Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
reckte den Daumen empor.
Berk warf die Bettdecke zurück und setzte sich auf die Bettkante. Dabei rutschte die Hose seines nilgrünen Satinpyjamas unter die Hüftknochen. Er schrie aus vollem Hals nach der Krankenschwester. »Wollen Sie an meinem hohen Blutdruck schuld sein? Holen Sie Florence Nightingale, bevor mein Darm platzt. Ich kenne keine Lucy DeVore. Nie gekannt. Wissen Sie, wie viele Leute Joe Berks Telefonnummer haben? Herzchen, würden Sie mir die Bettpfanne reichen?«
»Vergessen Sie’s, Joe. Ms Cooper hat schon seit ewigen Zeiten keine Doktorspielchen mehr gemacht, und sie wird nicht mit Ihnen anfangen, wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe.« Mike schob mich beiseite. »Ihr Getue nervt. Ich glaube Ihnen nicht, dass Sie sich plötzlich erleichtern müssen, und ich kaufe Ihnen nicht ab, dass Sie das Mädchen nicht kennen. Also, Lucy DeVore.«
»Sie können mich mal, Detective.«
Mike hielt ihm den falschen Führerschein mit dem Foto des Mädchens unter die Nase. »Sehen Sie sie an, Joe. Dieses Mädchen haust in einem Rattenloch in der Ninth Avenue, und die einzige Spur, die sie hinterlassen hat, führt direkt in Ihr Boudoir.«
Wieder schrie Joe nach der Krankenschwester.
Mike nahm die Brieftasche aus braunem Alligatorleder vom Nachttisch, entnahm ihr ein Bündel Geldscheine und fächerte sie wie Spielkarten in der Hand auf. »Alles Hunderter, Joe. Sollen wir die Seriennummer mit Lucys Geldschein vergleichen? Bezahlen Sie so Ihre Mädchen?«
Ich hatte Mike unter solch zahmen Umständen - keine Straßenjagd, keine Schießerei, keine gefährliche Konfrontation mit einem gewalttätigen Verbrecher - noch nie so aufgewühlt gesehen. Ich wusste, dass er wütend und frustriert war, aber so hätte er sich vor Vals Tod im Dienst nie verhalten. Mit dem Geld eines reichen Mannes zu spielen, fand nie ein Happy End im Polizeiregister. Ich griff nach seinem Arm, um ihn dazu zu bringen, das Geld zurückzulegen. Stattdessen warf er die Scheine in die Luft und sah zu, wie sie durch das Zimmer flatterten.
»Sie halten sich für einen ganz tollen Hecht, Mr Chapman, was? Glauben Sie wirklich, dass der Polizeipräsident meinen Anruf nicht entgegennehmen wird? Dass er mit einem kleinen dummen irischen Cop nicht genau das tun wird, was Joe Berk ihm sagt? Rufen Sie die Krankenschwester, damit sie das Geld aufhebt!«
»Erzählen Sie mir, wie Sie das Mädchen kennen gelernt haben. Vorher werden Sie mich nicht los. Wann kapieren Sie das endlich?«
Berk hielt seine Pyjamahose fest und griff nach seinem Handy. Mike kam ihm zuvor und schleuderte es aus dem Raum, sodass es draußen die Treppe hinunterpolterte.
»Angenommen, Sie rufen die Polizei. Ich bin derjenige, mit dem Sie es zu tun haben, Joe. Ich bin der freundliche Streifenpolizist. Was das Alter angeht, sind Sie aus dem Schneider, Joe. Keine Sorge. Lucy ist vor ein paar Monaten neunzehn geworden.«
Berk hob den Kopf. Mikes Bluff schien zu funktionieren.
»Wer ist neunzehn? Dieses - dieses Mädchen, das Sie Lucy nennen?«
»Wie nennen Sie sie denn?«
»Ich weiß nicht einmal, ob wir über dasselbe Mädchen reden.« Berk ließ sich wieder aufs Bett fallen. In seinem ohnehin geschwächten Zustand erschöpfte ihn die leichteste Anstrengung.
»Hören Sie auf, sich selbst Leid zu tun, Joe. Dieses fantastisch aussehende Mädchen, das noch vor vierundzwanzig Stunden eine Zukunft hatte, wird morgen auf der Intensivstation aufwachen, mit zwei brandneuen Titanhüften und mehr Schrauben in den Beinen als Sie Hundertdollarscheine in Ihrem Geldbeutel haben. Ich will, dass jemand bei ihr ist, wenn sie aufwacht. Jemand, dem sie nicht egal ist. Mehr will ich nicht.«
»Suchen Sie woanders. Ich habe sie nie angerührt.«
Mike setzte sich rittlings auf einen Stuhl und rückte näher an Joe Berk. »Wo kam sie her? Warum hat sie sich im Elk einquartiert? Dort ist es schlimmer als im neunten Zirkel der Hölle, Herrgott noch mal!«
Berk lehnte sich gegen die Kissen. »Wen kümmert’s, wo sie herkam? Ich weiß nicht, wie sie mich finden, aber sie tun es. Vielleicht ist es ein abgekartetes Spiel.«
»Was für ein Spiel, Joe?« Mikes Stimme wurde sanfter. »Was sehen Sie Coop an? Sie schockiert nichts mehr, glauben Sie mir. Sie hat schon alles gesehen und gehört.«
Ich drückte mich gegen die Wand. Vielleicht wäre Berk eher bereit, etwas zu sagen, das er als peinlich empfand, wenn ich mich so unsichtbar wie möglich machte.
Berk starrte mich an. »Sie sieht nicht so abgebrüht
Weitere Kostenlose Bücher