Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
fragte Mike.
Peterson und ich sahen ihn verdutzt an.
»David Berkowitz, Son of Sam, war pummelig. Blaubart wird auf Illustrationen immer kräftig dargestellt. Fatty Arbuckle - der Name sagt schon alles. Aber überlegt mal. Die meisten Mörder sind rank und schlank.«
Peterson ließ Mike reden und blätterte in den Karteikarten, während ich überlegte, worauf Mike hinauswollte.
»Malvo und Mohammed, die Scharfschützen in Washington, D. C. - schlank. Die Menendez-Brüder - hager. O. J. - kräftig gebaut, aber fit. Ma Barker - kein Fett. Mir fallen nicht viele schwergewichtige Mörder ein.«
»Haben Sie noch nie Die Sopranos gesehen?«, fragte Peterson. »Tony S., Big Pussy - in der Serie gibt es haufenweise übergewichtige Täter.«
»Das ist Fernsehen. Dillinger - dünn wie eine Bohnenstange, Charles Manson - unterernährt. Ted Bundy, Jeffrey Dahmer, Ihr Namensvetter, dieser Düngemittelvertreter aus Modesto - alle schlank wie eine Gerte.«
»Würdest du uns vielleicht verraten, worauf du -«
Mike zeigte zur Glastür. »Weil hinter dir ein fetter kleiner Lügner steht, der einen gemeingefährlichen Eindruck macht und es, wenn du mich fragst, auf dich abgesehen hat.«
Ich drehte mich um. Auf der anderen Seite des Glasfensters stand Rinaldo Vicci wie immer mit seinem lavendelfarbenen Schal um den Hals. Ich lächelte ihm zu und winkte ihn herein, aber er schüttelte den Kopf.
»Tu ihm den Gefallen, Coop. Schau nach, was er will.«
Ich ging hinaus in den mit Teppichboden ausgelegten Korridor. Durch die geöffneten Türen des Zuschauerraums drangen die Klänge des Triumphmarsches aus Aida in das Foyer.
Vicci ging zur Fensterfront, die zum Vorplatz mit dem Brunnen hinausging. »Danke, signora Cooper. Ich habe Sie kommen sehen, und ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.«
Er gehörte zu den Leuten, die sich schwer taten, Blickkontakt zu halten. Er sah mir zwar beim Reden ins Gesicht, fixierte aber eine Stelle ein paar Zentimeter neben meinen Augen, was seinen Blick verschleierte und es mir erschwerte, seine Glaubwürdigkeit einzuschätzen.
»Warum sind Sie heute hier, Mr Vicci? Ich meine, hier in der Met?«
Er zeigte mit seinem Schal in Richtung Bühne. »Einer meiner Klienten, ein junger Tenor, studiert die Rolle von Radames als zweite Besetzung ein. Signore Dobbis war so freundlich, mich an den Proben teilnehmen zu lassen.« Vicci trat noch näher ans Fenster und sah hinaus auf die Passanten, die den schönen Frühlingsvormittag genossen. »Es ist wegen des Mädchens, Ms Cooper. Ich fühle mich schrecklich. Ich habe im Krankenhaus angerufen, aber sie wollen mir nichts sagen, weil -«
»Lucy DeVore?«
»Ja, natürlich. Miss Lucy. Sie wollen mir nicht sagen, wie es ihr geht, weil ich nicht mit ihr verwandt bin. Wird sie durchkommen?«
»Die Ärzte gehen davon aus, Mr Vicci. Ich hoffe, dass man sie nächste Woche aus dem Koma holen wird. Da Sie alle so unkooperativ sind, hoffe ich, dass sie uns mit Informationen weiterhelfen kann. Sie wird nicht sterben, falls Sie und Ihre Kompagnons das gehofft haben. Die Ärzte wollen auf diese Weise nur den Heilungsprozess besser unterstützen.«
Vicci hustete, räusperte sich ein paar Mal und kramte in seiner Jackentasche. Mir kam es vor, als wollte er Zeit schinden. Er umklammerte seinen Schal und sagte mit stärkerem Akzent: »Natürlich will ich nicht, dass sie stirbt. Was für ein schrecklicher Gedanke! Möchten Sie auch ein Hustenbonbon?«
»Nein danke. Sie sollten mich anrufen, sobald Sie Ihre Bürounterlagen über Lucy gefunden haben. Also, wie hat Sie Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«
Vicci schloss die Augen und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Stirn. »Ich bin in einer sehr prekären Lage, signora . Ich habe Angst, dass jemand wütend auf mich sein wird, wenn ich zu viel erzähle.«
»Alles, was Sie mir im Laufe der Ermittlungen mitteilen, wird vertraulich behandelt. Niemand wird wissen, dass die Informationen von Ihnen stammen. Wie ich von anderen Zeugen gehört habe, waren Sie es, der Hubert Alden zu der Textprobe ins Imperial eingeladen hat. Wir wissen auch, dass Talja - Ms Galinowa - auf der Schaukel sitzen sollte, nicht Lucy DeVore.«
Er hörte auf, den Schal mit den Händen zu kneten, und verschluckte sich fast an seinem Hustenbonbon. Meine Bemerkung hatte die gewünschte Wirkung. Er sollte wissen, dass andere Zeugen mit uns sprachen, auch wenn noch keiner so viel gesagt hatte, wie mir lieb gewesen wäre.
Vicci räusperte sich
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