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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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dorthin gingen. Die Angst, dass ihre Probleme auf verschlungenen Wegen an Vorgesetzte gelangten, war zu groß. Und vielleicht nicht unberechtigt.
    Â»Ich weiß zu schätzen, dass Sie mit dieser Geschichte zu mir gekommen sind«, sagte Malbek. »Ich versuch mal zusammenzufassen, wo wir stehen. Sagen Sie mir, wenn Sie es anders sehen. Also: Sie sagen mir, dass Sie eigentlich nicht weitermachen können, aber Sie würden es gerne tun.«
    Vehrs nickte.
    Â»Nach dem, was Sie mir jetzt gesagt haben …«, sagte Malbek. »… müsste ich Sie eigentlich nach Hause schicken und Ihnen sagen, lassen Sie sich krankschreiben. Natürlich würde ich von Schackhaven sofort eine Krankheitsvertretung für Sie bekommen. Sicher würde er mir Harder empfehlen, weil der hier ja schon mal gearbeitet hat.«
    Â»Super!« Vehrs lachte leise auf.
    Â»So sehe ich das auch. Ich würde ihn ablehnen. Aber der Punkt ist: Bei diesem Fall will ich Sie und niemand anders. Ich schätze Ihre Arbeit, und wir sind mit Frau Hoyer ein ausgezeichnetes Team. Machen Sie weiter, oder brauchen Sie eine Auszeit?«
    Â»Ich will dabei sein.«
    Â»Sie haben auch die Möglichkeit zu wechseln. Vergessen Sie das nicht. Setzen Sie sich in einer anderen Abteilung an den Schreibtisch und bearbeiten Sie Verkehrsunfälle. Dann sind Sie die Berührung mit der Scheiße da draußen erst mal los. So lange, wie Sie wollen.«
    Â»Dann würde ich garantiert verrückt werden.«
    Sie gingen wieder rüber zu Hoyer.
    Â»Es geht weiter«, sagte Malbek zu Hoyer, als er mit Vehrs zurückkam. Vehrs und Hoyer sahen sich an, er nickte. Sie schien sich zu freuen, aber Malbek sah ihr die Zweifel an.
    Â»Handyabfrage?«, fragte Malbek.
    Â»Noch keine Antwort«, sagte Vehrs.
    Â»Was habt ihr aus der Vertrauensperson Ollie herausgequetscht?«
    Â»Nichts«, sagte Vehrs. »Als wir ihn überredet hatten, sich mit uns in seinem Wohnwagen zu unterhalten, musste er erst mal aufs Klo, das hat ungefähr fünf Minuten gedauert. Seine Freunde haben dabei vor den Toiletten gestanden und Bemerkungen gemacht. Als er wieder rauskam, hat er noch einen ganz manierlichen Eindruck gemacht. Im Wohnwagen hat er unter die Spüle gegriffen, eine Flasche rausgeholt und angesetzt. Er hat sie zur Hälfte geleert. Es war Strohrum.«
    Â»Welcher?«, fragte Malbek.
    Â»Nur der Sechzigprozentige. Aber das reichte natürlich auch schon. Er versuchte noch, sich in die Tischbank zu klemmen, ist aber vorher zusammengebrochen.«
    Â»Und dann?«, fragte Malbek ungeduldig.
    Â»Der Notarztwagen hat ihn nach Kiel mitgenommen, ins Städtische Krankenhaus. Der Stationsarzt sagte heute Morgen, dass er morgen Vormittag wahrscheinlich wieder vernehmungsfähig sei. Weitere Drogen haben sie bisher in seinem Blut nicht gefunden.«
    Â»Die Spurensicherung ist auf den Gemeinschaftstoiletten des Campingplatzes fündig geworden«, sagte Hoyer. »Ein paar Spuren Schnee. Reste, die schon wochenlang da rumlagen.«
    Â»Führt uns auch nicht weiter«, sagte Malbek. »Aber ruft bitte öfter im Krankenhaus an. Macht dem Stationsarzt klar, worum es hier geht. Grausamer Mord, Täter ist geisteskrank, läuft frei herum, und wir wissen nicht, was er als Nächstes tut. Sagen Sie dem Arzt, er soll Ollie auspumpen, eine Blutwäsche machen, alles, nur damit der Kerl endlich halbwegs wieder klar wird!«
    Â»Okay.« Vehrs nickte müde.
    Â»Müssen wir einen Bericht über die Sache mit dem Ollie machen?«
    Â»Klar«, sagte Malbek.
    Â»Da säuft sich ein Zeuge, ein potenziell wichtiger Zeuge, vor deinen Augen innerhalb von Sekunden eine Alkoholvergiftung an«, sagte Vehrs aufgeregt. »Und du bist als Ermittler plötzlich auch potenziell verdächtig, nicht richtig aufgepasst zu haben. Schlimmer noch, wenn wir nicht zu zweit bei ihm gesessen hätten, hätte dieser Ollie hinterher vielleicht behauptet, der Bulle hätte ihm gesagt, er soll mal einen Schluck trinken, damit er locker wird.«
    Vehrs hatte sich so ereifert, dass er jetzt nach Luft schnappte. Hoyer und Malbek sahen ihn betreten an.
    Â»Ja, ist doch so, oder spinn ich?«, setzte Vehrs nach.
    Er stützte sich mit den Ellenbogen auf die Oberschenkel und vergrub sein Gesicht in den Händen und schüttelte den Kopf. »Scheiße, Scheiße. Tut mir leid.«
    Und dann nach ein paar weiteren Sekunden: »Okay,

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