Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
»Wer war der Herausgeber der Autobiografie des großen amerikanischen Generals Ulysses S. Grant?«
Zwei Kandidaten wagten nicht einmal eine Vermutung, während der dritte eine Antwort auf seinen Monitor kritzelte.
»Ich hasse es, wenn man mich so aufs Glatteis führt«, sagte Mike. »Das hat nichts mit Militärgeschichte zu tun. Das ist wieder mal genau das Richtige für die studierte Anglistin.«
»Wollen Sie nicht einmal raten?«, fragte Trebek den zweiten Kandidaten, der eine unbeschriebene Tafel hochhielt.
»Vielleicht ist es eine Fangfrage. Warum sollte man seine Lebensgeschichte von einem Dritten edieren lassen? Ich bin für Grant selbst«, sagte Mercer.
»Mercer, weißt du die Antwort, oder ist das hier mein Schmerzensgeld?« Ich streckte den Arm aus, um die vierzig Dollar vom Teppich aufzuheben.
»Greif zu.«
»Es tut mir Leid«, sagte Trebek. »Das ist leider die falsche Antwort. Wer -«
»Wer war Mark Twain?«, fragte ich.
»- war Mark Twain? Kaum zu glauben, oder?«, sagte Trebek. »Der Autor eines unserer besten Romane hat die Memoiren eines der größten Generäle in der Geschichte herausgegeben und veröffentlicht. Wer hätte das gedacht?«
»Sie waren wirklich ein seltsames Paar«, sagte ich, »aber die dicksten Freunde.«
»Ausgerechnet du redest von seltsamen Paaren.«
Das Telefon klingelte, und ich verzog das Gesicht, als Mike mir den Hörer reichen wollte. »Ich will mit niemandem sprechen. Lass es klingeln.«
Er sah auf die Anzeige und hob ab. »Hier bei Alexander Cooper.«
Ich stellte mein Glas auf den Boden und signalisierte Mike mit beiden Händen, dass ich das Gespräch nicht annehmen wolle.
»Nein, Sir, ich bin nur der Butler. Ja, Mr B, hier ist Mike Chapman. Sie ist, äh, sie ist gerade zum Nachbarn hinübergegangen. Stellen Sie sich vor! Ihr ist der Scotch ausgegangen. Ja, es geht ihr gut. Sie wird Ihnen morgen früh alles berichten.« Mike beschrieb dem Bezirksstaatsanwalt, was passiert war, und nannte Sengor und Alkit als mutmaßliche Verdächtige.
»Was immer Sie sagen, Mr B. Natürlich kann ich die Nacht hier verbringen. Kein Problem. Ich glaube nicht, dass später noch jemand mit explodierenden Anschovis auf der Pizza aufkreuzt, aber wenn es Sie beruhigt, behalte ich sie im Auge«, sagte Mike. »Ja, ich weiß, was Sie meinen. Manchmal bringt sie mehr Ärger als Nutzen. Da muss ich Ihnen Recht geben.«
Ich richtete mich auf, um zu protestieren. »Unten sind rund um die Uhr zwei Portiers. Ich brauche wirklich keinen -«
»Verdreh hier nicht die Augen, Blondie. Bis wir herausgefunden haben, ob auf dem Brief irgendwelche Fingerabdrücke sind, will dein Boss auf Nummer sicher gehen.«
Als die Pizza geliefert wurde, knabberte ich an einem Stück und überließ Mercer und Mike den Rest.
Kurz vor neun Uhr erhielt Mercer einen Anruf von einem Kollegen, der nur wenige Blocks von meiner Wohnung entfernt war. Er hatte in der Videoabteilung der Bezirksstaatsanwaltschaft Duplikate von Sengors Videokassetten anfertigen lassen und wollte wissen, ob wir sie uns vor der morgigen Anklageerhebung gegen Dr. Alkit ansehen wollten. Mercer verabredete sich mit ihm unten am Eingang und kam mit sechs Kassetten zurück.
»Willst du sie dir ansehen?«
»Ja, am besten erst mal die vom letzten Freitag. Sind sie beschriftet?«
»Ja. Alle etikettiert.« Mercer legte die entsprechende Kassette in den Videorekorder ein.
Sengor musste die Kamera eingeschaltet haben, nachdem er seine Opfer bewusstlos gemacht hatte. Zuerst sah man einige Sekunden lang nur die leeren Betten mit den zurückgeschlagenen Decken. Mercer, der in der Wohnung gewesen war, beschrieb uns das Bücherregal, in dem die Kamera versteckt gewesen war.
Im Hintergrund hörte man das Geräusch des CD-Wechslers und dann die Stimme von Kris Kristofferson, der flehte, dass ihm jemand dabei half, die Nacht zu überstehen. Sengor kam mit Jean Eakens schlaffem Körper auf dem Arm ins Zimmer. Sie trug die bequemen Klamotten, in denen ich sie Freitagnacht kennen gelernt hatte, während er splitterfasernackt war.
Der Arzt legte sie aufs Bett, dämpfte das Licht und wandte sich dann der Kamera zu - er strich sich selbstgefällig mit der Hand über die Brust und bewunderte seine Erektion.
Jean Eaken war absolut reglos. Sengor hob sie vorsichtig unter den Schultern an und zog ihr den Pullover über den Kopf. Er hakte ihren BH auf und schob ihre Arme einzeln durch die Träger. Während er sie auszog, murmelte er etwas Unverständliches vor
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