Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
verwandelt hatte. Überall waren Fotos und Sachen von ihr, und auf Mikes Sammlung von historischen Biografien stapelten sich Vals Architekturbücher.
Ich beugte mich vor und betrachtete ein Foto von Val, das ich noch nie gesehen hatte. Auf der Nahaufnahme trug sie eine Baseballkappe mit dem Logo der New Yorker Polizei und strahlte übers ganze Gesicht. Ich schämte mich, dass ich oberflächliche Vergleiche anstellte - wie viel ebenmäßiger ihre Gesichtszüge waren als meine, was für eine feingliedrige Schönheit sie gewesen war. Ich richtete mich auf und staubte das Bild mit dem Ärmel ab.
Auch Vals Anziehsachen waren noch in der ganzen Wohnung verteilt - auf einem Wandschrankregal lagen einige pastellfarbene Crewneck-Pullis neben Mikes dunkleren Pullovern, ihre Sandalen standen neben seinen Halbschuhen, und über der Lehne des Stuhls, den er mir angeboten hatte, hing ein durchsichtiger Bademantel in Lavendelblau, Vals Lieblingsfarbe.
Ich strich gerade die Decke auf dem wahrscheinlich seit Tagen ungemachten Bett glatt, als Mike aus dem Badezimmer kam. »Was machst du da?«
»Wenn du willst, können wir später noch einmal herkommen, und ich kann dir beim Aufräumen helfen.«
»Es ist nicht der Buckingham-Palast, Coop, okay? So lebe ich.«
»Früher war das anders.«
»Früher war vieles anders. Los, fahren wir. Ich habe nur zwölf Minuten gebraucht. Nicht schlecht, oder?«
»Soll ich, äh, soll ich mit dir Vals Sachen durchsehen?«
Er sah mich an, als wäre ich verrückt. »Gib einfach Ruhe. Ich bin noch nicht so weit. Kannst du das Herrgott noch mal nicht verstehen?«
Ich öffnete die Tür und ging zur Treppe. »Besser, als du denkst.«
Auf der kurzen Fahrt zu Elsas Salon, der in ein Stadthaus an der Ecke 56. Straße und Park Avenue umgezogen war, überflog ich den Zeitungsbericht über Sengor. Dann kauften wir im Deli an der Ecke Kaffee für uns und die Angestellten, die so früh am Morgen schon im Salon waren.
Elsa stöhnte, als sie meine Haare sah, und führte uns in das Hinterzimmer des eleganten Salons. Wir waren seit Jahren befreundet, und ich verließ mich ebenso auf unsere Freundschaft wie auf ihr Talent und ihr Auge.
»Bei den verkohlten Spitzen müssen Sie schier zaubern können«, sagte Mike. »Aber Coop ist unausstehlich, wenn sie nicht blond genug ist, also legen Sie los.«
Elsa ging nach nebenan, um die Blondierung zu mischen, und kam mit Nana, meiner Stylistin, zurück.
»Wenn das nicht Nana-aus-Ghana ist«, sagte Mike und stand auf, um sie zu umarmen. »Das ist ja heute früh die reinste Haar-Intensivstation. Alle Mann wegen Coops getoasteten Haarspitzen im Einsatz.«
Nana lächelte Mike breit an und begutachtete die Haare in seinem Nacken. »Während Sie auf Alex warten, kümmere ich mich besser um Sie, Detective«, sagte sie mit ihrem ausgeprägten westafrikanischen Akzent. »Kommen Sie mit.«
»Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden.«
Mike ging mit Nana nach nebenan, und ich erzählte Elsa, was gestern passiert war, während sie Alufolie um meine Haarspitzen wickelte. Danach versuchte Nana den Schaden zu reparieren, den ich mit meinem Amateurhaarschnitt nur noch schlimmer gemacht hatte. Es war fast neun Uhr, als Mike und ich den Salon verließen und in mein Büro fuhren.
Laura wartete an der Tür auf mich und entschuldigte sich dafür, den Brief auf meinen Schreibtisch gelegt zu haben.
»Sie konnten es ja nicht wissen. Geben Sie sich keine Schuld! Gott sei Dank hat es nicht Sie erwischt - ohne Sie wäre ich aufgeschmissen«, sagte ich, um die Atmosphäre etwas aufzulockern.
»Battaglia möchte Sie sprechen. Er sagte, es müsse sofort sein, weil er nach Washington zu einer Senatsanhörung über Waffenkontrolle muss. Sie brauchen sich gar nicht erst zu setzen. Sofort heißt sofort.«
»Kommst du mit?«, fragte ich Mike.
Er setzte sich an meinen Schreibtisch und breitete eine Serviette unter einem Marmeladekrapfen aus. »Nach mir hat er nicht gefragt. Ich frühstücke.«
Battaglia stopfte gerade Papiere in seinen Aktenkoffer, um sich auf den Weg zum Flughafen zu machen, als ich sein Büro betrat. »Wie geht es Ihnen?«
»Danke, gut. Ich bin mit dem Schrecken davongekommen.«
»Gibt’s was Neues über den Mord an der Met?«
»Die einzige Neuigkeit ist, dass sich an dem Männerhandschuh, der in der Nähe des Tatorts gefunden wurde, Joe Berks DNA nachweisen ließ.«
Battaglias Zigarre wackelte. »Interessant.«
»Freuen Sie sich nicht zu früh, Paul. Es könnte
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