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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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noch träumte, und ich stand zittrig auf, um mir im Bad ein Glas Wasser zu holen.
    Eingewickelt in einen Bademantel ging ich barfuß ins Wohnzimmer. Mike lag auf dem Sofa, neben sich die halb leere Wodkaflasche und ein leeres Glas. Wahrscheinlich hatte er sich seit Vals Tod in vielen Nächten auf diese Weise betäubt.
    Ich legte ein Sesselkissen neben das Sofa und streckte mich auf dem Boden aus. Ich fuhr mit dem Finger das hellgrüne Muster meines Perserteppichs nach und hoffte, durch die monotone Bewegung wieder in den Schlaf zu sinken. Aber die Bilder von Jean Eakens Vergewaltigung gingen mir nicht aus dem Kopf, ebenso wenig wie der Text des Kristofferson-Songs auf der Videoaufnahme: »Wen kümmert der morgige Tag, wenn ich heute Nacht einen Freund brauche?«
    Nichts half mir, wieder einzuschlafen. Also beobachtete ich, wie der Himmel von einem tiefen Kobaltblau über ein milchiges Grau in ein wolkenloses Blau überging. Um Viertel vor sieben beschloss ich zu duschen und mich anzuziehen. Beim Aufstehen stieß ich aus Versehen an Mikes Bein, und er hob blinzelnd den Kopf.
    »’tschuldige. Ich wollte dich nicht aufwecken.«
    Er sah auf die Uhr. »Verdammt. Ich beeil mich besser, wenn wir dich heute noch auf Vordermann bringen wollen. Was macht das Kissen auf dem Boden? Bist du schon lange hier draußen?«
    »Vielleicht eine Viertelstunde. Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich beeil mich.«
    »Ich würde vorher gern zu mir nach Hause fahren, um mich frisch zu machen. Geht das in Ordnung? Stimmt etwas nicht, weil du dich hier draußen hingelegt hast? Willst du über irgendetwas reden?«
    »Nein. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Ich bin nicht gewohnt, so früh ins Bett zu gehen.« Ich drehte mich um und ging ins Bad, damit er meinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.
    Beim Hinausgehen hob Mike die Zeitungen vor der Tür auf. Die Titelseite der Times erwähnte Selim Sengor nicht, aber die Post konnte nicht widerstehen: »Mit getürktem Ausweis in die Türkei«.
    Als wir vor Mikes Wohnung in der York Avenue hielten, piepte sein Pager. Er erwiderte den Anruf und machte einen erfreuten Eindruck.
    »Erinnerst du dich an den Männerhandschuh, den man in der Nähe von Galinowas Leiche fand? Der mit den zwei unterschiedlichen DNA-Profilen?«
    Ich nickte.
    »Die DNA von den Hautzellen auf der Innenseite ist die von Joe Berk.«
    »Joe Berk? Woher hatten sie sein Profil für den Abgleich?«
    »Von dem Plastikbecher, den ich gegen deinen Willen aus Berks Wohnung mitgenommen habe, Coop. Sorg dafür, dass er vor Gericht als legales Beweismittel durchkommt. Wenn du dich anstrengst, kannst du einen Präzedenzfall schaffen. Ich mache dir nur ungern unnötig Arbeit, aber die Übung wird dir gut tun.«

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    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst diesen verdammten Becher wegwerfen. Warum riskierst du durch dein cowboyhaftes Verhalten, ungültiges Beweismaterial zu bekommen?«
    »Hey, als wir das erste Mal in Berks Wohnung waren, wolltest du dir auch ein paar seiner weißen Härchen unter den Nagel reißen, hab ich Recht?«
    »Aber ich hab’s nicht getan.«
    »Ich habe den Becher genommen, weil er Abfall war. Müll. Sag das den steifen Typen vom Revisionsgericht, die einen Tatort nicht von einer Cocktailparty unterscheiden könnten. Los, steig aus. Wir gehen nach oben.«
    »Ich warte im Auto auf dich.«
    »Battaglia meinte, ich solle auf dich aufpassen. Bis jetzt ist mir das gelungen, also gibt es keinen Grund, dich als lebende Zielscheibe an der Straßenecke sitzen zu lassen. Reg dich jetzt nicht über Joe Berks DNA auf. Ich habe, was wir brauchen, oder?«
    Ich folgte Mike die schmale Treppe hinauf zu seiner Wohnung im vierten Stock. Er hatte sein kleines, dunkles Einzimmerapartment vor langer Zeit »den Sarg« getauft. Bestimmt erinnerte ihn diese Bezeichnung seit Vals Tod jedes Mal, wenn er nach Hause kam, schmerzlich an seinen Verlust.
    »Schmeiß die Sachen einfach auf den Boden und setz dich.« Er zeigte auf einen Stuhl in der Ecke, dann nahm er ein paar saubere Sachen aus dem Schrank und der Kommode und ging ins Bad, um zu duschen.
    Das Durcheinander in der Wohnung war erschreckend. In der Regel entsprach Mikes Wohnung seiner gepflegten äußeren Erscheinung - Blazer, Button-down-Shirt, gebügelte Hose oder Jeans. Ich hob eine Windjacke vom Boden auf und stopfte Socken und Unterwäsche in einen Wäschebeutel.
    Noch verstörender als das Chaos war die Tatsache, dass er das kleine Zimmer in eine Gedenkstätte an Valerie

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