Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
sich hin. Dann ließ er sie aufs Bett zurückfallen, stand auf und zog an einem Joint, der auf dem Nachttisch lag, bevor er sich daran machte, ihr die Hose auszuziehen.
Mike hatte genug gesehen. »Nekrophilie. Ich habe noch nie etwas Ekligeres gesehen. Wie könnt ihr euch das nur ansehen? Der einzige Unterschied zu Sex mit einer Leiche ist, dass der Körper dieser Frau noch warm ist. Wenn ich’s euch sage: Ihr, die ihr mit Sexualverbrechen zu tun habt, seid alle nicht normal im Kopf. Die Leute, mit denen ich zu tun habe, sind wenigstens tot. Mausetot. Sie sehen nichts, sie fühlen nichts. Der Täter kann nicht sagen: ›Hey, Mann, dort, wo ich herkomme, ist das kein Verbrechen.‹ Mord ist Mord, egal wo es passiert. Aber dieses Zeug da? Wie könnt ihr euch das bloß anschauen? Kein Wunder, dass dein Liebesleben im Eimer ist, Coop.«
Mercer hielt den Videorekorder an. »Der Typ serviert uns sein Verbrechen praktisch auf dem silbernen Tablett. Wir müssen es uns ansehen, um sicherzugehen, dass kein entlastendes Material darunter ist. Das weißt du ganz genau.«
Mike war mit seinem Wodka in die Küche gegangen und suchte im Gefrierfach nach Eiskrem. »Ja, aber die Tatsache, dass ihr beide da im Wohnzimmer hockt und euch dieses widerliche Zeugs anschaut, als wärt ihr im Kino, ist wirklich -«
»Die Nonnen in der Klosterschule haben bei dir wirklich gute Arbeit geleistet, Mikey«, sagte ich. »Ich bin überrascht, dass du das Wort ›Geschlechtsverkehr‹ aussprechen, geschweige ihn vollziehen kannst.«
»Wie kommst du darauf, dass ich es kann, Kid? Du wüsstest das doch als Letzte. Gib’s zu, es macht dich an, diesen Scheiß anzusehen, oder? Du solltest nicht so daherreden.«
»Mercer und ich müssen uns diese Bänder ansehen, genauso wie du zu Autopsien gehen musst.«
»Mir ist Mord allemal lieber. Sagt mir Bescheid, wenn ihr genug gesehen habt, um euren Fall beweisen zu können. Ich weiß ja, dass du den Geschworenen wasserdichte Beweise liefern willst, aber das hier ist zu viel des Guten.«
Er ließ sich in einen Sessel fallen, legte die Füße auf meinen gläsernen Couchtisch und löffelte Chocolate-Chocolate-Chip-Eiskrem direkt aus dem Behälter.
»Jetzt muss ich nur noch den Täter zwischen die Finger kriegen«, sagte ich und setzte mich in einen anderen Sessel.
Mercer stand auf. »Ich mach mich auf den Nachhauseweg. Würdest du Max diese Kopien bringen? Sie kann sie zusammen mit deinen Praktikantinnen anschauen, um herauszufinden, ob wir noch mehr Opfer ausfindig machen müssen.«
»Klar.« Ich brachte ihn zur Tür und gab ihm einen Abschiedskuss. »Danke, dass du gekommen bist. Ich hatte wirklich Angst, als mir die Flammen ins Gesicht schlugen. Hast du so etwas schon mal gehabt?«
Mercer wandte sich an Mike. »Wer hat den Fall vor zwei Jahren im Gouverneursbüro in der Third Avenue bearbeitet, Mike? War das nicht Iggy? Erinnerst du dich an den Gefängnisinsassen in Neu-Mexiko, der fünfzig solcher Briefe gebastelt und an die Gouverneursbüros aller Bundesstaaten geschickt hat?«
Mike zuckte mit den Schultern.
»Damals hat es fünf Sekretärinnen erwischt. Die anderen Briefe konnte man noch rechtzeitig rausfischen. Es ist nicht schwer, so ein Ding zu basteln, Alex.«
»Rufst du mich morgen früh wegen der Fingerabdrücke an?«
Mercer zeigte auf meine Haare. »Kümmere du dich um deine Frisur - ich erledige den Rest.«
»Noch einen Drink?«, fragte ich Mike, nachdem ich die Tür verriegelt hatte.
»Klar. Wir sehen uns die Zehn-Uhr-Nachrichten an, und dann geht’s ab in die Heia.«
»Zu Befehl, Dr. Chapman. Ich bin fix und fertig. Du kannst im Gästezimmer schlafen.«
»Das Sofa hat mir schon mal gute Dienste geleistet. Ich bleib hier draußen im Wohnzimmer.«
»Ich hol dir eine Decke. Willst du auch einen Bademantel?«
»Pink ist nicht gerade meine Farbe.«
»Ich habe sicher einen, äh, einen alten -«
»Glaubst du, ich will mich in einen Fetzen wickeln, den einer deiner Verflossenen zurückgelassen hat? Nein danke! Am Ende komme ich noch auf dumme Gedanken, und was dann? He, ich habe schon schlimmere Einsätze hinter mir. Beruhige dich einfach.«
Ich gähnte noch vor dem Wetterbericht und ging zu Bett.
Um vier Uhr morgens war ich hellwach und wälzte mich unruhig im Bett hin und her. Ich hatte von Natalja Galinowa geträumt, von ihrer Leiche am Boden des Lüftungsschachts in der Met. Der Traum war so realistisch gewesen, dass ich einige Sekunden lang nicht wusste, ob ich wach war oder
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