte Aufnahmen von ihr. Mit Caruso in der alten Met, wenn ich mich recht erinnere.«
Alden lächelte mich an und imitierte seine Großmutter, indem er mit dem Finger wackelte und das R rollte. »›Leider, mein Fräulein, haben Sie keine Ahnung von meiner Stimme, wenn Sie nur die Schallplatten kennen. Im Tonstudio mussten sie mich mit dem Rücken zum Horn stellen‹,« Alden gestikulierte wild mit den Armen, »›oder die Membrane wäre geplatzt.‹ Das hielt Giulietta den armen Leuten vor, die sie nie auf der Bühne gesehen hatten.«
Mike war von Aldens Showeinlage sichtlich genervt. Er ging schneller und drehte sich ein paar Schritte vor uns um. »Deshalb sind Sie so großzügig? Wegen Erinnerungen an Ihre Oma?«
»Reicht Ihnen das nicht, Mr Chapman? Meine Familie fördert seit Generationen die Künste.« Alden schritt großspurig aus und zupfte am Kragen seines Trenchcoats, damit er ihm nicht von der Schulter rutschte. »Sie war Teil der Clique, die für den Bau der alten Met verantwortlich war. 1883, Broadway, Ecke 40. Straße. Damals, als man an der Academy of Music die Nase über sie rümpfte.«
Ich kannte die Geschichte der ursprünglichen Metropolitan Opera seit meinen ersten Besuchen im Lincoln Center. Nach dem Bürgerkrieg lehnte die alte Garde der Academy, bis dahin die wichtigste Opernbühne Amerikas, eine Mitgliedschaft der Neureichen - der Familien Vanderbilt, Gould, Astor und Belmont - ab. Also organisierten die wohlhabenden Parvenüs ihren eigenen Verein Uptown und trieben die Academy of Music damit in den Ruin. An deren Standort wurde das städtische Elektrizitätswerk errichtet, das noch heute in der 14. Straße in Betrieb war. Die Premierenabende an der Met waren derart glamourös - die Frauen in eleganten Abendroben und kostbarem Geschmeide -, dass die Parterrelogen, die den reichsten Geldgebern vorbehalten waren, den Beinamen »Diamanthufeisen« erhielten. Zweifelsohne hatten sich auch Vorfahren von Alden darunter befunden.
»Was hat Ihnen die halbe Million in diesem speziellen Fall gebracht?«
»Mit Sicherheit Taljas Aufmerksamkeit. Ich hatte sie gern an meiner Seite, Mr Chapman. Sie war außerordentlich intelligent und einzigartig talentiert, eine wunderschöne Frau und eine gute Gesellschafterin.«
»Und ihr Mann hat nicht dazwischengefunkt?«
»Taljas Mann spielt seit über einem Jahrzehnt keine Rolle mehr. Ein netter Junge, wie man in England sagt. Er ist seit einem Gehirnschlag an den Rollstuhl gefesselt, er muss fast achtzig sein, meiner Meinung nach ist er nicht mehr ganz richtig im Kopf. Er wird rund um die Uhr betreut, und es fehlt ihm an nichts.«
»Worin bestand dann die Anziehung für Talja?«, fragte Mike.
»Geld, als der alte Junge es noch hatte. Aber die Tage sind schon lange vorbei.«
»Waren Sie am Freitagabend, als Talja umgebracht wurde, in der Vorstellung?«
»Nein, ich war nicht einmal in der Stadt. Ich habe ein Haus in der Nähe von Vail und bin übers Wochenende dorthin geflogen. Ich habe erst am Sonntagabend erfahren, dass sie ermordet wurde.«
Mike zeigte auf die Bühne des
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